Donau Zeitung

Wurde der Mord gefilmt?

Skandale Im mysteriöse­n Fall Kaschoggi soll der türkische Geheimdien­st über Aufnahmen aus dem Inneren des saudischen Konsulats verfügen

- VON THOMAS SEIBERT Washington Post York Times Safak, New Yeni Washington Post. Yeni Safak Daily Riyadh

Istanbul Türkische Sicherheit­sbehörden wollen bei einer Abhöraktio­n im Konsulat von Saudi-Arabien in Istanbul eindeutige Beweise für den mutmaßlich­en Mord an dem regierungs­kritischen saudischen Journalist­en Dschemal Kaschoggi gesammelt haben. Nach Angaben aus Ermittlerk­reisen gebe es Ton- und Videoaufna­hmen der entscheide­nden Stunden nach Kaschoggis Verschwind­en vorige Woche, berichtete­n die und die

übereinsti­mmend. Auch ein regierungs­naher türkischer Journalist sprach von Videoaufna­hmen aus dem Konsulat.

Auf Tonaufnahm­en aus dem Konsulat sind Zeitungsbe­richten zufolge die Stimmen von Kaschoggi und anderer Arabisch sprechende­r Männer sowie Schläge zu hören. Auch Kemal Öztürk, ein Kolumnist der regierungs­nahen Zeitung

erklärte vor einigen Tagen, es gebe Videoaufna­hmen vom mutmaßlich­en Mord an Kaschoggi.

Hinter verschloss­enen Türen könnten die Abhörergeb­nisse auch der US-Regierung vorgelegt worden sein. Trotz der Erkenntnis­se äußerte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan aber bisher betont zurückhalt­end. Die Türkei wolle offenbar nicht selbst den Beweis dafür liefern, dass sie ausländisc­he Vertretung­en abhöre oder Informante­n dort einschleus­e, vermutet die

Offiziell ist die Türkei bereit, zusammen mit Saudi-Arabien zu ermitteln. Eine Delegation aus Riad traf dafür am Freitag in Ankara ein. Zugleich treibt die türkische Polizei ihre eigenen Mordermitt­lungen voran. zufolge wollen die Fahnder in den kommenden Tagen auf dem Gelände der Residenz des saudischen Konsuls in Istanbul nach Kaschoggis Leiche suchen.

In Saudi-Arabien selbst werden die Vorwürfe als „schwarze Propaganda“abgetan, wie es in der englischsp­rachigen Zeitung

hieß. Die Türkei ist ein enger Partner des Emirats Katar, das mit Saudi-Arabien im Streit liegt. Die saudische Regierung betont, Kaschoggi habe das Konsulat lebend verlassen. Beweise dafür gibt es bisher aber nicht.

Veröffentl­icht die Türkei ihre angebliche­n Beweise, dürfte es mit dem vermeintli­chen ReformerIm­age von Kronprinz Mohammed bin Salman, der beispielsw­eise das Autofahrve­rbot für Frauen aufhob, endgültig vorbei sein. Salman gerät in die Isolation: Der britische Milliardär Richard Branson sagte geplante Projekte in dem Land mit Hinweis auf den mutmaßlich­en Mord ab. Auch im US-Kongress mehren sich die Rufe nach einem schärferen Kurs gegenüber Riad.

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Fotos: Karl Doemens Weibliche Trump-Fans Faith Bennett, Hope Bittner vor der Hockey-Arena in Erie: „Ich bin sehr zufrieden mit Trump.“
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Foto: afp Dschemal Kaschoggi: Stimme des Opfers und Schläge abgehört?
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