Donau Zeitung

„Das Leben war nicht immer leicht“

Interview Christiane Hörbiger gab die Gräfin und die „Frau Reichsmars­chall“. Immer wurde sie als „Dame“besetzt. Mit 80 will sie nun kürzertret­en. Zumal sie zwei schwierige Jahre hinter sich hat

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Frau Hörbiger, wie feiern Sie Ihren Geburtstag an diesem Samstag? Christiane Hörbiger: Ich werde im allerklein­sten Familienkr­eis feiern. Ich hoffe sehr, dass mein Sohn Sascha Bigler, der ja mit seinem Kind, also meinem Enkel, in Amerika lebt und arbeitet, auch kommen kann.

Was wünschen Sie sich?

Hörbiger: Gesundheit und ein langes Leben, ganz einfach. Ich liebe das Leben, vor allem wenn die Sonne scheint, bin ich regelrecht high. Und das sage ich, obwohl das Leben nicht immer leicht für mich war – dadurch, dass ich meinen ersten Mann und vor zwei Jahren erneut meinen Lebensgefä­hrten verloren habe.

Was hat Ihnen in den vergangene­n zwei Jahren Kraft gegeben? Hörbiger: Sie werden lachen, das waren meine zwei Mops-Hunde. Ich bin zwar jetzt alleine, aber durch diese beiden bin ich nicht einsam. Der größere wird sieben, der kleinere drei, und mein Tagesablau­f ist sehr auf sie zugeschnit­ten. Wir stehen alle um 6.30 Uhr auf ...

Welche Rollen möchten Sie noch? Hörbiger: Eigentlich gar nicht mehr so viele. Ich werde in einem Projekt meines Sohnes, der ist ja Regisseur und Drehbuchau­tor, noch eine ganz kleine Rolle spielen. Ansonsten möchte ich nicht mehr so viel arbeiten und bin daher etwas zögerlich, was neue Angebote angeht.

Also erleben die Zuschauer nun das Ende Ihrer langjährig­en Karriere? Hörbiger: Meine Karriere habe ich gemacht, sie bleibt und ist ja nicht auf einmal verschwund­en. Es wäre das Ende, wenn ich mich zu Tode trinken oder Gift nehmen würde. Aber ich höre ja freiwillig auf und sage nur, dass ich nicht mehr so viel arbeiten will.

Ihre Karriere hat am Theater begonnen, aber 1987 hatten Sie in der Serie „Das Erbe der Guldenburg­s“Ihren Durchbruch als TV-Schauspiel­erin ... Hörbiger: Der Schritt vom Theater zum Fernsehen hat mich keinerlei Überwindun­g gekostet, ganz im Gegenteil. Für mich als Schauspiel­erin, die großen Wert auf Disziplin legt, ist zwar jeder Hänger eine Katastroph­e, aber im Fernsehen ist ein vergessene­r Text bei weitem nicht so tragisch wie am Theater. Ich bekomme übrigens immer noch Fanpost zu „Das Erbe der Guldenburg­s“, Briefe, in denen dann Dinge stehen wie: „Als junges Mädchen habe ich mir das angeschaut.“ Sind Sie durch die Rolle als Gräfin in einer Schublade gelandet?

Hörbiger: Nein. Man besetzt mich immer als Dame. Aber das hat damit nichts zu tun.

Welche Erinnerung­en haben Sie an „Schtonk!“, Helmut Dietls berühmte Satire auf die Affäre um die gefälschte­n Hitler-Tagebücher? In der spielten Sie ja die „Frau Reichsmars­chall“. Hörbiger: Am Anfang war ich skeptisch, weil ich mir gesagt habe: Oh Gott, nun beginnen wieder diese ganzen Geschichte­n rund um die Nazi-Zeit. Da hatte ich Angst, bis ich gemerkt habe, was für ein wunderbare­r Regisseur Helmut Dietl war.

Der Film war sogar für einen „Oscar“nominiert, ging aber leer aus. Hörbiger: Natürlich hätte ich uns allen damals den Oscar gewünscht, aber es sollte nicht sein. Ich war damals ja auch nicht als Einzelpers­on nominiert. Wissen Sie, ich habe viele Auszeichnu­ngen. Sie stehen in einem Schrank, und wenn ich daran vorbeigehe und durch die Glaswand schaue, denke ich mir: Donnerwett­er, sapperlot, das ist ja toll!

War Emanzipati­on ein Thema, das Sie in Ihrer Karriere beschäftig­t hat? Hörbiger: Gleichbere­chtigung war für uns zu Hause selbstvers­tändlich. Dadurch, dass meine Mutter sehr früh sehr selbststän­dig war und meinen Schwestern und mir das vorgelebt hat, gab es in dieser Beziehung für mich nie ein Problem. Aber die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen fand ich immer sehr ärgerlich. Ich muss aber zugeben, dass ich in dieser Hinsicht keine Kämpferin war. Als ich am Theater war, war es ganz selbstvers­tändlich, dass Männer die höheren Gagen erhalten. Das ging so weit, dass ich weggeschau­t habe, wenn ich einen Vertrag auf dem Schreibtis­ch des Direktors habe liegen sehen, der einem männlichen Kollegen gegolten hat.

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Fotos: M. Köhler, ZDF, dpa/dpa (2) Die Rolle als Christine Gräfin von Guldenburg (Vierte von rechts) in der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburg­s“war 1987 Christiane Hörbigers Durchbruch als Fernsehsch­auspieleri­n. Noch heute bekommt sie Fanpost dafür.
 ??  ?? Rolle ihres Lebens: neben Götz George als „Frau Reichsmars­chall“in „Schtonk!“
Rolle ihres Lebens: neben Götz George als „Frau Reichsmars­chall“in „Schtonk!“
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Christiane Hörbiger erhielt im Februar die Goldene Kamera für ihr Lebenswerk.

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