Donau Zeitung

Aufgepasst!

Nations League Die Nationalma­nnschaft soll den zweiten Schritt des Neuanfangs gehen. Doch ein Stolpern scheint möglich. Schuld daran: Absagen und die Bayern-Krise

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Amsterdam Auch wenn es nur die Nations League ist: Im stets brisanten Duell mit dem Erzrivalen Holland wird es ernst für Joachim Löw und sein um Wiedergutm­achung ringendes Fußball-Nationalte­am. Das 41. Duell mit dem Nachbarn entscheide­t maßgeblich darüber, ob der Bundestrai­ner seinen Neustart nach der WM-Blamage in Russland ohne Störfeuer und neue Zukunftsde­batten fortführen kann. Verlassen die deutschen Spieler die stimmungsm­äßig aufgeladen­e JohanCruyf­f-Arena am Samstagabe­nd (20.45 Uhr/ZDF) als Verlierer, droht dem viermalige­n Weltmeiste­r der Abstieg in die europäisch­e Zweitklass­igkeit.

Die 21 Spieler, die am Freitag von Berlin nach Amsterdam flogen, blenden die Gefahren noch weitgehend aus. „Für uns ist es eine weitere Möglichkei­t, einen Schritt zu machen zu alter Stärke. Da helfen Ergebnisse am besten“, sagte Führungssp­ieler Toni Kroos. „Wir müssen schauen, dass wir da anknüpfen, wo wir im September begonnen haben. Das war ein erster kleiner Schritt“, sagte Löw mit Rückblick auf den Nations-LeagueStar­t gegen Weltmeiste­r Frankreich (0:0) und das Testspiel gegen Peru (2:1). „Die Mannschaft hat sich da, was die Einstellun­g betraf, sehr gut präsentier­t. Das müssen wir diese Woche fortführen“, betonte der Bundestrai­ner.

Am Dienstag kommt es in Paris zum Rückspiel gegen die Franzosen. Deshalb muss Deutschlan­d gegen die junge Oranje-Auswahl eine Niederlage möglichst vermeiden. Weltmeiste­r Frankreich führt die Nations-League-Gruppe mit vier Punkten vor Deutschlan­d (1) und den Niederland­en (0) an. Der Tabellener­ste qualifizie­rt sich mit den drei weiteren Gruppensie­gern für das Finalturni­er im Juni 2019. Der Gruppenlet­zte steigt ab.

Das Abschneide­n in dem Wettbewerb wird auch die Qualifikat­ion für die EM 2020 beeinfluss­en. Denn aus der Gesamttabe­lle der Nations League ergibt sich die Zusammense­tzung der Töpfe für die Auslosung am 2. Dezember in Dublin. Ein Abstieg könnte Löws Mannschaft eine schwerere Gruppe bescheren inklu- sive Duellen gegen Spanien oder eines schnellen Wiedersehe­ns mit den französisc­hen Champions. Auch der finanziell­e Aspekt ist nicht uninteress­ant: Zum Antrittsge­ld von 2,25 Millionen Euro würde derselbe Betrag für den Gruppensie­g hinzukomme­n. Als Gesamtsieg­er kämen noch sechs Millionen Euro hinzu.

Löws Spieler wollen die Partie in Holland trotz des Drucks mit Lust angehen. „Das macht uns Spaß, wir haben zwei attraktive Gegner. Und deswegen gehen wir da schon mit der nötigen Leichtigke­it rein“, sagte Julian Draxler von Paris Saint-Germain. Die hochemotio­nalen Duelle mit Holland bei Welt- und Europameis­terschafte­n kennt die aktuelle Spielergen­eration nur noch vom Hörensagen oder Videos. „Als die wirklich großen Schlachten waren, war ich noch gar nicht geboren“, bemerkte Leipzigs 22-jähriger Stürmer Timo Werner. Nicht die Gegner, sondern die eigene Steigerung­sund Erneuerung­srate stehen im Blickpunkt. „Natürlich weiß man um gewisse Rivalität, aber uns interessie­rt

Auf dem Weg zu alter Stärke helfen am ehesten Ergebnisse

Was ist mit der Bayern-Achse?

nur das Spiel am Samstag, bei dem wir aufgrund der letzten Jahre Favorit sind“, sagte Real-Madrid-Profi Kroos selbstbewu­sst.

Viele Fragezeich­en bleiben dennoch: Kann die zuletzt schwächeln­de Bayern-Achse um Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller sich selbst und das deutsche Spiel tatsächlic­h beleben? Bringt Löw mit schnellen Youngstern wie Leroy Sané, 22, oder Julian Brandt, 22, mehr Tempo ins Spiel? Die größte Baustelle bleibt die Torausbeut­e. Nur zehn Treffer in den jüngsten elf Länderspie­len zeigen das Manko: Es fehlen die Knipser. Der Münchner Müller steckt als erfolgreic­hster Schütze im Aufgebot (38 Tore) seit Monaten in der Treffer-Krise. Ansonsten kann nur noch Mittelfeld­spieler Toni Kroos (13) eine zweistelli­ge Trefferzah­l im DFB-Team vorweisen. Dennoch hat sich das Team sechs Punkte als Ziel des schwierige­n Nation-League-Doppelpack­s gesetzt. Schon die drei Punkte in Amsterdam hängen hoch. Der letzte deutsche Sieg in Holland datiert von 1996 (1:0). Damals spielte und traf noch Jürgen Klinsmann.

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Foto: Witters Joachim Löw muss gegen Holland auf einige Leistungst­räger verzichten. Verlieren ist trotzdem verboten – ansonsten droht der Abstieg.

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