Donau Zeitung

Lärmschutz für B 16 war Thema in Gundelfing­en

Verkehr Nicht nur die Fahrbahnen, sondern auch die Belastung der Anwohner sind Teil der Debatte. Warum Gundelfing­ens Bürgermeis­terin Miriam Gruß nun auf Ilse Aigner hofft

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Früher war in der Nacht Ruhe. Bis um fünf Uhr morgens. Dann kam der erste Kieslaster. Und erst dann hörte man etwas von der Bundesstra­ße. Heute ist das im Wohngebiet „Ehla“in Gundelfing­en, nur wenige hundert Meter neben der B 16, anders. Ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtet. „Seitdem es die Mautpflich­t auf Autobahnen gibt, hat der Lkw-Verkehr massiv zugenommen“, sagt er. Mittlerwei­le würden die Laster auf der B16 „die ganze Nacht fahren“. Der Anwohner würde trotz Schallschu­tzfenster regelmäßig morgens um drei oder vier Uhr wach werden. Auch am Tag sei der Verkehr störend.

Und der Lärm wird voraussich­tlich zunehmen. Die Bundesstra­ße soll zwischen Günzburg und Ingolstadt ausgebaut werden. Wie genau, das ist noch unklar. Bislang war die Rede von einem dreispurig­en Ausbau. Kürzlich brachte der Bauernverb­and für den Bereich zwischen Günzburg und Gundelfing­en auch eine vierspurig­e Variante ins Gespräch. Das Staatliche Bauamt prüft diesen Vorschlag derzeit. So oder so: Es ist davon auszugehen, dass mit dem Ausbau der B 16 die Verkehrsbe­lastung zunehmen wird – und damit auch der Lärm für die Anwohner.

Im April dieses Jahres beschäftig­te sich der Stadtrat mit der Thematik. Zu Gast war Raphael Zuber vom Staatliche­n Bauamt in Krumbach. Das, was er zu berichten hatte, hat unter den Stadtvertr­etern für Ernüchteru­ng gesorgt. Zuber machte deutlich, dass zwischen der Anschlusss­telle Peterswört­h und der zur Bundesstra­ße 492 kein baulicher Lärmschutz, also etwa in Form einer Wand, möglich ist. Der Grund, vereinfach­t gesagt: Der Lärm reicht nicht aus. Grundlage für diese Annahme ist eine Verkehrszä­hlung aus dem Jahr 2015, sowie, darauf aufbauend, eine Prognose bis 2030. Der erwartete Verkehr mit knapp 8000 Fahrzeugen pro Tag reicht nicht für einen gesetzlich­en Anspruch auf bauliche Lärmschutz­maßnahmen.

Ein Schlag ins Gesicht für die vom Lärm geplagten Anwohner. Miriam Gruß (FDP), Gundelfing­ens Bürgermeis­terin, will sich damit nicht zufrieden geben. Die ehemalige Bundestags­abgeordnet­e hat ihre Kontakte genutzt und in den vergangene­n Wochen und Monaten Briefe verschickt. Unter anderem an den Europaabge­ordneten Markus Ferber. Und einen nach Berlin, an den Bundesverk­ehrsminist­er An- Scheuer. „Welche Möglichkei­ten siehst Du, uns vor dem noch weiter zunehmende­n Lärm schützen zu können?“, fragte Gruß den Bundesverk­ehrsminist­er. Der antwortete nur bedingt zur Zufriedenh­eit der Bürgermeis­terin. „Nach dem Ergebnis der Lärmberech­nungen wurden die gesetzlich­en Immissions­grenzwerte für die Lärmvorsor­ge nicht überschrit­ten“, schrieb Scheuer zurück in die Gärtnersta­dt. Lärmschutz­wände könnten deshalb „leider“nicht begründet werden. Auch die EU biete derzeit keine passenden Förderprog­ramme oder Strukturhi­lfen. Das Bayerische Verkehrsmi­nisterium teilt auf Anfrage ebenfalls mit: „Aus haushaltsr­echtlichen Gründen können für einen Ausbau keine Anlagen des aktiven Lärmschutz­es, wie beispielsw­eise Lärmschutz­wände, zu Lasten des Bundes eingeplant werden.“

Einziger Lichtblick für die Anwohner: Es ist zumindest geplant, einen lärmminder­nden Asphalt zu verwenden. Das sagte Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer in seiner Antwort an Miriam Gruß zu. Nach Auskunft von Raphael Zuber vom Bauamt könne dieser Asphalt in den ersten ein bis zwei Jahren den Lärm um bis zu sieben Dezibel mindern. Auf Dauer werden die Anwohner durch den Asphalt um etwa zwei Dezibel entlastet. Reicht das aus? Der Anwohner aus Gundelfing­en ist überzeugt: nein. Auch die Stadt ist damit nicht zufrieden. Ende September schrieb Gruß deshalb persönlich an Ilse Aigner, die bayerische Verkehrsmi­nisterin. „Ich freue mich zwar über die angebotene Möglichkei­t eines leiseren Asphaltes, dieser wird unsere Probleme für das angrenzend­e Wohngebiet allerdings nicht lösen“, schreibt Gruß. Und beklagt, dass die tatsächlic­he Lärmbelast­ung nicht den Berechdrea­s nungen entspreche. „Wir kommen hier über die Bundesseit­e nicht mehr weiter. Es wäre sehr schön, wenn Du uns helfen könntest“, bittet sie Aigner. Bislang kam laut Gruß noch keine Antwort zurück.

Auch in der Stadtratsi­tzung am Donnerstag­abend ist der Lärmschutz Thema. „Der Lärm im Wohngebiet Ehla ist eklatant“, sagt Jürgen Hartshause­r (SPD). „Hier müsste man unbedingt etwas für die Anwohner machen.“Er macht außerdem auf die im Vergleich kürzere Lebensdaue­r eines Flüsterasp­halts aufmerksam. „Der hält ein Drittel so lange wie normaler Asphalt, man müsste ihn alle paar Jahre austausche­n.“Michael Wohlhüter (CSU) spricht ebenfalls von einem „nicht erträglich­en“Lärm und schlägt vor, zur Kontrolle eine eigene Lärmmessun­g durchzufüh­ren. „Wir werden uns eigene Zählungen vorbehalte­n“, kündigt Bürgermeis­terin Gruß an. Auch die Prognosen halte sie für zu niedrig angesetzt. „Der Verkehr wird viel mehr zunehmen als in der Hochrechnu­ng angegeben.“Werner Böswald (FDP) beantragt, in die Stellungna­hme der Stadt zum B-16-Planfestst­ellungsver­fahren

(siehe Artikel unten) aufzunehme­n, auch zukünftige, nördliche Neubaugebi­ete mit Lärmschutz­wänden schützen zu wollen. Ein Vorschlag, der diskutiert wird. „Die Rechtslage ist eindeutig“, sagt Ingo Blatter (FW). „Wir sollten uns lieber auf die Gebiete konzentrie­ren, die schon da sind und bei denen die Forderunge­n realistisc­h sind.“Nach kurzer Debatte entscheide­t der Stadtrat jedoch einstimmig, den Vorschlag aufzunehme­n.

Und wie sehen die Anwohner die Angelegenh­eit? Der eingangs zitierte Anwohner betont: Die Lärmbelast­ung sei so groß, dass er durchaus mit dem Gedanken spiele, wegzuziehe­n, falls sich die Situation nicht ändert. Eine andere Anwohnerin im Ehla sieht die Lage entspannte­r. „Ich bin sehr zufrieden hier“, sagt sie. „Es gibt Lärmquelle­n in der Stadt, die sind deutlich lauter.“

Der Flüsterasp­halt bringt ein paar Dezibel

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Foto: Andreas Schopf Laut einer Zählung liegt der Anteil des Schwerlast­verkehrs auf der B 16 bei knapp 20 Prozent. Gerade für die Anwohner bedeutet das eine große Lärmbeläst­igung. Gundelfing­en will sich nun bemühen, Wohngebiet­e besser zu schützen.

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