Mutmacher mit Drang zum Gipfel
Vortrag Wie tief der begeisterte Kletterer Felix Brunner fiel und trotzdem neue Höhen erreichte
Dillingen Am Ende einer beeindruckenden wie erkenntnisreichen Lebensschilderung gab es eine Art dickes „Fleißbildchen“vom Vorstandsvorsitzenden höchst persönlich. „Wenn es uns mal gar nicht mehr weiterzugehen scheint, dann denken wir an den Felix“, belohnte Sparkassendirektor Thomas Schwarzbauer den „Impulsvortrag“eines 29-jährigen Mannes, der in bisher wenigen Lebensjahren wohl schon manches mehr als ein hundertjähriger Gesunder hinter sich gebracht haben muss: Felix Brunner, Kletterer, Sportler, Buchautor, Krankenpfleger. Und Rollstuhlfahrer. Er stand im Mittelpunkt einer sehr spannenden wie motivierenden Veranstaltung der gastgebenden Kreis- und Stadtsparkasse sowie des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft beim Staatlichen Schulamt.
Dessen Leiter Wilhelm Martin hatte bereits zu Beginn auf die besondere Zusammensetzung des rund 120 Personen starken Publikums hingewiesen, zu dem neben Führungskräften und Personalverantwortlichen aus Wirtschaft und caritativen Einrichtungen vor allem Lehrer gehörten. Kein Wunder, dass der Vortragende gleich zu Beginn schulmäßig in sein Metier einsteigen lassen wollte. Auf die Frage, wer im Sparkassen-Saal konkrete Ziele habe, reckten sich brav die Hände in die Luft, bei der Erkundigung nach eher utopischen Wünschen schon weniger. Etwas zu erreichen oder zu scheitern und wie man damit umgehen kann, das zog wie ein roter Faden durch die ruhigen wie sachlichen Schilderungen des wortreichen Mannes. Was lag da näher, als von sich zu erzählen. Denn Brunner erlitt vor einem Jahrzehnt mit dem Sturz in ein Bergbachbett einen schweren Schicksalsschlag. „Dieser für einen erfahrenen Bergsteiger lächerliche Ausrutscher in die Tiefe hat mein Leben völlig verändert“, schilderte Brunner sein schreckliches Erlebnis im mucksmäuschenstillen Raum.
Hoher Blutverlust, künstliches Koma, dutzende Operationen. Doch bald wurde klar, dass da vorne keiner jemals in Selbstmitleid versinken, sondern aus dem Unfall eher Kraft schöpfen wollte. Und das obwohl der sehr sportliche Allgäuer, damals noch nicht mal 20 und voller Tatendrang, vor einer Karriere als professioneller Retter und nun vor dem abrupten Ende stand. Ein ums andere Mal stellte der geschickt argumentierende Brunner die rhetorische Frage, wie man auf solche Veränderungen reagieren solle. „Ich muss es vor allem akzeptieren“, lautete eine seiner zahlreichen Antworten. Bei seinem ganzen Auftreten gab sich der erfahrene Vortragsredner natürlich wie ehrlich, niemals philosophierend-belehrend mit dem erhobenen Zeigefinger. Und angereichert mit viel Witz.
Deswegen kommt der heutige Motivationstrainer auch bei den Jugendlichen bestens an, wie ein mitgebrachter Film aus Schulen und Turnhallen eindrucksvoll dokumentierte. „Es bereitet mir wahnsinnig viel Spaß, mit den Kindern darüber zu sprechen.“Denen wollte er auch das Thema Inklusion näherbringen, dem man nicht allein durch die Absenkung eines Randsteins begegnen könne, sondern auch im eisich genen Kopf. Zuvor hatte Schulamtsdirektor Wilhelm Martin Brunners Beitrag gewürdigt. „Denn jeder Moment, jeder Zufall oder Umstand kann das Leben von einer Minute zur anderen gravierend verändern, so dass wir uns neu einstellen und anpassen müssen.“