Donau Zeitung

Josef Hader haderte in Höchstädt

Bühne Der Wiener Kabarettis­t ist ausverkauf­te Säle gewöhnt – doch in der Nordschwab­enhalle bleiben am Freitag viele Plätze frei. Das Publikum erlebt einen intimen, unterhalts­amen Abend voll von schwarzem Humor und Wiener Schmäh

- VON JAKOB STADLER

Höchstädt Mal lacht das Publikum beim Auftritt von Josef Hader minutenlan­g durch. Mal ist es totenstill. Nicht, weil eine Pointe nicht zünden würde. Sondern, weil Hader es darauf anlegt. Gleich mit den ersten Schritten auf der Bühne beherrscht er die Stimmung im Saal. Er würgt den Applaus ab. „Das ist nicht fürs Fernsehen, wir brauchen nicht übertreibe­n“, sagt er, um dann von der „intimen Humor-Baracke“zu sprechen, in der er auftritt. Gemeint ist die Höchstädte­r Nordschwab­enhalle. Die ist am Freitagabe­nd tatsächlic­h intim.

Hader gilt als einer der bekanntest­en Kabarettis­ten des Landes – gut, damit ist seine Heimat Österreich gemeint. Doch eigentlich hat der Wiener auch in Deutschlan­d eine große Fangemeins­chaft. Nach seinem Höchstädt-Auftritt spielt er am Samstag in Landshut – ausverkauf­t. Am Dienstag tritt er in Graz auf, am Donnerstag in Karlsfeld bei München, am Freitag in Berlin – ausverkauf­t, ausverkauf­t, ausverkauf­t. Anfang November füllt er das Münchner Audimax an zwei Tagen nacheinand­er. In Höchstädt lief der Verkauf schleppend. Die Kulturinit­iative „Kulti“hatte sich gefreut, den Hochkaräte­r bekommen zu haben – doch in die Halle würden

Das Lied für die Leute, die nicht gekommen sind

deutlich mehr als die rund 250 Menschen passen, die letztendli­ch gekommen sind. Hader nimmt es mit Humor. Er meint, „wenn der wirklich so gut wäre, wäre die Halle voll“, und singt sein Lied für die Leute, die nicht gekommen sind. „Sehr passend“, merkt er an. Dann zeigt sich der schwarzhum­orige Wiener Schmäh, für den er seit den 1980er-Jahren bekannt ist. „Die Irmgard, die Irmgard, wär heut da, wann sie da Franz net würgen tat.“

Hader erzählt Geschichte­n, die halbwegs gemäßigt anfangen, in die er sich dann hineinstei­gert. Er selbst mache die Kreta-Diät – nur Olivenöl – um dann zu erfahren, dass Frankreich die gleiche Herzinfark­trate hätte wie Kreta. Was machen die Franzosen, das so gesund ist? „Viel Wein trinken, keine Fremdsprac­hen sprechen und unfreundli­ch sein?“Damit fängt sein über Vorurteile an, in dem er am Ende nahezu jeden beleidigt hat. „Die Allerunfre­undlichste­n sind die Serben – wenn’s die Kroaten nicht gäbe“, äzt Hader schließlic­h, schimpft über die Wiener mit ihren Tschechen-Augen, die Franzosen sowieso.

Dann macht er sich über Tiere her. Katzen seien die „allerblöde­sten Tiere“, das sei wissenscha­ftlich erwiesen, sie seien das „fehlende Bindeglied zwischen Pflanze und Tier“. Das „Gemüse mit Schwanz“lebe in einer kranken Parallelwe­lt – hier sehe er Parallelen zu Politikern. Delfine seien noch schlimmer, erklärt Hader angewidert, stimmt das Flipper-Lied an und bricht es gleich wieder ab – „Trottelfis­ch“.

Neben diesen Momenten, in denen er sich in Rage geredet hat, sind da die stillen Augenblick­e, in denen Hader melancholi­sch wird. Er setzt sich verkehrt herum auf den Stuhl, die Arme auf der Rückenlehn­e, und erzählt von seiner Scheidung. In der Halle herrscht Ruhe. Er wirkt ehrlich, fast ergriffen, als er erzählt, sie hätten sich gegen Kinder entschiede­n. Kurz darauf folgen die Lacher. Kinder erzeugen so viel CO2. Da war die Entscheidu­ng „Auto oder Kind“. Man habe festgestel­lt – beim Kind, nicht beim Auto –, „preis-leistungsm­äßig ist das kein Must-haMonolog ve“. Er bringt das Publikum wieder zum Schweigen. An Weihnachte­n wünsche er sich schon Kinder. Er schwärmt von „tappsenden Zwergerl“, die mit leuchtende­n Augen den Weihnachts­baum anschauen. Das stelle er sich toll vor. „Na ja, scheiß drauf, die paar Tage im Jahr, es ist eh nicht oft Weihnachte­n“, sagt er. Außerdem gebe es ja die Option, sich zu betrinken.

„Hader spielt Hader“ist ein Bestof-Programm, mit dem der Wiener bereits 1997 auf Tour war, 2011 hat er es neu konzipiert. Das Internet kommt nicht vor, deshalb überlässt er das Publikum nach der Pause für zehn Minuten dem Kabarettis­ten Rudi Schöller. Der erzählt, wie er seinen Eltern das Internet erklärt, und spielt ein Lied, in dem er Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Jan Delay im Wechsel parodiert. „Das größte Talent der österreich­ischen Kabarettsz­ene“, sagt Hader, als Schöller von der Bühne geht, „hatte heute leider keine Zeit. Aber er ist auch nicht schlecht.“

Hader selbst spielt zwei Stunden. Mal im Stehen, mal im Sitzen, mal singend und am Keyboard spielend. Zwei Mal spricht er mit seinem Tontechnik­er Gerhard. Hader trägt ein schwarzes Hemd zur schwarzen Hose. Bis auf sein Instrument und den Stuhl ist die Bühne leer. Hader braucht keine große Show. Das Publikum beherrscht er auch so.

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 ?? Foto: Jakob Stadler ?? Josef Hader trat am Freitag mit seinem Programm „Hader spielt Hader“in der Nordschwab­enhalle in Höchstädt auf. Mal stehend, mal sitzend, mal am Keyboard bringt er das Publikum mit schwarzem Humor zum Lachen.
Foto: Jakob Stadler Josef Hader trat am Freitag mit seinem Programm „Hader spielt Hader“in der Nordschwab­enhalle in Höchstädt auf. Mal stehend, mal sitzend, mal am Keyboard bringt er das Publikum mit schwarzem Humor zum Lachen.

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