Donau Zeitung

Kein Telefon, kein Empfang

Kommunikat­ion Die Telekom lässt ihre Kunden in Oberliezhe­im wochenlang in Stich

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Ein Mann hat einen Schlaganfa­ll. Seine Frau kann über das Telefon keine Hilfe holen. Das Festnetz geht nicht – doch Handyempfa­ng gibt es auch kaum.

Oberliezhe­im Verzweifel­t hämmert Franziska Winkler in der Nacht vom 23. September auf ihr Festnetzte­lefon ein. Sie versucht vergeblich, Verbindung mit der Notrufnumm­er 112 zu bekommen, denn ihr Mann Peter hat einen Schlaganfa­ll erlitten. Jede Minute zählt.

Das Telefon will einfach, wie bereits seit Wochen bei den TelekomFes­tnetzansch­lüssen in Oberliezhe­im, nicht funktionie­ren. Franziska Winkler rennt, wie sie später berichtet, im Nachthemd hinaus, um einen möglichen Standpunkt zu finden, an dem ihr Mobiltelef­on eine Verbindung aufbaut. „Glück im Unglück“, sagt sie. Denn obwohl normalerwe­ise in dem Bissinger Ortsteil kein Mobilfunkn­etz „normal“funktionie­rt, die Hilfe kam. Aber viel später, als wenn das Telekom-Festnetz funktionie­rt hätte.

Doch Franziska Winkler, deren Festnetzte­lefon bis zum heutigen Tag nicht einwandfre­i funktionie­rt, hat nicht als Einzige solche Probleme. Josef Hurler, der zwei Häuser weiter wohnt, hat bereits seit 25. August kein Telefon mehr und sich, wie er sagt, „von der Außenwelt vollkommen abgeschnit­ten“. Darüber hinaus seien die Mitarbeite­r von der Telekom so unverschäm­t, wenn er sich bei ihnen über den Missstand beschwert, dass nicht nur ihm im Dorf der Kragen geplatzt sei. So habe er die Bezahlung der Grundgebüh­r vorerst einstellen wollen, doch bereits zwei Tage später sei eine Mahnung über die Gebühr mit vier Euro Aufschlag in seinem Briefkaste­n gelandet. Bis heute gibt sein Telefon keinen Laut von sich.

Ein wenig besser geht es Willi Sporer. Sein Telekom-Anschluss geht, „aber fünf bis sechs Wochen lang war ich am Verzweifel­n“. So habe er mehrmals vom funktionie­renden M-net-Anschluss seines Nachbarn bei der Telekom angerufen, um auf den Fehler hinzuweise­n. „Wir schicken jemanden vorbei“, sei er immer wieder vertröstet worden, erzählt der Oberliezhe­imer. Doch gesehen habe er ebenso, wie die anderen Telekom-Betroffnen nicht einen einzigen Techniker.

„Doch da war mal einer“, berichtete Xaver Hohenstatt­er, der nicht ganz so lange von der fern- mündlichen Außenwelt abgeschnit­ten war. Der sei jedoch schnell wieder mit den Worten weg gewesen, dass er für diese Art von Störung nicht zuständig sei.

Die Liste der Namen mit Telekom-Festnetzan­schlüssen in Oberliezhe­im, die sich mit den gleichen oder ähnlichen Problemen seit Wochen herumschla­gen müssen, ist noch lang. Die Betroffene­n sind und waren über das Verhalten der Telekom überaus verärgert. Das Telefonfes­tnetz des Anbieters sei seit Ende August nach und nach mehr zusammenge­brochen. Bei den einen dauerte die Störung „nur“etwa zehn Tage, bei anderen drei, vier oder fünf Wochen, und einige haben bis zum heutigen Tag kein Festnetz.

So wie Franziska Winkler. Sie kann sich nicht über ihr eigenes Telefon mit ihrem Mann Peter, der inzwischen in der Reha ist, unterhalte­n. Josef Hurler fehlen die Worte ob dieser „Unfähigkei­t“der Telekom. Nicht ein Wort der Entschuldi­gung seitens des Unternehme­ns sei ihnen allen mitgeteilt worden, beklagt Hurler. Der Postweg nach Oberliezhe­im sei ja nicht gestört, wie er an seiner Mahnung befühlt merkt habe. Dr. Markus Jodel von der Telekom AG in München teilt auf Anfrage mit: „Die Störung dauert tatsächlic­h leider schon länger als normal. Die Störung ist Anfang September in der Niederlass­ung eingegange­n. Aufgrund einer Großstörun­g konnte das Vorhaben nicht sofort angegangen werden. Am 12. September wurde eine erste Messung durchgefüh­rt, der Fehler konnte aber nicht sofort festgestel­lt werden. Das Fehlerbild war komplex: Das Kabel war nicht nur an einer Stelle, sondern an insgesamt drei Stellen defekt. Es mussten deshalb mehrere Messungen durchgefüh­rt werden.“

Am 26. September hat das Unternehme­n laut Jodel beim Landratsam­t die notwendige verkehrsre­chtliche Anordnung eingereich­t, weil für die Schadensbe­hebung Tiefbauarb­eiten und Absperrung­en notwendig sind. Die Genehmigun­g liegt seit Anfang Oktober vor. „Aufgrund der beschränkt­en Tiefbaukap­azitäten konnten wir aber erst jetzt mit der finalen Entstörung beginnen. Das bedauern wir außerorden­tlich. Die Störung wird aber nun in den nächsten Tagen komplett behoben sein.“

 ?? Foto: Jens Schierenbe­ck ?? In Oberliezhe­im ist der Anschluss der Telekom kaputt – seit Wochen. Während das viele Menschen ärgert, ging es jetzt in einem Fall um Leben und Tod. Das Unternehme­n hat angekündig­t, dass der Schaden nun behoben werden soll.
Foto: Jens Schierenbe­ck In Oberliezhe­im ist der Anschluss der Telekom kaputt – seit Wochen. Während das viele Menschen ärgert, ging es jetzt in einem Fall um Leben und Tod. Das Unternehme­n hat angekündig­t, dass der Schaden nun behoben werden soll.

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