Zoff am Abgrund
Es war ein absurdes Schauspiel, das die gebeutelte SPD im Landtag am Donnerstag zur Aufführung brachte: Über Stunden zog sich die Wahl der neuen Fraktionsspitze. Die beiden Kontrahenten um den Fraktionsvorsitz, Florian von Brunn und Horst Arnold, rauchten dabei immer wieder zusammen gut gelaunt auf dem Balkon vor dem Fraktionssaal und gingen sogar gemeinsam aufs Klo, während drinnen offenbar kleinere Grüppchen über ihre politische Zukunft debattierten.
Am Ende wurde der eine – Arnold – nach zweimaligem Patt gewählt. Und der andere – von Brunn – trotz beschwörender Geschlossenheits-Appelle sogar des Kontrahenten von den eigenen Leuten übel abgewatscht.
Man kann ja durchaus verstehen, dass die Partei nach der übelsten Wahlschlappe aller Zeiten ihre Wunden leckt. Auch gibt es wohl nicht die eine, simple Erklärung für den SPD-Niedergang. Der Hang zur fortgesetzten Selbstzerstörung der einstigen Volkspartei macht allerdings fassungslos: Wie, bitte schön, soll das geschrumpfte Häuflein bayerischer Sozialdemokraten im Landtag wieder auf die Beine kommen, wenn man es dort nicht einmal bei einer simplen Personalfrage schafft, die eigenen Reihen durch Einbindung aller Lager zu schließen?
Wenn die SPD glaubt, in Bayern sei mit 9,7 Prozent kein weiterer Absturz mehr möglich, dann könnte sie sich täuschen. Fortgesetzte Selbstbeschäftigung und eine dauerhafte Verweigerung schmerzlicher Konsequenzen sind jedenfalls kein tragfähiges Fundament für die ersehnte politische Trendwende.