Donau Zeitung

Herbst – Zeit der Muße

Das christlich­e Wort Heute von Pfarrer Axel Schmidt

- Axel Schmidt, Pfarrer der Kirchengem­einde Haunsheim/ Bachtal

Liebe Leserinnen und Leser,

langsam wird es Herbst. Wir haben alle gewusst, dass auch dieser Sommer einmal enden wird.

Die Blätter färben sich und fallen von den Bäumen, die Nebelschle­ier in unserer Region werden auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, und die Tage werden kürzer. Die Hektik des Sommers, die Suche nach den Sonnenstra­hlen und nach besonderen Orten, weicht einer gewissen Gemütlichk­eit. Für mich ist der Herbst eine Zeit, in der ich mir dann auch wieder etwas mehr Zeit nehme zum Lesen, zum Betrachten und auch zum Nachdenken.

Das Jesuswort „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“hat mich in der letzten Zeit dabei besonders beschäftig­t. Welche Bedeutung hat dieser zweite Teil des Doppelgebo­ts der Liebe in der heutigen Zeit. Gibt es sie noch, die Nächstenli­ebe, die Tat und das Denken, die nicht auf den eigenen Vorteil ausgericht­et sind, sondern auf das Wohl des anderen. Manchmal kann man schon ins Zweifeln kommen, und ich ertappe mich hin und wieder bei der Befürchtun­g, dass wir uns, getrieben von der Vielfalt, nach und nach zu einer Gesellscha­ft von Einzelgäng­ern entwickeln. Nur ich zähle. Nur mein eigener Vorteil ist wichtig. Der andere soll auf sich selbst achten.

Doch manchmal passiert etwas, das mir die Hoffnung zurückgibt und das mir zeigt, dass Jesu Wort auch heute noch seine Bedeutung hat. Ich war beim Einkaufen und stand bereits an der Kasse.

Das Band war gefüllt, und ab da heißt es dann einfach nur warten, bis man dran ist. Vor mir stand ein Mann in der Schlange und ich wunderte mich schon, dass er keine Waren dabeihatte. Geduldig wartete er, bis die Reihe an ihn kam. „Ich komme auch, wenn es anders ist“, sagte er und legte seinen Kassenzett­el vor der Kassiereri­n ab. „Ich habe heute drei Pizzen gekauft, und als ich daheim war, habe ich bemerkt, dass Sie nur eine berechnet haben.“Die Kassiereri­n schaute erstaunt, und langsam begann sie zu lächeln, als der Herr ihr den Strichcode der Pizzaverpa­ckung reichte und schließlic­h die beiden nicht berechnete­n Pizzen bezahlte. „Am Ende hättet ihr es noch aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, wenn die Abrechnung nicht stimmt“, sagte er und verabschie­dete sich.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Achte auch auf die anderen, nicht nur auf dich selbst. Mir ist diese Szene zu Herzen gegangen und sie hat mich aus meiner herbstlich­en Nachdenkli­chkeit herausgeri­ssen. Gott ist in der Welt und sein Wort hat auch heute noch Bedeutung.

Ich wünsche Ihnen einen goldenen Herbst voller schöner Momente und Ereignisse, die Ihnen zu Herzen gehen.

Ihr

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Foto: Stadler Das Ende des Monats Oktober läutet die Zeit der Ruhe und Muße im November ein. In diesem Monat gehen die Menschen auf die Friedhöfe und gedenken vermehrt ihrer Verstorben­en.
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Axel Schmidt

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