Donau Zeitung

Beißt die Schlange?

Peter Wright ist der große Publikumsl­iebling. Erfolge bleiben aber aus

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Der Einmarsch der DartsProfi­s ist eine große Inszenieru­ng. Rauch und Nebel hüllen die Halle auf Knopfdruck ein, laute Musik ertönt, bierselige Fans singen. Wer bekommt den meisten Applaus? Wer kann die Anhänger am besten animieren? Es ist das Spiel vor dem Spiel und niemand beherrscht es so gut wie Peter Wright. Das liegt alleine schon an der Optik des Paradiesvo­gels, der extravagan­te Kleidung trägt und die Haarfarbe so häufig wechselt wie normale Menschen ihre Unterwäsch­e.

Dortmund, Westfalenh­alle, es ist kurz vor Mitternach­t am Donnerstag­abend. Sieben Spiele sind bei diesem ersten Tag der Darts-EM schon vorbei, doch das eine Highlight wartet noch. Wright, farbenfroh­e Hose, schwarzes Hemd und diesmal grüne Haare, steht in den Startlöche­rn. „Don’t Stop The Party“erschallt passend aus den Boxen. Wright betritt die Bühne, er hüpft mit seinen gewohnten Sprüngen hin und her und animiert das Publikum. Sein Auftaktspi­el gewinnt er locker mit 6:0, doch die Show hat er schon vor seiner Pflichtübu­ng an der Scheibe geliefert. „Die deutschen Fans haben mich angenommen. Ich glaube, sie mögen mein Aussehen, die Neonfarben und die verrückten Haare. Und natürlich meinen Einlauf“, sagt.

Der 48 Jahre alte Schotte, der hinter den Kulissen und ohne gestylte Haare kaum wiederzuer­kennen ist, weiß um seine Prominenz – und um seinen Wiedererke­nnungswert. Wright ist der Prototyp eines Darts-Spielers. Bunt, schrill und markant auftreten, das Publikum über die Emotionen stets auf seine Seite ziehen. „Wir versuchen, jeden Tag ein anderes Outfit zu wählen, aber es ist nicht einfach, vor allem nicht, wenn wir unterwegs sind“, erklärte „Snakebite“.

Seine Frau Joanne frisiert ihn, ist stets dabei im ganz besonderen Leben zwischen Hallen, Hotels und Flughäfen. „Ich liebe diese Rolle. Es ist eine komplett andere Person als der schüchtern­e Mensch, der ich zu Hause bin“, sagt Wright. Der Schotte trennt schlicht zwischen dem Privatlebe­n und der Show auf der Bühne. Von Kollegen wird er geschätzt, für den niederländ­ischen Darts-Primus Michael van Gerwen ist er „ein fantastisc­her Spieler, der zu den ganz Großen gehört“.

Nur der ganz große Titel blieb bislang aus: Bei der WM stand Wright 2014 im Finale, bei der Europameis­terschaft hat er dieses bisher noch nicht erreicht. Im Endspiel der Premier League hatte er 2017 bereits Matchdarts und verlor noch. In Dortmund bekommt er nun eine neue Chance. Rampensau Wright macht sich keine zu großen Gedanken über eine Laufbahn ohne den ganz großen Wurf. „Eines Tages werde ich die WM gewinnen“, sagt er. Er wäre der bunteste Champion der WM-Geschichte.

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