Eine Frau verschwindet – das Ferrante-Debüt
„Lästige Liebe“, erschienen 1992, wird nun erst als Nachschlag zur Neapel-Saga wahrgenommen
Dieser Roman ist bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten erschienen. Er interessierte damals aber eher wenige deutsche Leser – sicher auch deswegen, weil sie mit dem Namen der italienischen Autorin nichts anfangen konnten. Elena Ferrante, aha, ein Debüt, nun ja. Drei Jahre später wurde der Roman von Mario Martone, Regisseur aus Neapel, verfilmt und auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt. Aber auch das brachte Werk und Autorin hier keine große Aufmerksamkeit.
Diesmal, in neuer Übersetzung von Karin Krieger, ist alles anders: „Lästige Liebe“erscheint im Bücherherbst 2018 als der ersehnte Nachschlag aus dem SuhrkampVerlag für alle Leser der neapolitanischen Saga „Meine geniale Freundin“– einer der großen literarischen Welterfolge des letzten Jahrzehnts und Auslöser des sogenannten „ferrantefever“. Hochansteckend.
Als Debüt lässt sich der Roman nun für die neu infizierten FerranteFans nicht mehr lesen. Stattdessen überwiegt zuerst das Wiedererkennen – Themen, Muster, Orte, Sprache. Auch diese Geschichte siedelte die Autorin in Neapel an. Die Stadt erscheint hier aber noch düsterer, brutaler, schmutziger. Auch diesmal verhandelt Ferrante eine komplizierte Frauen-Beziehung, ein Mutter-Tochter-Geflecht, und thematisiert Gewalt durch Männer. Jetzt, nachdem man 1700 Seiten ihrer vierbändigen Saga gelesen hat, identifiziert man ihn schnell: den Ferrante-Stil. Melodisch, präzise, schnörkellos. Vor allem aber offenbart das Debüt ein wiederkehrendes zentrales Motiv der Autorin: das Verschwinden einer Frau.
In der Tetralogie „Meine geniale Freundin“stellt Ferrante das Motiv direkt an den Anfang: Die Icherzählerin Elena erfährt vom Verschwinden ihrer Lebensfreundin Lila und nimmt das zum Anlass, die Geschichte ihrer Beziehung in allen Facetten auszuleuchten. „Lästige Liebe“beginnt mit den Worten: „Meine Mutter ertrank in der Nacht des 23. Mai, an meinem Geburtstag...“Und auch diesmal geht es zurück in die Vergangenheit, versucht die Comiczeichnerin Delia, Mitte vierzig, den rätselhaften Tod ihrer Mutter, ihr plötzliches Verschwinden, zu ergründen.
Die Mutter hatte ihren Besuch bei Delia in Rom bereits angekündigt, aber dann wartet die Tochter vergebens. Stattdessen ruft die Mutter drei Mal an. Ein Mann sei bei ihr, sie könne nicht sprechen. Beim zweiten Anruf flucht sie im Dialekt. Beim dritten Mal bittet sie die Tochter um Hilfe! Legt auf. Tags darauf wird ihre Leiche im Meer gefunden, bekleidet nur noch mit einem neuen, teuren BH. War es Selbstmord? Ein Unfall? Oder doch ein gewaltsamer Tod? Um dieses Rätsel dreht sich der Roman – vordergründig. Die Tochter versucht, nach der Beerdigung in Neapel die letzten Lebenstage ihrer Mutter zu rekonstruieren, die Umstände ihres Todes. Stattdessen deckt sie für den Leser eine andere Tat auf, eine Verleumdung – begangen einst von ihr selbst als kleines Kind.
Ein dichtes, hochkomplexes Kammerstück, ein Psychothriller, moderner angelegt als die NeapelSaga. Aber auch anstrengender, konstruierter, und weniger mitreißend als ihr Gesellschaftsporträt. Das Debüt trägt die Schwächen so vieler Debüts, des ersten Versuchs, aber es zeigt Ferrante bereits als raffinierte Erzählerin weiblicher Themen. Der Frauenkörper, seine Verführungskraft, seine Verletzlichkeit, seine unterdrückte Sexualität, steht im Mittelpunkt. Im Körper der Mutter, so hat Delia als Kind einst vermutet, sei „eine natürliche Schuld verankert, die sich bei Bedarf in jeder Geste und jedem Seufzer äußerte“.
Elena Ferrante selbst hat sich als Autorin bereits vor der Erstveröffentlichung verschwinden lassen. Schon ihr Debüt verfasste sie unter Pseudonym, damals noch vor allem aus einer gewissen Öffentlichkeitsscheu heraus, wie sie selbst erklärte, aber auch mit der Überzeugung, dass Bücher „nur sich selbst brauchen und dass sie sich ihre Leser selbst suchen müssen“. Der Text muss reichen! Wobei die Suche nach dem Leser, wie man sieht, nach dem stattgefundenen Hype durchaus leichter fallen kann … Die Besucher des Kölner Doms werden künftig von Papst Franziskus begrüßt: Eine kleine Statue am Haupteingang trägt unverkennbar die Züge des amtierenden Pontifex. Das freundlich lächelnde Päpstchen ist vor kurzem neu dazugekommen, weil eine frühere Figur im Baldachin des Portals ersetzt werden musste. Eine Steinmetzmeisterin habe deshalb Franziskus auf diese Weise am Dom untergebracht, sagt Domarchivar Klaus Hardering. „Er ist zwar nur klein, aber leicht zu finden, weil dieser Baldachin gerade erst frisch versetzt worden ist. Deshalb ist er im Gegensatz zu allen anderen weiß.“Früher wurden öfter bekannte Persönlichkeiten an den Außenfassaden oder auf dem Dach des Kölner Doms verewigt. So sind Fußballspieler des 1. FC Köln und ein ganzer Karnevalszug samt Dreigestirn in luftiger Höhe zu finden. Des Weiteren: der sowjetische Staatschef Chruschtschow, US-Präsident John F. Kennedy, der französische Präsident de Gaulle und der britische Premierminister Macmillan.