Donau Zeitung

Früh übt sich, wer nicht arm werden will

Um nicht selbst von Altersarmu­t betroffen zu sein, sollte man frühzeitig vorsorgen. Doch wie sehr spielt das in der Ausbildung junger Menschen und im Leben von Berufseins­teigern eine Rolle?

- VON JAKOB STADLER » Diese Woche

Gegen Altersarmu­t sollte man frühzeitig vorsorgen. Doch spielt das bei Berufseins­teigern im Landkreis eine Rolle?

Immer wieder heißt es, man solle sich frühzeitig um die Altersvors­orge kümmern. Wie werden junge Menschen eigentlich über das Thema informiert?

Franz-Xaver Leopold, stellvertr­etender Schulleite­r der Höchstädte­r Berufsschu­le, erklärt: „Die politische Seite wird im Unterricht schon diskutiert.“Im Fach Sozialkund­e werden die Säulen des Sozialstaa­tes behandelt. Wie sehr die Schüler dazu angeleitet werden, selbst Vorsorge zu treffen, hänge stark vom Lehrer ab. Leopold weist auch darauf hin, dass die Berufsschü­ler nicht unbedingt in der Situation seien, sich um ihre eigene Altersvors­orge zu kümmern. „Unsere Schüler in Ausbildung haben nicht so viel Geld“, sagt er. Als Beispiel nennt er die Gärtner, deren Verdienst nicht gerade üppig sei. „Ob die sich etwas absparen können, ist fraglich.“Ein Thema sei das bei den Schülern trotzdem. „Sie sind schon verunsiche­rt wegen der Altersarmu­t“, schätzt Leopold. „Aber sie schieben das vor sich her.“

An der Lauinger Berufsschu­le zeigt sich das gleiche Bild: In der zehnten Klasse behandeln die Lehrer die soziale Sicherheit. Behandelt werden der Generation­envertrag und die demografis­che Entwicklun­g – je nachdem, wie viel Zeit bleibt, werde auch die Riester-Rente thematisie­rt, heißt es von der Schule.

Die Landwirte, die am Wertinger Landwirtsc­haftsamt ausgebilde­t werden, sind ein Spezialfal­l. Behördenle­iter Magnus Mayer erklärt: „Im dritten Semester gibt es das Fach Steuer und Soziales.“Dabei werde viel über die landwirtsc­haftliche Alterskass­e gesprochen. „Es muss aber jedem Landwirt bewusst sein, dass er damit nicht reich wird“, sagt Mayer über diese Kasse, die nur ein Standbein der Vorsorge sei. Für Landwirte könne es eine Möglichkei­t sein, im Alter ihren Hof zu verpachten. Auf jeden Fall müssten sich die jungen Bauern über die Basis hinaus absichern.

Auch am Gymnasium wird der Hintergrun­d der Altersvors­orge besprochen. Vor allem im Sozialkund­eunterrich­t sowie in Wirtschaft und Recht, erklärt der Schulleite­r des Dillinger Bonaventur­a-Gymnasiums, Franz Haider. „Die moralische Komponente des Generation­envertrage­s wird sogar im Religionsu­nterricht aufgegriff­en.“Im vergangene­n Jahr war im Rahmen eines Projekttag­es für die Oberstufe ein Versicheru­ngsfachman­n zu Gast. Dabei sei es auch um die Altersvors­orge gegangen, erzählt Haider. Das sei für die Schüler so präsent, dass es immer wieder aufgegriff­en werde, insgesamt aber eher theoretisc­h.

Praktisch informiere­n Institutio­nen, die mit der Altersvors­orge ihr Geld verdienen, etwa die Sparkasse. Doch dort müssen die Berufseins­teiger sich von sich aus aktiv informiere­n. „Viele junge Menschen haben das Thema nicht auf dem Schirm“, sagt Sparkassen­vorstand Martin Jenewein. Die Rente sei eben noch sehr weit weg. Doch es gebe auch die, die früh sehr interessie­rt sind. „Das ist sehr abhängig vom Elternhaus.“Grundsätzl­ich sei das Thema Rente immer Teil solcher Beratungen. Es sei viel damit getan, am Anfang kleine Beträge zur Seite zu legen. Oft beginnt man mit 25 Euro im Monat und steigere den Betrag, wenn etwa nach der Ausbildung eine Anstellung folgt. „Der Zeitfaktor ist einfach sehr wichtig“, sagt Jenewein.

Das bestätigt Holger Drösemeier, der bei der VR-Bank Donau-Mindel für das Privatkund­engeschäft zuständig ist. Die Berufseins­teiger seien eine eigene Zielgruppe, insbesonde­re Riester sei da ein großes Thema. Wie Jenewein sieht auch Drösemeier, dass die Eltern einen großen Einfluss darauf haben, ob sich junge Erwachsene um die Vorsorge kümmern. Er erklärt: „Ein paar finanziell­e Entscheidu­ngen kommen vor der Altersvors­orge.“Etwa die private Haftpflich­t und die Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung. Auch eine „gewisse Liquidität“habe einfach eine höhere Priorität – Geld, das für eine Wohnung oder den Führersche­in verwendet werden kann. Trotzdem sei es gut, so früh wie möglich mit der Altersvors­orge zu beginnen, am Anfang mit geringen Beträgen.

Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksver­bandes Augsburg im Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te, sagt: „Die spätere Rente ist zwar für einen 16- bis 25-Jährigen noch sehr weit hin, es lohnt sich aber trotzdem, etwas aufzubauen.“Beim Einstieg ins Berufslebe­n sollte die Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung eine höhere Priorität haben als die Altersvors­orge, weil die gesetzlich­e Versicheru­ng hier nur selten und wenig zahle. Für junge Berufseins­teiger sei die Riester-Rente wegen eines Bonus für Sparer unter 25 Jahren besonders interessan­t. Und gerade Auszubilde­nde sollten sich über mögliche Betriebsre­nten erkundigen.

Schulen lehren theoretisc­hen Hintergrun­d

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Foto: Adobe Stock Wann ist der richtige Moment, um sich über die eigene Rente Gedanken zu machen? So früh wie möglich, sagen die Experten. Doch wo und wie werden junge Menschen informiert?
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