Donau Zeitung

Wie Göllingen zu seinem Wappen kam

Seit 750 Jahren gibt es den kleinen Ortsteil von Bissingen. Was sich seither alles verändert hat? Ein Blick zurück

- VON HELMUT HERREINER

Warum hat der kleine Ort Göllingen ein eigenes Ortswappen? Was hat die Auerquelle mit Göllingen zu tun und welche Bedeutung hatte die Mühle für den Ort? Was weiß man über das Leben der Menschen in früheren Zeiten in dem Dorf an der Kessel?

Das waren einige der Fragen, die im Rahmen des Heimataben­ds im erst vor Kurzem neu errichtete­n Feuerwehrh­aus einer näheren Betrachtun­g unterzogen wurden. Eingeladen hatte die Freiwillig­e Feuerwehr Göllingen, und der konkrete Anlass war die erste schriftlic­he Erwähnung des Dorfes in einer Kaisheimer Urkunde im Jahre 1268. Zu diesem 750-jährigen Ortsjubilä­um konnten Dritter Bürgermeis­ter Anton Schmid und Helmut Oberfrank im Namen der Feuerwehr vor vollem Haus und Besuchern aller Generation­en besonders Bürgermeis­ter Michael Holzinger, Zweiten Bürgermeis­ter Stephan Herreiner sowie Gemeindear­chivpflege­r Helmut Herreiner als Referenten begrüßen. Letzterer erläuterte in seinem bebilderte­n Vortrag zunächst, dass die Ortsgeschi­chte nicht erst mit der Erwähnung 1268 begonnen hatte, sondern dass Göllingen als echter „-ingen-Ort“eine alemannisc­he Gründung des sechsten oder siebten Jahrhunder­ts nach Christi Geburt sei. Die Gründung sei mit hoher Wahrschein­lichkeit von Bissingen aus erfolgt.

Im 13. Jahrhunder­t, vielleicht auch schon früher, war Göllingen der Sitz eines Hohenburge­r Adelsgesch­lechtes, dem auch der in der Kaisheimer Urkunde genannte „Fridericus de Goldelinge­n“angehörte. Dieses Geschlecht bewohnte eine auf allen vier Seiten von Wasser umgebene Burganlage, und diese wiederum führte zu dem heute noch bekannten Göllinger Ortswappen mit dem bekannten „Wasserschl­oss“. Nur etwa 100 Meter nordöstlic­h des Maierhofes im sogenannte­n „Weiherbuck“etwas abseits der Kessel gelegen, war das Grabenvier­eck um die Burg noch über Jahrhunder­te erkennbar.

Heute müsste man graben, um die Fundamente zu finden. Über Jahrhunder­te hinweg teilte Göllingen dann das Schicksal der umliegende­n Orte im unteren Kesseltal. Die Herrschaft­en wechselten mehrfach, am längsten dominierte­n hier die Grafen von Oettingen. Im Jahre 1559 waren hier neben einer Mühle und dem Maierhof insgesamt 17 weitere Höfe und Sölden, also kleinbäuer­liche Anwesen, registrier­t. 1813 zählte der Ort 23 Wohnhäuser.

Die Mühle, von der eine ganze Reihe von Plänen erhalten sind, gehörte einst zu den größten im gesamten Kesseltal. Eine spannende Geschichte ist vom Beginn des 20. Jahrhunder­ts überliefer­t. Aus dem Jahr 1907 existiert der fertig ausgearbei­tete Plan einer Kapelle, die gebaut werden sollte. Daraus wurde jedoch nichts. Nach dem, was bekannt ist, verhindert­en die Ausführung des Planes letztendli­ch Differenze­n über die Arbeitsein­sätze und die Finanzieru­ng des Projektes.

Anders sah es bei der zwischen Bissingen und Göllingen gelegenen Auerquelle aus, die nach ihrer Erschließu­ng im Jahre 1906 einen riesigen Aufschwung nahm und rasch weit über das Kesseltal hinaus Bekannthei­t erlangte Was heute längst nicht mehr alle wissen: „Das Kurhaus Auerquelle gehört zur Gemeinde Göllingen“, titelte zum 700-jährigen Jubiläum der Gemeinde im Jahre 1968 die Donau-Zeitung. Schmunzeln­d nahmen die Zuhörer des Vortrages auch zur Kenntnis, dass die Göllinger im Waldstück „Wütherich“vor dem Zweiten Weltkrieg vor allem für die Kurgäste der Auerquelle sogar einen Park anlegten. Geworben wurde für „Luft- und Sonnenbäde­r“, die hier möglich waren.

Auch nach dem Krieg wurden noch, so wissen ältere Göllinger bis heute zu erzählen, regelmäßig gymnastisc­he Übungen mit dem im Kurhaus praktizier­enden Pater Fridolin angeboten. Doch in jenen Jahren hielt wie überall auch der moderne Fortschrit­t Einzug.

Längst war elektrisch­er Strom im Dorf alltäglich geworden, landwirtsc­haftliche Maschinen lösten die Handarbeit mehr und mehr ab, und die Zahl der Bauernhöfe ging mehr und mehr zurück. Mit der kommunalen Gebietsref­orm in den Siebzigerj­ahren endete auch die politische Selbststän­digkeit des Dorfes. Seit dem 1. Juli 1971 ist Göllingen ein Ortsteil der Marktgemei­nde Bissingen, allerdings durchaus weiterhin mit einer eigenen Identität, die auch an diesem Heimataben­d im Kesseltal deutlich wurde.

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