Job-Boom hält weiter an
Mittelstand ist auf Bewerbersuche
Berlin Der deutsche Arbeitsmarkt dürfte auch in den kommenden Jahren von Beschäftigung auf Rekordniveau profitieren. Das geht aus Prognosen der Wirtschaft hervor. Weil Fachkräfte fehlen, erweist sich der stellenweise leer gefegte Arbeitsmarkt für viele Unternehmen als Problem: Nach einer Untersuchung der staatlichen Förderbank KfW befürchten 65 Prozent der mittelständischen Betriebe, dass freie Stellen nur mit Abstrichen, verzögert oder überhaupt nicht besetzt werden können. Industrie- und Handelskammern rechnen im kommenden Jahr mit einer halben Million neuer Stellen in Deutschland.
Mit 120 000 neuen Jobs soll vor allem der Dienstleistungssektor wachsen, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Für die Prognose befragte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) etwa 27000 Unternehmen. Aktuell (Stand September) sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gut 45 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig, 557 000 mehr als vor Jahresfrist – und so viele wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet zwar damit, dass in den kommenden sieben Jahren wegen technischen Fortschritts 1,3 Millionen Arbeitsplätze entfallen. „Es entstehen aber auch 2,1 Millionen neue Jobs“, sagte er der Funke-Mediengruppe. „Uns geht die Arbeit nicht aus, aber es wird andere Arbeit sein.“
Rechnet man auf längere Sicht – für den Zeitraum bis zum Jahr 2035 –, dann sähen die Prognosen allerdings nicht ganz so gut aus, sagte Heil. Bis dahin würden 3,3 Millionen neue Jobs entstehen und vier Millionen verschwinden. Daher seien Qualifizierung, Weiterbildung und Umschulung wichtig. „Jetzt geht es darum, dass die Arbeitnehmer von heute auch die Arbeit von morgen machen können.“
Bildung rückt auch die KfW in den Fokus: Mittelfristig befürchtet die Förderbank einen verschärften Fachkräftemangel, wenn ab etwa 2025 die Babyboomer in Rente gehen. Deutschland brauche in den kommenden Jahren zweifellos mehr qualifizierte Zuwanderer, argumentierte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Sinnvoll seien zudem Investitionen in Kitas, Ganztagsschulen und Weiterbildung.
Im kommenden Jahr sollen dem DIHK zufolge je 90 000 Jobs in Handel, Verkehr, Gastgewerbe und Industrie entstehen. Im Baugewerbe erwartet der Verband einen Zuwachs von 50 000 Stellen.