Ein Plädoyer für mehr Mut
3000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft feiern in Augsburg eine Nacht in Grün. Gastgeberin Alexandra Holland empfängt sie mit einem besonderen Wunsch
Mehr als 500 Bauern in Bayern haben bisher nach dem trockenen Sommer Dürrehilfe des Freistaats beantragt. Landwirte, die aufgrund der Trockenheit Futter für ihre Tiere zukaufen mussten, erhalten bis zu 50 000 Euro aus dem Hilfsprogramm, wie ein Sprecher des bayerischen Landwirtschaftsministeriums mitteilte. Insgesamt stehen rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Seit Anfang Oktober und noch bis 15. November können Bauern ihre Forderungen einreichen. (dpa) Der bayerische Grünen-Politiker Markus Ganserer lebt sowohl als Mann als auch als Frau. „Ich bekenne mich heute dazu, Transgender zu sein“, sagte der Landtagsabgeordnete der Süddeutschen Zeitung. Als Transgender bezeichnet man Menschen, die sich nicht – oder nicht nur – mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt notiert wurde. Ganserer wechsle demnach zwischen den zwei Geschlechtern Mann und Frau. Für eines entscheiden wolle er sich nicht, dafür aber seine weibliche Identität künftig noch öfter ausleben, sagte er. Seinem Job als Abgeordneter im Landtag gehe er aber weiterhin als Mann nach. „Mir graut vor dummen Kommentaren. Die Erleichterung, endlich offen leben zu können, ist aber größer“, sagte der mit einer Frau verheiratete 41-Jährige weiter. (dpa)
Manchmal sind es die weniger guten Nachrichten, die nachhallen: Der Computerhersteller Fujitsu wird in zwei Jahren den Standort Augsburg schließen, bis zu 1800 Menschen verlieren ihre Arbeit. Wenn man sich die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Schwaben ansieht, entsteht dennoch ein positives Bild: Sie sinken seit vielen Jahren.
Die wirtschaftliche Lage der Region beschäftigte am Wochenende auch die Gäste des Augsburger Presseballs. Gastgeberin Alexandra Holland hatte in ihrer Begrüßungsrede zu mehr Mut aufgerufen: „Derzeit kommt jede Menge Unbekanntes auf uns zu. Diese unzähligen Veränderungen beunruhigen, verunsichern.“Doch die Vergangenheit habe auch gezeigt, „dass Krisen unsere Region stärker machen“. Alexandra Holland stellte die Benefizgala deshalb unter das Motto Mut.
Der Augsburger Presseball zählt seit fast fünf Jahrzehnten zu den Höhepunkten im Augsburger Gesellschaftsleben – und es gibt Stammgäste, die fast so lange dabei sind. Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel und seine Frau Irene Epple-Waigel zählen ebenso dazu wie der ehemalige Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald oder Bayerns einstiger Landwirtschaftsminister Josef Miller. Neu in seinem politischen Amt als Vizepräsident des Bayerischen Landtags ist Alexander Hold. Auch er war am Samstag unter den 3000 Gästen im Kongress am Park.
Gute Gespräche und ein entspannter Abend in schönem Ambiente sind eine Seite der Gala. Ins Leben gerufen wurde der Ball aber auch, um Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. In 46 Jahren spielte allein die Presseball-Tombola über eine Million Euro für die Kartei der Not ein. Die Stiftung unterstützt Menschen im Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen, die unverschuldet in Not geraten sind. Über 40 Millionen Euro wurden bereits ausgezahlt. „Wir helfen jährlich in rund 2500 Fällen“, sagen Alexandra Holland und ihre Schwester Ellinor Scherer, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung.
Beim Ball am Samstag kamen durch eine außergewöhnliche Aktion 7000 Euro zusätzlich für das Hilfswerk zusammen: Maler Stefan Szczesny hatte eines seiner Werke gestiftet, das am Presseball-Abend zugunsten der Kartei der Not versteigert wurde. Eine Besucherin aus München erhielt den Zuschlag. Ernste Worte fand Alexandra Holland, die auch Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen ist, für ein Phänomen, das häufig zu beobachten ist: „Wer am lautesten ruft, wird gehört. Damit einhergehend wird die Sprache im öffentlichen Raum immer schriller.“Bezug nahm Holland auf die jüngste Medienschelte der FC-Bayern-Bosse, die betont hatten, sie wollten sich die „herabwürdigende, hämische Berichterstattung“der Medien nicht mehr bieten lassen.
„Medien müssen kritisch hinterfragen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Wollen sie als eine Säule unserer demokratischen Gesellschaft fungieren, müssen sie auch gegen Widerstände Fakten recherchieren, deuten, einordnen dürfen, um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich selbst eine fundierte Meinung zu bilden“, betonte Holland. Dabei als Medium unabhängig zu bleiben, sei oberster Anspruch der Augsburger Allgemeinen. führte der Sprecher aus. „Werden bei weiteren Personen innerhalb der AfD extremistische Bestrebungen erkennbar, so wird die Beobachtung entsprechend ausgeweitet.“
Zu den Betroffenen zählen auch drei Landtagsabgeordnete. Der Verfassungsschutz prüft zurzeit, ob er Uli Henkel, Ralf-Dieter Stadler und Andreas Winhart auch als Landtagsabgeordnete weiter beobachten wird. Denn für die Beobachtung von Mandatsträgern gelten verschärfte Regeln. Die AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Katrin Ebner-Steiner, machte unterdessen klar: „Wir gehen davon aus, dass die Beobachtung umgehend eingestellt wird, nachdem sich der Landtag nun konstituiert hat. Andernfalls werden wir dagegen vor Gericht ziehen.“(dpa)