Donau Zeitung

Söders Neustart: Reichhart wird Minister

Der Landesvors­itzende der Jungen Union ist bei der Wahl durchgefal­len. Trotzdem übernimmt er das Ressort für Bauen und Verkehr. Ein anderer Schwabe muss dafür weichen

- VON HENRY STERN UND HOLGER SABINSKY-WOLF

München Ministerpr­äsident Markus Söder hat sein Kabinett merklich verjüngt – und die Ministerri­ege der CSU kräftiger umgebaut als erwartet. So wird der 36-jährige Hans Reichhart aus dem Landkreis Günzburg, der bei der Landtagswa­hl den Wiedereinz­ug ins Parlament verpasst hatte, Bau- und Verkehrsmi­nister. Zur Digitalmin­isterin berief Söder die erst 33-jährige Unterfränk­in Judith Gerlach. Als erstes Bundesland hat Bayern damit ein eigenes Digitalmin­isterium. Mit dem Schwaben Franz Pschierer, dem Oberbayern Marcel Huber und dem Franken Winfried Bausback verlieren drei etablierte Minister der CSU ihre Ämter als Wirtschaft­s-, Umwelt bzw. Justizmini­ster.

„Das kam total überrasche­nd“, betonte Reichhart gegenüber unserer Zeitung. „Ich freue mich riesig, aber der Respekt vor der Aufgabe ist auch enorm.“Die großen Themen der kommenden Jahre seien Mobilität und Wohnen. Dabei sei das Schaffen von bezahlbare­m Wohnraum eine große Herausford­erung, so Reichhart, der die Nachfolge von Ilse Aigner antritt, die Landtagspr­äsidentin geworden ist. „Wir müssen junge Familien in die eigenen vier Wände bringen, sonst bekommen wir ein gesellscha­ftliches Problem.“

Frauen seien im neuen Kabinett so stark wie nie vertreten, hatte Söder zuvor betont und auf die Ministerpo­sten der CSU verwiesen. Dort sind vier von zehn Ressortche­fs weiblich: Digitalmin­isterin Gerlach, Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber, Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml und Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer. Justizmini­ster ist jetzt Georg Eisenreich, bislang Staatsmini­ster in der Staatskanz­lei. Den Posten von Kurzzeit-wissenscha­ftsministe­rin Marion Kiechle übernimmt Bernd Sibler, der bisher Kultusmini­ster war – dieses Ressort ging an die Freien Wähler. Innenminis­ter bleibt Joachim Herrmann, der Finanzmini­ster heißt weiter Albert Füracker – und Florian Herrmann behält sein Amt als Staatskanz­leichef. Auf die Freien Wähler entfallen die Ressorts Kultus mit Michael Piazolo, Umwelt mit Thorsten Glauber sowie Wirtschaft, Energie und Landesentw­icklung mit Hubert Aiwanger, der auch stellvertr­etender Ministerpr­äsident wird. Schwabens CSU-CHEF Markus Ferber zeigte sich zufrieden mit dem neuen Kabinett: Mit Reichhart sei der Bezirk „an einflussre­icher Stelle vertreten“. Überdies besetze mit Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer ein weiterer Schwabe einen mächtigen Posten. Einen Seitenhieb auf den Koalitions­partner kann sich Ferber dabei nicht verkneifen: „Bei den Freien Wählern kommen gar keine Schwaben vor, obwohl sie hier überpropor­tional gut abgeschnit­ten haben.“Pschierer betonte, der Abschied aus dem Wirtschaft­sministeri­um falle ihm nicht leicht. „Wir haben die ausgezeich­nete Lage in Bayern dazu genutzt, um die Wirtschaft Bayerns zukunftsfe­st zu machen.“Aus dem Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung sitzen neben Reichhart auch noch der frühere Neuburger Landrat Roland Weigert (Freie Wähler) als Wirtschaft­sstaatssek­retär und die Augsburger CSU-FRAU Carolina Trautner im Kabinett, die als Staatssekr­etärin vom Kultus- ins Sozialmini­sterium wechselt.

Die Opposition kritisiert­e Söders Entscheidu­ngen scharf. „Das ist kein Fortschrit­t, sondern stabiler Stillstand“, betonte Spd-fraktionsc­hef Horst Arnold. Die CSU sei immerhin bemüht, „den Frauenante­il hoch zu bekommen“, räumte Grünen-fraktionsc­hef Ludwig Hartmann ein. Beim „Männerbund“Freie Wähler schaue es dafür in Sachen Frauen „zappendust­er aus“.

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Das neue Kabinett, die Frauenfrag­e und die Rolle der Schwaben

 ?? Foto: Tobias Haase, dpa ?? Das neue Kabinett: Gerhard Eck (CSU, Reihe hinten, l-r), Bernd Sibler (CSU), Albert Füracker (CSU), Thorsten Glauber (FW), Roland Weigert (FW), Carolina Trautner (CSU, mittlere Reihe, l-r), Georg Eisenreich (CSU), Hans Reichhart (CSU), Florian Herrmann (CSU), Michael Piazolo (FW), Anna Stolz (FW), Kerstin Schreyer (CSU, vordere Reihe l-r), Joachim Herrmann (CSU), Hubert Aiwanger (FW), Markus Söder (CSU), Melanie Huml (CSU), Michaela Kaniber (CSU), Judith Gerlach (CSU).
Foto: Tobias Haase, dpa Das neue Kabinett: Gerhard Eck (CSU, Reihe hinten, l-r), Bernd Sibler (CSU), Albert Füracker (CSU), Thorsten Glauber (FW), Roland Weigert (FW), Carolina Trautner (CSU, mittlere Reihe, l-r), Georg Eisenreich (CSU), Hans Reichhart (CSU), Florian Herrmann (CSU), Michael Piazolo (FW), Anna Stolz (FW), Kerstin Schreyer (CSU, vordere Reihe l-r), Joachim Herrmann (CSU), Hubert Aiwanger (FW), Markus Söder (CSU), Melanie Huml (CSU), Michaela Kaniber (CSU), Judith Gerlach (CSU).

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