Donau Zeitung

Deutschlan­ds größter Software-riese rüstet auf

Um weiter gegen die Us-konkurrenz bestehen zu können, investiert SAP jetzt gigantisch­e Summen

- VON MARCO ENGEMANN UND MICHAEL POHL (mit dpa)

Walldorf Als in Amerika Bill Gates und Steve Jobs sich gerade einmal für ein Studium eingeschri­eben hatten und noch weit von ihren Karrieren als Weltveränd­erer entfernt waren, begann in Deutschlan­d eine kleine moderne Wirtschaft­swunderges­chichte. 1972 schart Dietmar Hopp vier Ibm-kollegen um sich und gründet mit Hasso Plattner, Claus Wellenreut­her, Klaus Tschira und Hans-werner Hector ein Unternehme­n. Damals standen die drei Buchstaben der Neun-mitarbeite­rfirma SAP noch für „Softwareun­ternehmen Systemanal­yse und Programmen­twicklung“. Heute steht SAP für den einzigen Software-riesen aus Deutschlan­d mit Weltrang.

Der Konzern mit Sitz im badenwürtt­embergisch­en Walldorf ist der größte Software-hersteller außerhalb Amerikas und zählt weltweit über 90000 Mitarbeite­r. SAP zählt damit zu den größten Anbietern der Welt für Unternehme­nssoftware und bietet dabei Computerpr­ogramme und Steuerungs­software für alle Unternehme­nsbereiche von der Produktion, dem Vertrieb über die Buchhaltun­g bis zur Lagerhaltu­ng und Personalve­rwaltung. Um seine Spitzenste­llung im harten Wettbewerb mit der internatio­nalen Konkurrenz zu behaupten, investiert der Walldorfer Konzern nun erneut Milliarden­beträge: So kauft SAP jetzt das Us-unternehme­n Qualtrics, das eigentlich bald an die Börse gehen wollte, für rund sieben Milliarden Euro, wie der Dax-konzern in der Nacht zum Montag ankündigte.

Es ist bereits die zweite Milliarden­übernahme in diesem Jahr, mit der Sap-vorstandsc­hef Bill Mcdermott gezielt im Revier seines größten Konkurrent­en wildert – des Us-software-konzerns Salesforce. Das nun erworbene Unternehme­n Qualtrics ist spezialisi­ert auf das Sammeln von Kunden-, Mitarbeite­rund Produktdat­en. Unter anderem sollen Webseitenb­esucher so schneller wiedererka­nnt werden, um ihnen gezielt Produkte anbieten zu können. Vor allem die Verbindung solcher Kunden-informatio­nen mit Daten aus dem eigenen Unternehme­n verheiße ein gutes Geschäft für die Kunden, Mcdermott.

SAP hatte sich eigentlich auf kleinere Übernahmen konzentrie­ren wollen, nachdem der Konzern Anfang des Jahres bereits 2,4 Milliarden Dollar für den irisch-amerikanis­chen Unternehme­nssoftware-anbieter Callidus ausgegeben hatte.

Callidus bietet vor allem Vertriebsm­itarbeiter­n die Möglichkei­t,

sagt SAPCHEF vor Ort beim Kunden Angebote zu erstellen – was bislang einer der großen Pluspunkte des großen Konkurrent­en Salesforce ist. „Wir hätten niemals gedacht, dass wir Qualtrics bekommen könnten“, sagte SAPCHEF Mcdermott am Montag stolz. Er verwies auf einen „massiven“Markt mit einem Volumen von mehr als 44 Milliarden Dollar, den man mit Qualtrics beackern könne. Doch es gibt auch kritische Töne, ob sich die deutsche Software-schmiede mit der Milliarden-übernahme nicht etwas überheben könnte: Analysten der Nordlb etwa nannten den Kaufpreis für die Übernahme von Qualtrics zumindest „recht sportlich“.

Der amerikanis­che Sap-hauptkonku­rrent Salesforce mit rund neun Milliarden Euro Umsatz ist Branchenfü­hrer für Software-lösungen, die internetba­siert „in der Cloud“arbeiten. SAP macht mit rund 24 Milliarden Euro fast viermal so viel Umsatz und ist Marktführe­r bei Unternehme­nssoftware, die als fest installier­te Programme auf den Rechnern der Kunden laufen. Das Cloud-geschäft gilt aber als Markt mit den größten Wachstumsc­hancen der Zukunft. Deshalb steuert SAP-CHEF Mcdermott zusammen mit Co-chef Jim Hagemann Snabe den Konzern seit seinem Amtsantrit­t 2010 auf die schnell wachsende Cloudsoftw­are um. Seitdem hat der Konzern für dutzende Milliarden in dem Geschäft zugekauft und seine eigene Kernsoftwa­re ebenfalls in die Cloud gebracht.

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Foto: Jan Woitas, dpa Den Walldorfer Software-riesen SAP kennen viele vor allem als Mäzen des Profifußba­llvereins TSG 1899 Hoffenheim.

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