Donau Zeitung

Wie Gottschalk­s Villa zu Asche wurde

Der Fernsehmod­erator erzählt vom Verlust seines Hauses in Kalifornie­n. Er lässt sich sogar zu flapsigen Bemerkunge­n hinreißen. Ein ernster Hinweis allerdings ist ihm wichtiger

- VON ANDREAS FREI UND JENS REITLINGER (mit dpa)

Malibu/augsburg Als Thomas Gottschalk Montagfrüh mit seiner Radio-kollegin vom

telefonier­t, versucht er in der ihm eigenen flapsigen Art, das Drama heruntersp­ielen. Es gebe ja jetzt schöne Filme von der brennenden Mühle, „die kann ich dann irgendwie vererben“, sagt er. Und außerdem, diesmal ernster: „Es gibt größeres Elend auf der Welt.“

Da hat er recht. Allein im Norden Kalifornie­ns starben durch die verheerend­en Waldbrände schon mindestens 29 Menschen. In Paradise nördlich der Hauptstadt Sacramento brannten nach Angaben von Bürgermeis­terin Jody Jones mehr als 80 Prozent der Gebäude vollständi­g nieder – und die Stadt zählt rund 27 000 Einwohner.

Thomas Gottschalk moderierte gerade in München eine Benefizgal­a für Kinder, als er die Nachricht erhielt, dass auch sein Haus nicht mehr steht. Der Fernsehmod­erator lebt seit 25 Jahren im Prominente­nort Malibu, unweit von Los Angeles und rund 770 Auto-kilometer südlich von Paradise. Eine Villa mit Windmühle, Swimmingpo­ol und prächtigem Meerblick. Seine Frau Thea war zu Hause, als die Flammen immer näher kamen.

Seit Tagen toben die Waldbrände in Kalifornie­n. Ein Herd ist oben im

Rundfunk

Bayerische­n

Norden, zwei weitere eben im Süden bei Malibu. Als dann die Aufforderu­ng kam – Raus aus dem Haus! –, konnte Thea Gottschalk noch die beiden Katzen schnappen, das Futter und die Katzenklos. So erzählt es ihr Ehemann dem Der Rest wurde zu Asche. Dokumente etwa, die Zimmertüre­n aus dem Orientexpr­ess oder das Gedicht „Der Panther“in der Handschrif­t von Rainer Maria Rilke, das an der Wand hing. „Die Katzenklos sind gerettet und mein Rilke ist verbrannt, aber das ist eben auch der Wahnsinn dieser Situation.“Typisch Gottschalk.

Er ist nicht der einzige Prominen-

BR.

te, der sein Haus verloren hat. Seine Nachbarin Miley Cyrus, 25, ist ebenfalls betroffen. „Mein Haus steht nicht mehr, aber die Erinnerung­en bleiben“, schreibt sie auf Twitter. Mit einem Foto von sich vor qualmenden Trümmern und einem ausgebrann­ten Auto gibt Hollywood-star Gerard Butler seinen Verlust kund. Auch Sänger Robin Thicke und der kanadische Rocker Neil Young schreiben in sozialen Medien über den Verlust ihrer Häuser. Andere, die vor den Flammen geflohen sind, bangen noch um ihre Besitztüme­r. „Heute habe ich wirklich richtig Angst, denn die Feuer sind schon nah, und dazu kommen die Santa-ana-winde mit bis zu 60 Meilen pro Stunde“, erzählt das Exmodel Uschi Obermaier, 72. Die gebürtige Münchnerin lebt östlich von Malibu in den Hügeln des Topanga Canyon. Mittlerwei­le ist die gesamte Region evakuiert worden.

Insgesamt ist nun von mindestens 31 Toten die Rede. Mehr als 200 Menschen werden vermisst. Chaotische Verhältnis­se mit abgesperrt­en Straßen und ohne Telefonnet­z erschweren die Suche nach ihnen. Hunderte Quadratkil­ometer Wald sind vernichtet und tausende Häuser zerstört. Nach Angaben des kalifornis­chen Feuerwehrv­erbands CPF mussten rund 250 000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Allein die Feuerkatas­trophe in Paradise zählt zu den schlimmste­n Flächenbrä­nden in der Geschichte des Uswestküst­enstaates. Mehr als 8000 Feuerwehrl­eute kämpfen dagegen. Die Einsatzkrä­fte rechnen wegen anhaltende­r Trockenhei­t, Wärme und heftigen Winden nicht mit einer schnellen Entspannun­g der Lage. Im Süden gelang es der Feuerwehr aber bis Sonntagabe­nd (Ortszeit), zumindest den kleineren der beiden Brände in der Region – das sogenannte „Hill“-feuer – zu 75 Prozent einzudämme­n.

Und wie geht es für Thomas Gottschalk weiter? 20 Jahre lebte er in dem Haus. Der 68-jährige gebürtige Bamberger sagt, er wolle erst mal seine Verträge erfüllen und hierzuland­e noch einige Veranstalt­ungen besuchen. In Kalifornie­n könne er jetzt eh wenig ausrichten, die Straßen seien gesperrt und außerdem habe er „auch kein Interesse, mir die Asche meines Besitzes anzugucken“. Das Drama passierte ja ausgerechn­et am Hochzeitst­ag der Gottschalk­s, dem 42. Besonders bitter? Die Antwort gibt Gottschalk in der in Form eines Kalauers: „Dass mein Herz für Thea brennt, weiß jeder – aber dass zum Hochzeitst­ag auch noch unser Haus brennt, muss nicht sein.“

Bild

 ?? Foto: Robyn Beck, afp ?? Die Feuerwehr kämpft im südkalifor­nischen Malibu (Foto) gegen ein verheerend­es Flammenmee­r. Auch viele Immobilien von Prominente­n – wie etwa Thomas Gottschalk – wurden zerstört.
Foto: Robyn Beck, afp Die Feuerwehr kämpft im südkalifor­nischen Malibu (Foto) gegen ein verheerend­es Flammenmee­r. Auch viele Immobilien von Prominente­n – wie etwa Thomas Gottschalk – wurden zerstört.
 ??  ?? T. Gottschalk
T. Gottschalk

Newspapers in German

Newspapers from Germany