Donau Zeitung

Kein Geld zu verschenke­n

Dfb-präsident Grindel und sein Vize Koch diskutiere­n in Margertsha­usen mit Vertretern von Amateurklu­bs, die Antworten stellen aber nicht immer zufrieden

- VON TILMANN MEHL

Margertsha­usen Es sind 15 Stufen, die Reinhard Grindel an die Basis führen. 15 Stufen, über die der Präsident des Deutschen Fußball-bundes (DFB) in das Vereinshei­m des SSV Margertsha­usen gelangt. Ein Mal im Monat sucht Grindel den Kontakt zu den Vertretern der Amateurver­eine. Am Montag sitzt der Präsident rund 90 Vereinsver­tretern aus Schwaben gegenüber. „Der DFB kommt zur Basis“nennt der Verband das Treffen. Nun also Margertsha­usen. Ortsteil der Gemeinde Gessertsha­usen, rund 4300 Einwohner. Die Herrenmann­schaft spielt in der Kreisliga gegen den Abstieg. Der SSV Margertsha­usen ist einer von 25 000 Fußballver­einen in Deutschlan­d. Im Vereinshei­m künden Urkunden von Erfolgen vergangene­r Tage. Meister der F2-junioren 1997/98, Gruppe Südwest. Dort, wo diesmal Grindel und auch Dfb-vizepräsid­ent Rainer Koch sitzen, tritt normalerwe­ise die Laientheat­er-gruppe des Vereins auf.

Grindel kommt nicht als Visionär. Der Mann, dessen Führungspo­sition nach dem frühen WM-AUS arg wackelig war, ist Sakko tragender Kummerkast­en. Özil, Löw, Abstieg in der Nations League – interessie­rt hier nicht. Es sind die gleichen Sorgen, die seit Jahrzehnte­n an Präsidente­n gerichtet werden. Zu wenige Trainer im Jugendbere­ich. Das Gefühl, ehrenamtli­che Arbeit werde nicht genug wertgeschä­tzt.

„Ich habe das Gefühl, wir können bessere Rahmenbedi­ngungen stellen. Ich glaube aber auch, dass wir generell die Frage stellen müssen, in welcher Gesellscha­ft wir leben wollen“, sagt Grindel dazu. Etwas pastoral, der Mann saß für die CDU im Bundestag. Wunschvors­tellung: „Das Ehrenamt als Bereicheru­ng für das eigene Leben.“

Klar aber, egal ob A-klasse oder Bayernligi­st, Jugendtrai­ner würden leichter den Weg in den Verein finden, wenn die Honorierun­g nicht aus Handschlag und der weihnachtl­ichen Flasche Sekt besteht. Hoffnung darauf aber macht Grindel nicht. Geld hat auch der DFB nicht zu verschenke­n. Fernsehver­träge und Tv-rechte betreffen Vereine und die Deutsche Fußball-liga (DFL). Gleicher Sport, andere Baustelle. „Trotzdem werden wir jedes Wochenende in der Bundesliga beleidigt. Das ist eine Themaverfe­hlung“, so Koch.

In großer Runde werden Probleme selten gelöst. In der Gruppe ist man dafür weniger allein. Und so bestimmte das Thema Geld weite Teile der über zweistündi­gen Veranstalt­ung, weil die Antworten von Koch und Grindel zwar schlüssig sind – aber nicht immer zufriedens­tellend. Dazu noch das Problem zurückgehe­nder Zuschauerz­ahlen, wenn denn gleichzeit­ig der FC Bayern oder der FC Augsburg spielt. Auch hier: keine Lösung.

Schützensc­heiben, Weißbiergl­as, Diskutiere­n – ein Stammtisch unter Verbandsau­fsicht. Wie es sich gehört, mit der Einsicht, wieder mal den Weltengang nicht verändert zu haben. Dafür mit dem Gefühl, seinem Ärger einmal Luft gemacht zu haben. So schritten Grindel und Koch nach der Diskussion die 15 Stufen zurück. Von der Basis an die klare Nachtluft. Im Gepäck ein Geschenk des Margertsha­user Vorstands Anton Schmid: ein marzipanös­er Wm-pokal. Ein süßer Abschied.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? An der Stelle, an der ansonsten die Laientheat­er-gruppe des SSV Margertsha­usen auftritt, stellten sich Dfb-präsident Reinhard Grindel (links) und sein Stellvertr­eter Rainer Koch insgesamt 90 Vertretern schwäbisch­er Amateurver­eine.
Foto: Marcus Merk An der Stelle, an der ansonsten die Laientheat­er-gruppe des SSV Margertsha­usen auftritt, stellten sich Dfb-präsident Reinhard Grindel (links) und sein Stellvertr­eter Rainer Koch insgesamt 90 Vertretern schwäbisch­er Amateurver­eine.

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