B 16 Nord: Wie es in Höchstädt weitergeht
Ortsumfahrung Der Höchstädter Stadtrat hat mit seiner Entscheidung die Weichen für die B 16 Nord gestellt. Was Gegner und Befürworter einen Tag danach sagen und was sich Bürgermeister Gerrit Maneth wünscht
Es war eine historische Stadtratssitzung in Höchstädt. Die Weichen für die B 16 Nord wurden gestellt. Und jetzt?
Höchstädt Mit einem Megafon ausgerüstet steht Siegfried Behringer vor dem Rathaus. Er appelliert eindringlich, dass nur der Anschluss an Rieswasser einen Fortschritt für die Verkehrsentlastung in Höchstädt bedeute. Die rund 50 Frauen und Männer vor ihm, einige von ihnen haben kleine Schilder mit der Aufschrift „B16 Nord sofort“, beklatschen ihn. Behringer ist Vorsitzender der Bürgerinitiative „Bahntrasse – nein Danke“und hat vor der Stadtratssitzung am Montagabend eine Demonstration angemeldet. „Eigentlich ist es nicht meine Art, aber wir müssen es tun“, sagt er. Sein Aufwand und Engagement haben sich gelohnt. Zumindest lautet das Ergebnis am Montag nach knapp zwei Stunden Sitzung: 12:9 für den Anschluss an Rieswasser. Der Stadtrat hat damit mehrheitlich beschlossen, dass die eigene Trinkwasserversorgung mit Brunnen aufgegeben wird, und hat damit die Weichen für den Bau der B16 im Norden durch das Wasserschutzgebiet gestellt. Letzteres kann nun vom Landkreis aufgelöst werden.
Behringer ist bei der Sitzung dabei und sichtlich erleichtert über den Ausgang. „Unsere monatelange Arbeit hat sich rentiert. Jetzt besteht die Chance, dass Höchstädt wirklich eine Umfahrung bekommt. Das ist das Allerwichtigste“, sagt er am Tag danach. Für ihn sei das ausführliche Statement von Bürgermeister Gerrit Maneth wichtig gewesen, dadurch hätten seiner Meinung nach nun wirklich alle verstanden, um was es geht. Viel mehr beeindruckt ist Behringer aber vom Abstimmungsergebnis: „Es ist toll, dass es noch Räte gibt, die sich eigene Gedanken machen und unabhängig von ihrer Partei abstimmen. Respekt.“Die Bürgerinitiative bleibe weiter aktiv und unterstütze die rasche Umsetzung einer Umfahrung im Norden. Mit der Entscheidung, zu Rieswasser zu wechseln, sei nun ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Stadt gemacht worden.
Für Karl Baumgartner ist die Entscheidung ein Riesenschritt zurück und in die ganz falsche Richtung. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Goldberg des Bund Naturschutz ist frustriert über das Ergebnis. „Ich freue mich sicher nicht. Wir haben für etwas anderes gekämpft“, sagt er am Dienstag. Seit vielen, vielen Wochen setzen sich er und seine Mitstreiter, die überwiegend aus dem Stadtteil Deisenhofen kommen, für den Erhalt der eigenen Wasserversorgung und des Wasserschutzgebietes ein. Auch, weil für die Gruppierung weiter nur die Bahntrasse die beste Lösung für alle sei. Mahnwachen vor den Stadtratssitzungen, Plakate und immer wieder Prostaktionen mit Anhängern über Höchstädt hinaus haben Baumgartner und Co. in den vergangenen Monaten organisiert. So auch am Montag vor der Sitzung. Rund 80 Bürger haben für eine Bahntrasse lautstark vor dem Rathaus demonstriert. „Sicher nicht umsonst, aber die Abstimmung ist frustrierend“, sagt der Vorsitzende. Trotzdem wolle man keinesfalls aufgeben und weiterkämpfen.
Was die nächsten Schritte seien, müsse erst besprochen werden. Baumgartner könne sich vorstellen, dass man sich nun „kompetente Gesprächspartner aus der Politik“suchen müsse. „Wir haben an die Vernunft und die Weitsicht appelliert. Aber das haben noch nicht alle verstanden.“Er habe damit gerechnet, dass die Abstimmung knapp wird und es auf einzelne Stimmen an- kommt. „Aber auf welche Seite es kippt, war mir bis zum Schluss nicht ersichtlich.“
Auch dem Rathauschef nicht. Gerrit Maneth, der sich eindeutig für den Anschluss an Rieswasser ausgesprochen hat, ist froh über das Ergebnis. „Ich habe gehofft, dass es so ausgeht. Es waren arbeitsintensive Wochen bis zu dieser Sitzung und physisch wie psychisch anstrengend. Nun hat die Stadt aber endlich die klare Richtung, die sie so dringend braucht“, sagt der Bürgermeister. Er betont auch, dass er es sehr positiv einschätze, dass jeder Stadtrat für sich persönlich abgestimmt habe und der Sitzungsverlauf „völlig in Ordnung“war. Sowohl vor, während und nach der Sitzung wurden laut Maneth die angeforderten Polizeibeamten nicht gebraucht. Auch, wenn während der beiden Demonstrationen durchaus von einzelnen Personen beider Seiten Beleidigungen zu hören waren. „Ich hoffe, dass alle nun diese Entscheidung akzeptieren“, so Maneth.
Denn jetzt gelte es, die Planungen der Ortsumfahrung im Norden energisch voranzutreiben. Schnellstmöglich sollen Verträge mit Rieswasser unterzeichnet werden, alle Voraussetzungen für ein Planfeststellungsverfahren geschafft werden. „Wichtig ist mir, dass klar ist, dass nicht alle, die am Montag gegen den Anschluss an Rieswasser gestimmt haben, auch gegen die B16 im Norden sind. Ganz im Gegenteil. Zudem war Nord immer klar“, sagt Maneth. Im nächsten Schritt müsse nun Kontakt mit dem bayerischen Umweltministerium aufgenommen werden.
Denn rein theoretisch kann sich der Staat noch das Nutzungsrecht des Wasserschutzgebietes sichern, so Bürgermeister Maneth. Und: „Es liegt nun an uns, in Verhandlung zu treten und einen Konsens zu finden.“Kommentar