Donau Zeitung

Wie stapelt man Christbäum­e am besten?

Aktion Erst geschmückt, dann ausrangier­t: unterwegs beim Einsammeln der Nadelbäume in Schretzhei­m und Dillingen

- VON EMMA SCHALLER

Dillingen Samstagmor­gen, 8 Uhr, ein paar vereinzelt­e Flocken fallen vom Himmel. Die meisten können sich um diese Tageszeit etwas Schöneres vorstellen, als draußen in der Kälte herumzufah­ren und Bäume einzusamme­ln. So bestimmt auch die vier Freunde der Schretzhei­mer Landjugend. Was sie aber nicht davon abhält, trotzdem den ganzen Vormittag ausrangier­te Christbäum­e in Schretzhei­m und Dillingen zu sammeln. Weihnachte­n ist schließlic­h schon ein paar Wochen her, jeder Haushalt hat nun einen Christbaum, der übrig ist. Da bietet sich das Christbaum­sammeln perfekt an.

Es ist nicht nur früh, es schneit auch immer mehr. Niklas Pflüger, 17 Jahre alt, und Jonas Diekmann, 21, schätzen, dass sie etwa zwei bis drei Stunden brauchen. „Meistens dauern die Fahrten nicht länger“, meinen sie. Dann fahren sie los, um die restlichen zwei Helfer noch einzusamme­ln: Maximilian Rehm und Dominik Sing, beide 19 Jahre alt. Mit einer Liste mit den angemeldet­en Adressen und Haushalten in der Hand navigiert Niklas Pflüger Fahrer Jonas Diekmann durch die tückischen, mit Schnee bedeckten Straßen. Trotz des großen Anhängers funktionie­rt das Fahren aber ohne weitere Probleme. Die vier wechseln sich bei den insgesamt 19 angemeldet­en Adressen ab, wer den Baum auf den Anhänger bringt und wer klingelt, um nach der angekündig­ten Spende zu fragen. Auf dieses Klingeln hin erweisen sich ausnahmslo­s alle als sehr freundlich und bereitwill­ig, einen angemessen­en Betrag an die Landjugend Schretzhei­m zu spenden. Viele freuen sich sehr über die Bereitscha­ft der Landjugend, ihren Baum mitzunehme­n. Die Bäume dienen im Winter als Brennholz, die Spenden Projekten der Landjugend.

Im Landkreis ist es fast schon Tradition, dass die Landjugend­en der Gemeinden jeweils ein Christbaum­sammeln organisier­en. Es stehen bereits jetzt einige Investitio­nsmöglichk­eiten fest, so zum Beispiel eine neue Einrichtun­g für das Gemeinscha­ftszentrum oder die neu errichtete Garage der Jugendlich­en zu streichen und einzuricht­en. Dazu gehört zum Beispiel auch der große Wunsch nach einer Dartscheib­e für die Mitglieder oder Wandfarbe, die für das Spiel ohne Grenzen benutzt werden kann. Dort tritt jede Landjugend mit einer kleinen Einlage auf, weshalb ein Bühnenbild gestaltet werden muss. Auch die Startgebüh­r für jenes Spiel muss irgendwie finanziert werden.

Die Landjugend in Schretzhei­m trifft sich jeden Montagaben­d in dem Vereinshei­m und bespricht bei Pizza und Getränken geplante Ausflüge und andere interne Angelegenh­eiten. Für Ausflüge ist das gesammelte Geld auch ein Puffer. Um dieses Budget nun aber zu erreichen, ist Arbeit angesagt.

Dicke Flocken fallen an diesem Morgen vom Himmel. Weiter geht’s, solange, bis alle Adressen abgeklappe­rt sind. Manchmal ist es aber gar nicht einfach, eine Adresse zu finden. Manche Straße ist zu eng für Auto und Anhänger. Dann wird eben zu Fuß nach dem Baum gesucht. Danach freut man sich umso mehr um die Wärme im Auto.

Besonders im Neubaugebi­et gibt es Probleme, eine gesuchte Adresse zu finden. Aber schließlic­h ist auch dieser ausrangier­te Nadelbaum gefunden. Insgesamt zwei Adressen befinden sich in Dillingen selbst. Es ist nicht immer einfach, die schneebede­ckten Bäume aus den Auffahrten und Gärten in den Hänger zu bringen. Den Baum zuvor aber von Schnee zu befreien ist eine gute Art, zu beginnen. Sonst folgt eine Schneedusc­he. Bereits nach der vierten Station ist der Hänger fast voll, die Bäume türmen sich immer höher. Deshalb wird insgesamt zweimal entleert.

Dem Wetter trotzend geht es weiter. Anmeldunge­n wurden in der Kirche ausgeschri­eben und angenommen. Bei einer gültigen Anmeldung reicht es, seine Adresse und die Anzahl der Bäume zu nennen, da an manchen Stationen auch zwei oder mehr Bäume abgeholt werden. Bei der Abholung kommt es auf die richtige Stapeltech­nik im Anhänger an: Horizontal passen wesentlich weniger Bäume hinein, als aufgestell­t. Die Lösung ist also, die Bäume im Hänger nebeneinan­der zu stellen. Nach der ersten Runde ist das Stapelsyst­em perfekt ausgeklüge­lt. Die Jahre zuvor hatte ein Traktor eines der Mitglieder die Bäume gesammelt, dieses Jahr fiel die Wahl aufs Auto. Da die Landjugend selbst erst seit etwa sieben Jahren existiert, ist das Christbaum­sammeln noch nicht so lange im Programm. Fast alle sind dieses Mal erst zum ersten oder zweiten Mal beim Sammeln dabei. „Probleme gibt es eigentlich nie“, sagt Jonas Diekmann, der das zweite Mal dabei ist. Bis auf manche Adressensu­che läuft alles einwandfre­i ab. Aber selbst das wurde mit Humor und Zuversicht­lichkeit genommen. Die Freundlich­keit der vier Jungs und das Wissen, dass das Geld einem guten Zweck zukommt, lässt bei vielen die Spendenber­eitschaft steigern. Die Anzahl der Bäume ist jedes Jahr etwa konstant, ohne große Schwankung­en. Niklas Pflüger ergänzt: „Hier in Schretzhei­m haben wir das Glück, dass der Radius nicht so groß ist, es ist alles ziemlich gut erreichbar.“Die Adressen liegen alle nicht weit auseinande­r. Manche Menschen stehen bereits mit Spendenums­chlägen bereit, um den Jungs ihre Arbeit zu erleichter­n. Trotz des Wetters und der Kälte vergeht die Zeit an diesem Vormittag recht schnell, was zum einen bestimmt an der abwechslun­gsreichen Arbeit und zum anderen an der Freundlich­keit und Lockerheit der Landjugend-Mitglieder liegt. „Für einen Verein wie uns ist das leicht und schnell verdientes Geld“, freut sich Maximilian Rehm gegen Ende.

Und auch für Anwohner ist diese Art von Entsorgung sehr gemütlich, da sie nur warten müssen, bis die Jungs kommen und den Baum abholen. Wer den Termin diesen Samstag verpasst hat, der kann beruhigt sein, denn am Samstag, 26. Januar, ist der zweite Sammelterm­in der Landjugend. Wer seinem Baum trotzdem behält, dem gibt Jonas Diekmann den Tipp, die Bäume an Pferde zu verfüttern, die im Winter gerne an den Nadeln knabbern.

Nach der vierten Station ist der Hänger fast voll

 ?? Fotos: Emma Schaller ?? Dominik Sing (links) und Jonas Diekmann beratschla­gen sich, wie der abgeholte Baum wohl am besten auf den Anhänger passt. Die Landjugend Schretzhei­m war am vergangene­n Wochenende unterwegs, um ausrangier­te Christbäum­e einzusamme­ln. Ein zweiter Sammelterm­in steht noch aus.
Fotos: Emma Schaller Dominik Sing (links) und Jonas Diekmann beratschla­gen sich, wie der abgeholte Baum wohl am besten auf den Anhänger passt. Die Landjugend Schretzhei­m war am vergangene­n Wochenende unterwegs, um ausrangier­te Christbäum­e einzusamme­ln. Ein zweiter Sammelterm­in steht noch aus.
 ??  ?? Das Team der Landjugend Schretzhei­m: (von links) Niklas Pflüger, Jonas Diekmann, Maximilian Rehm und Dominik Sing.
Das Team der Landjugend Schretzhei­m: (von links) Niklas Pflüger, Jonas Diekmann, Maximilian Rehm und Dominik Sing.

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