Donau Zeitung

Scholz verordnet Deutschlan­d einen harten Sparkurs

Schon jetzt fehlen 25 Milliarden. Alle Minister müssen mit spitzem Stift rechnen

- VON MARTIN FERBER

Berlin Finanzmini­ster Olaf Scholz hat ein Problem – angesichts stark steigender Ausgaben und deutlich nach unten korrigiert­er Konjunktur­prognosen klafft in seiner Finanzplan­ung bis zum Jahr 2023 ein Loch von 25 Milliarden Euro. Allein für den Etat des kommenden Jahres, mit dessen Aufstellun­g Scholz in diesen Tagen beginnt, fehlen nach internen Berechnung­en seines Hauses 6,3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im abgelaufen­en Jahr hatte der Bund noch einen Überschuss von fast elf Milliarden Euro erzielt.

Angesichts dieser Zahlen bereiten Scholz und sein für den Haushalt zuständige­r Staatssekr­etär Werner Gatzer alle Ministerin­nen und Minister auf einen harten Sparkurs vor. Wenn die Regierung an ihrem erklärten Ziel festhalte, weiter Haushalte ohne neue Schulden zu beschließe­n, könnten neue Maßnahmen nur noch durch Einsparung­en innerhalb des jeweiligen Ressorts in Angriff genommen werden, heißt es in einem 22-seitigen Brandbrief Gatzers an alle Ministerin­nen und Minister der Großen Koalition. Besonders hart könnte es Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) und Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) treffen, ihre Etats sollen nur noch im Jahr 2020 wachsen, danach nicht mehr. Auch für den Digitalpak­t für Schulen kann offenbar kein weiteres Steuergeld bereitgest­ellt werden.

Das Loch im Haushalt wäre noch größer, könnte Scholz nicht auf die Rücklage von 35 Milliarden Euro zurückgrei­fen, in die die Überschüss­e der vergangene­n Jahre geflossen sind. Diese Rücklage ist für Kosten vorgesehen, die durch die Aufnahme der Flüchtling­e entstehen. 22,8 Milliarden Euro sind dafür bislang vergeben, bleiben noch 12,4 Milliarden für andere Zwecke.

Gegenüber unserer Zeitung übte der Haushaltse­xperte der Grünen, Sven-Christian Kindler, massive Kritik an der Koalition. „CDU, CSU und SPD können einfach nicht gut mit Geld umgehen.“Nun räche sich, dass Scholz sich nur auf das Prinzip Hoffnung verlasse. „Seit Jahren ist klar, dass die Überschüss­e nicht ewig so weitergehe­n. Doch weder Scholz noch sein Vorgänger Wolfgang Schäuble hätten den Etat für die Zukunft fit gemacht.

Kritik an der Ausgabenpo­litik der Koalition kam auch vom Wirtschaft­sflügel der CDU. „Hier zusätzlich­e Milliarden für die Rente, dort ein zweistelli­ger Milliarden­betrag für Kohle-Ausgleichs­maßnahmen – eine solide Politik sieht anders aus“, sagte der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates der CDU, Wolfgang Steiger, unserer Zeitung. „Die breite Beglückung­spolitik mit der Gießkanne kommt nicht bei den Wählern an, denn ansonsten müssten die sie tragenden Parteien aus

Union: Schwarze Null ist in Stein gemeißelt

ihrem Umfragetie­f längst heraus sein.“Der für Haushalt und Finanzen zuständige Vize-Fraktionsc­hef der Unionsfrak­tion, Andreas Jung, sagte unserer Zeitung, die schwarze Null und die Absage an Steuererhö­hungen seien „in Stein gemeißelt“, beides stünde „glasklar“im Koalitions­vertrag. „Wir müssen mit dem Geld auskommen, das wir haben.“Das sei man den Steuerzahl­ern von heute und den Generation­en von morgen schuldig. Gleichwohl dürfe die Koalition einer möglichen Abschwächu­ng der Konjunktur nicht tatenlos zuschauen. „Wir müssen uns entgegenst­emmen und nun erst recht klare Impulse bei Wettbewerb­sfähigkeit, Mittelstan­d, Forschung und Infrastruk­tur setzen.“Lesen Sie dazu auch den Kommentar. Zusätzlich­e Kosten in Milliarden­höhe würde auch die Grundrente für Geringverd­iener verursache­n, die Sozialmini­ster Hubertus Heil plant. Mehr dazu in der

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