Donau Zeitung

Politik statt Porsche

Betriebsra­tschef Hück hört auf

- VON PETER REINHARDT

Stuttgart Bei Uwe Hück fällt auch der Rücktritt eine Nummer größer aus. Fast eine Stunde standen am Montag bei der Stuttgarte­r Sportwagen­schmiede Porsche die Bänder still, weil der Betriebsra­tschef im Werkshof vor tausenden Beschäftig­ten seinen sofortigen Rücktritt von allen seinen Ämtern im Konzern mitteilen wollte. „Ich werde in die Politik gehen“, erklärte der Gewerkscha­fter mit lauter Stimme. Der 56-jährige SPD-Mann will wieder ganz unten anfangen und mit einer eigenen Liste in den Gemeindera­t in Pforzheim einziehen.

In 22 Jahren als Chef des PorscheBet­riebsrats hat sich Hück einen legendären Ruf erarbeitet. Dazu beigetrage­n hat seine Spontanitä­t. Zum Beispiel als er sich 2002 selbst für den Vorsitz der IG Metall ins Gespräch brachte oder mit seiner mit niemandem abgestimmt­en Bewerbung als Spitzenkan­didat der SPD für die baden-württember­gische Landtagswa­hl, die im Nichts endete. Seiner Partei gab er am Montag nochmals einen Schlag mit: „Wenn die SPD so weitermach­t, werden sie ihr Erbe vernichten.“

Aber Hück ist aber weit mehr als ein Lautsprech­er. Er gehört zu den Gewerkscha­ftern, die sich als CoManager verstehen. Den dicken geländegän­gigen Porsche hat er immer als standesgem­äßen Dienstwage­n angesehen. Mit seiner Mischung aus Poltern und Kooperiere­n hat der gelernte Lackierer für die Beschäftig­ten bei Porsche viel herausgeho­lt. Im vergangene­n Jahr summierten

Stiftung für benachteil­igte Jugendlich­e

sich die freiwillig­en Sonderzahl­ungen auf 9656 Euro für jeden. Zuletzt hat er erfolgreic­h dafür gekämpft, dass die Produktion des ElektroMod­ells Taycan ins Stammwerk nach Zuffenhaus­en kommt.

„Er geht auf dem Zenit seines Einflusses“, erklärt sich ein langjährig­er Mitstreite­r den Abschied. Es habe keine Probleme bei Porsche gegeben. Auch mit den Ermittlung­en im Diesel-Skandal habe das nichts zu tun. Hück sei mit sich im Reinen. Im Weihnachts­urlaub habe er sich Gedanken über seine Zukunft gemacht. „Was soll jetzt noch kommen“, habe er sich gefragt. Was genau er beruflich plant, sagte Hück noch nicht. Von einem Sitz im Pforzheime­r Gemeindera­t wird er jedenfalls nicht leben können.

Der Arbeiterfü­hrer kommt aus einfachste­n Verhältnis­sen. Als Vollwaise wuchs er in einem Kinderheim auf. Heute engagiert er sich mit einer eigenen Stiftung für benachteil­igte Jugendlich­e. Bei Porsche hat er stets darauf geachtet, dass es auch Lehrstelle­n für Hauptschül­er gibt. Seine Vergangenh­eit als Profi-Thai-Boxer lieferte die Vorlage für viele Porträts über einen, der sich nach oben boxt. „Uwe Hück war schon immer für einen Coup gut, auch dieser ist ihm gelungen“, sagte der Stuttgarte­r IG Metall-Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger und lobte ihn als „wortgewalt­igen Redner“, auf den in Tarifrunde­n immer Verlass gewesen sei.

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Foto: M. Murat, dpa Überrasche­nder Rücktritt: Porsche-Betriebsra­tschef Hück.

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