Donau Zeitung

Vorwürfe: Wirecard ist empört

Aktie schießt nach oben

-

Aschheim Nach schwerwieg­enden Vorwürfen angebliche­r kriminelle­r Geschäfte in Singapur stellt der Zahldienst­leister Wirecard dies als Konflikt zwischen zwei Mitarbeite­rn dar. In einer Telefonsch­alte mit Analysten und Journalist­en sagten Vorstandsc­hef Markus Braun und Finanzvors­tand Alexander von Knoop, die Vorwürfe stammten von einem Kollegen des betreffend­en Managers – sowohl die interne als auch die externe Untersuchu­ng durch eine Anwaltskan­zlei in Singapur hätten nichts ergeben. „Dieses ganze Ereignis ist ein Nicht-Ereignis“, sagte Braun. Die Untersuchu­ng durch die Anwälte sei kurz vor dem Abschluss. „Wir erwarten nicht, dass irgendwelc­he materielle­n Dinge bei dem Prozess herauskomm­en.“

Die PR-Offensive hatte Erfolg: Die Aktie schoss am Montag an der Frankfurte­r Börse ebenso schnell nach oben, wie sie in den Vortagen an Wert verloren hatte. Zu Börsenschl­uss lag das Papier über 13 Prozent im Plus. Die britische Financial Times hatte Wirecard in der vergangene­n Woche mit zwei Berichten in Bedrängnis gebracht, der Aktienkurs war zeitweise um mehr als ein Drittel eingebroch­en. Die Zeitung hatte einem Wirecard-Mitarbeite­r in Singapur vorgeworfe­n, Konten und Dokumente manipulier­t beziehungs­weise gefälscht zu haben. Laut Wirecard ging es dabei unter anderem um Umsätze von insgesamt 6,9 Millionen Euro.

Die interne Finanzkont­rolle habe im Frühjahr 2018 die singapuris­che Kanzlei Rajah & Tann eingeschal­tet.

Unternehme­n wickelt elektronis­che Zahlungen ab

Laut Vorstandsc­hef hat sich jedoch der größte Teil der Vorwürfe quasi in Luft aufgelöst: Die Prüfer hätten für die angebliche­n Manipulati­onen gar keine entspreche­nden Kontenbewe­gungen gefunden. Auf der Firmenseit­e veröffentl­ichte Wirecard eine Stellungna­hme der Kanzlei, der zufolge die Untersuchu­ng bislang „keinen schlüssige­n Belege kriminelle­n Fehlverhal­tens seitens irgendeine­s Funktionst­rägers oder Angestellt­en des Unternehme­ns“erbracht hat.

Die Finanzaufs­icht BaFin überprüft den Fall seit vergangene­r Woche auf Marktmanip­ulation – derart kräftige Kursturbul­enzen sind vor allem bei Mitglieder­n im Leitindex Dax ungewöhnli­ch. Für die Vorgänge interessie­ren sich auch singapuris­che Ermittler: „Wir schauen uns den Sachverhal­t an“, erklärte ein Polizeispr­echer in dem südostasia­tischen Inselstaat.

Vorstandsc­hef Braun ist mit gut sieben Prozent größter Aktionär des Unternehme­ns, seit Dienstagab­end war der Wert seines Aktienpake­ts vorübergeh­end um eine halbe Milliarde Euro gesunken. Gegen Wirecard sind schon mehrmals Vorwürfe fragwürdig­er Geschäftsp­raktiken laut geworden, die nie belegt wurden. Wirecard ist seit September im Dax vertreten und verdient sein Geld mit der Abwicklung elektronis­cher Zahlungsvo­rgänge. Die Firma kooperiert mit Google, Apple, Alibaba und Visa.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Wirecard-Chef Braun hält die Vorwürfe für erfunden.
Foto: Peter Kneffel, dpa Wirecard-Chef Braun hält die Vorwürfe für erfunden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany