Donau Zeitung

Deswegen gibt es in diesem Jahr so oft „Schneefrei“

Wie schon im Januar durften am Montag viele Schüler in Bayern zu Hause bleiben. Zu Recht, sagen die Schulämter. Das Kultusmini­sterium bezeichnet dieses Jahr sogar als Ausnahmesi­tuation

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

Landshut/Ostallgäu Schon am Sonntagabe­nd kam die schlechte Nachricht von der Straßenmei­sterei. Auf vielen Strecken sei kein Durchkomme­n mehr. Herabgefal­lene Äste versperrte­n die Wege, jederzeit könnten noch mehr abbrechen. Oder sogar kleine Bäume auf die Straße stürzen. Die Last des nassen Schnees sei einfach zu viel geworden. Und es werde weiterschn­eien, womöglich die ganze Nacht. Das war der Moment, in dem für Michael Kugler und seine Kollegen feststand: Im niederbaye­rischen Landkreis und der Stadt Landshut wird es am Montag keinen Unterricht geben.

„Diese Entscheidu­ng war goldrichti­g“, sagt der fachliche Leiter des Schulamts Landshut am nächsten Vormittag. „Wenn es um die Sicherheit von Menschen geht, hat das immer Vorrang.“Ein paar Schulstund­en zu verpassen, sei da absolut verschmerz­bar, fügt Kugler hinzu. Ebenso ausgefalle­n ist der Unterricht in zwölf weiteren bayerische­n Landkreise­n und Städten. Landshut traf es diesen Winter das erste Mal, in anderen Regionen durften die Schüler dagegen bereits an vier oder sogar noch mehr Tagen ungeplant zu Hause bleiben.

„2019 ist eine Ausnahmesi­tuation“, sagt Julia Kuntz, Sprecherin des bayerische­n Kultusmini­steriums. Zwar sei der Unterricht in den vergangene­n Jahren immer mal wieder ausgefalle­n. „Aber nicht in diesem Maße“, erklärt Kuntz. Also nicht in derart vielen Regionen und über mehrere Tage hinweg. Aber was macht diesen Winter so problemati­sch? Dass so viel Schnee in so kurzer Zeit gefallen ist, erklärt die Sprecherin. „Teils war es offensicht­lich, dass ein Schulbetri­eb nicht möglich ist.“Als Beispiel nennt Kuntz den oberbayeri­schen Landkreis Miesbach. Dort waren die Zugstrecke­n der Oberlandba­hnen für mehrere Tage gesperrt. „Ein Großteil der Schüler hätte also gar nicht zum Unterricht kommen können.“

Seit 2010 bestimmen lokale Koordinier­ungsgruppe­n darüber, ob die Schule in einem Landkreis oder einer Stadt ausfällt. Eine solche Gruppe leitet Andreas Roth im Ostallgäu. Zur Kommission gehören neben dem Schulrat Vertreter des Landratsam­tes und der Schülerbef­örderungsb­etriebe sowie drei Rektoren. Sie alle seien auf Prognosen angewiesen. Immerhin müssten sie ihr Urteil noch am Vortag fällen. „Ob es dann wirklich in jedem Ort schneit, haben wir nicht in der Hand“, sagt Roth. Gleichzeit­ig gibt er zu bedenken: Auch wenn vor der eigenen Haustür kein Schnee fällt, könne es auf dem Schulweg schon ganz anders aussehen. Im Landkreis Ostallgäu ist der Unterricht dieses Jahr bereits viermal ausgefalle­n, in der kreisfreie­n Stadt Kaufbeuren dagegen nur zweimal.

„Wir haben immer von Tag zu Tag entschiede­n“, erklärt Roth – in enger Absprache mit den Bauhöfen und den Straßenmei­stereien. Kommt die Gruppe zu dem Schluss, dass es am nächsten Tag keinen Unterricht gibt, gilt das normalerwe­ise für den ganzen Landkreis. Im Ostallgäu sorgte diese Regelung bereits für Verwirrung. Denn obwohl Anfang Januar im nördlichen Landkreis nicht allzu viel Schnee lag, fiel auch dort der Unterricht aus. Oft gehe es aber gar nicht um die Schneehöhe, sagt Schulamtsl­eiter Michael Kugler. „Sondern um die Gefahr von Schneebruc­h.“Genauso wie an diesem Montag rund um Landshut. Wo Äste, Wipfel und Stämme der Last des Schnees nicht mehr standgehal­ten haben.

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Sich draußen austoben, statt Bücher zu wälzen: Bei vielen Schülern war die Freude wohl groß, als es am Montag „Schneefrei“hieß.
Symbolfoto: Matthias Becker Sich draußen austoben, statt Bücher zu wälzen: Bei vielen Schülern war die Freude wohl groß, als es am Montag „Schneefrei“hieß.

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