Deswegen gibt es in diesem Jahr so oft „Schneefrei“
Wie schon im Januar durften am Montag viele Schüler in Bayern zu Hause bleiben. Zu Recht, sagen die Schulämter. Das Kultusministerium bezeichnet dieses Jahr sogar als Ausnahmesituation
Landshut/Ostallgäu Schon am Sonntagabend kam die schlechte Nachricht von der Straßenmeisterei. Auf vielen Strecken sei kein Durchkommen mehr. Herabgefallene Äste versperrten die Wege, jederzeit könnten noch mehr abbrechen. Oder sogar kleine Bäume auf die Straße stürzen. Die Last des nassen Schnees sei einfach zu viel geworden. Und es werde weiterschneien, womöglich die ganze Nacht. Das war der Moment, in dem für Michael Kugler und seine Kollegen feststand: Im niederbayerischen Landkreis und der Stadt Landshut wird es am Montag keinen Unterricht geben.
„Diese Entscheidung war goldrichtig“, sagt der fachliche Leiter des Schulamts Landshut am nächsten Vormittag. „Wenn es um die Sicherheit von Menschen geht, hat das immer Vorrang.“Ein paar Schulstunden zu verpassen, sei da absolut verschmerzbar, fügt Kugler hinzu. Ebenso ausgefallen ist der Unterricht in zwölf weiteren bayerischen Landkreisen und Städten. Landshut traf es diesen Winter das erste Mal, in anderen Regionen durften die Schüler dagegen bereits an vier oder sogar noch mehr Tagen ungeplant zu Hause bleiben.
„2019 ist eine Ausnahmesituation“, sagt Julia Kuntz, Sprecherin des bayerischen Kultusministeriums. Zwar sei der Unterricht in den vergangenen Jahren immer mal wieder ausgefallen. „Aber nicht in diesem Maße“, erklärt Kuntz. Also nicht in derart vielen Regionen und über mehrere Tage hinweg. Aber was macht diesen Winter so problematisch? Dass so viel Schnee in so kurzer Zeit gefallen ist, erklärt die Sprecherin. „Teils war es offensichtlich, dass ein Schulbetrieb nicht möglich ist.“Als Beispiel nennt Kuntz den oberbayerischen Landkreis Miesbach. Dort waren die Zugstrecken der Oberlandbahnen für mehrere Tage gesperrt. „Ein Großteil der Schüler hätte also gar nicht zum Unterricht kommen können.“
Seit 2010 bestimmen lokale Koordinierungsgruppen darüber, ob die Schule in einem Landkreis oder einer Stadt ausfällt. Eine solche Gruppe leitet Andreas Roth im Ostallgäu. Zur Kommission gehören neben dem Schulrat Vertreter des Landratsamtes und der Schülerbeförderungsbetriebe sowie drei Rektoren. Sie alle seien auf Prognosen angewiesen. Immerhin müssten sie ihr Urteil noch am Vortag fällen. „Ob es dann wirklich in jedem Ort schneit, haben wir nicht in der Hand“, sagt Roth. Gleichzeitig gibt er zu bedenken: Auch wenn vor der eigenen Haustür kein Schnee fällt, könne es auf dem Schulweg schon ganz anders aussehen. Im Landkreis Ostallgäu ist der Unterricht dieses Jahr bereits viermal ausgefallen, in der kreisfreien Stadt Kaufbeuren dagegen nur zweimal.
„Wir haben immer von Tag zu Tag entschieden“, erklärt Roth – in enger Absprache mit den Bauhöfen und den Straßenmeistereien. Kommt die Gruppe zu dem Schluss, dass es am nächsten Tag keinen Unterricht gibt, gilt das normalerweise für den ganzen Landkreis. Im Ostallgäu sorgte diese Regelung bereits für Verwirrung. Denn obwohl Anfang Januar im nördlichen Landkreis nicht allzu viel Schnee lag, fiel auch dort der Unterricht aus. Oft gehe es aber gar nicht um die Schneehöhe, sagt Schulamtsleiter Michael Kugler. „Sondern um die Gefahr von Schneebruch.“Genauso wie an diesem Montag rund um Landshut. Wo Äste, Wipfel und Stämme der Last des Schnees nicht mehr standgehalten haben.