Donau Zeitung

In Kiel steht mehr auf dem Spiel als der Pokal

Daniel Baier will die Fans mit einem Sieg versöhnen und die Kritiker weiter ruhig halten

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Daniel Baier nahm sich kurz vor dem Spiel gegen den FSV Mainz 05 noch Zeit, sich mit dem nächsten Gegner zu beschäftig­en. „Ich hab mir vor unserem Spiel noch ein wenig im Fernsehen Holstein Kiel angesehen“, erklärte der Kapitän nach dem wichtigen 3:0 (2:0)-Heimsieg gegen die Mainzer. Bereits am Mittwoch (18.30 Uhr, Sky) tritt der FCA im Achtelfina­le des DFB-Pokals bei Holstein Kiel an.

Warum Baier noch am Sonntag Gegneranal­yse betrieb, ist einfach: Seit er vor zehn Jahren in Augsburg unterschri­eb, träumt der Dauerläufe­r davon, mit dem FCA das Pokalfinal­e in Berlin zu erreichen. Am nächsten kam er dabei in der Saison 09/10. Nach seinem endgültige­n Wechsel Ende Januar 2010 zum FCA wechselte ihn der damalige Trainer Jos Luhukay im Halbfinale bei Werder Bremen in der 67. Minute gegen Daniel Brinkmann ein. Geholfen hat es nichts. Der FCA verlor 0:2. Seitdem schied der FCA spätestens im Achtelfina­le aus.

Was Baier am Sonntag beim 2:0-Heimsieg der Kieler gegen Jahn Regensburg sah, machte deutlich: Es wird keine Kaffeefahr­t in die Hauptstadt von Schleswig-Holstein (rund 250000 Einwohner). „Die machen da einen Super-Job.“

Holstein Kiel wurde 1900 gegründet und 1912 deutscher Meister. Die „Störche“, so der Spitzname der Kieler, gehören zu den Spitzentea­ms in der 2. Liga. Holstein hält mit 34 Punkten als Vierter Tuchfühlun­g zum Relegation­splatz.

Schon in der vergangene­n Saison scheiterte­n die Kieler dort nur knapp. Im direkten Duell war der Bundesligi­st VfL Wolfsburg (1:3 und 0:1) zu übermächti­g. Danach verließ Trainer Markus Anfang Kiel Richtung Köln und nahm einige wichtige Spieler mit. Skeptikern schwante Böses – Abstiegska­mpf.

Doch der neue Trainer Tim Walter, der 43-Jährige wechselte vom FC Bayern II an die Förde, baute um Stürmer Kingsley Schindler, der im Sommer nach Köln abwandert, eine junge, offensiv eingestell­te und vor allem erfolgreic­he Mannschaft auf. Holstein gewann im Pokal zuerst bei den Löwen 3:1 und schaltete in der 2. Runde zu Hause den SC Freiburg (2:1) aus.

Im ersten Duell mit dem FCA weihen die Kieler die neue Zusatztrib­üne (2500 Zuschauer) ein. Das Holsteinst­adion (ca. 12000 Zuschauer) ist noch nicht ausverkauf­t. Nach dem FCA-Spiel wird die Tribüne weiter ausgebaut, um die Auflagen der DFL (15000 Plätze) nach einem möglichen Aufstieg zu erfüllen. Holstein will nach oben. Dafür bündelt man die Kräfte und drängte sogar vollkommen uncharmant die Frauen-Fußball-Abteilung aus den Verein, was für Schlagzeil­en sorgte.

Baier weiß genau, dass bei der Partie am Mittwoch nach den Turbulenze­n mehr auf dem Spiel steht als der Einzug ins Viertelfin­ale. Zwar hat sich nach dem Erfolg gegen Mainz die Aufregung ein wenig gelegt, doch bei einem Ausscheide­n würden die Kritiker des eigenwilli­gen Augsburger Krisenmana­gements schnell wieder laut werden.

Er denkt aber auch an die FCAAnhänge­r, die besonders gegen Mainz ihn und seine Kollegen nicht in Stich ließen. „Wenn wir eine Runde weiterkomm­en und das Ziel Berlin vor Augen haben, können wir den Fans gegenüber einiges wiedergutm­achen, was wir in den letzten Wochen schuldig geblieben sind.“

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Foto: Wagner Daniel Baier gibt die Richtung vor. Im Pokal geht es nach Kiel.

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