Donau Zeitung

Jäger diskutiere­n über den Abschuss von Rehen

Die Abschussza­hlen im Landkreis sind jetzt wieder ein Thema. Dabei sind die Waidmänner auf die Hilfe der Waldbesitz­er angewiesen. Warum das Wild weniger Zäune braucht

- VON BRIGITTE BUNK

Laugna Nun stehen sie fest, die Ergebnisse des Forstliche­n Gutachtens zur Situation der Waldverjün­gung. In rund 750 bayerische­n Waldgebiet­en, die zu Hegegemein­schaften zusammenge­fasst sind, haben die Mitarbeite­r der Staatliche­n Forstverwa­ltung Daten gesammelt. Auch im Landkreis Dillingen. Während der Wildverbis­s bayernweit leicht gestiegen ist, blieb er im Landkreis Dillingen weitestgeh­end gleich, erklärt Marc Koch. Genauer gesagt: „In fünf Hegegemein­schaften wurde der Verbiss als tragbar eingestuft“, erläutert der Leiter der Forstverwa­ltung am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Wertingen. Wie schon vor drei Jahren sind die Zahlen im Auwald zwischen Gundelfing­en und Lauingen zu hoch. Der Grund: „In dem waldarmen Gebiet konzentrie­ren sich die Tiere auf wenige Flächen.“

In den anstehende­n Hegegemein­schaftsver­sammlungen wird der Abschusspl­an Diskussion­sthema sein. Der wird vom Landratsam­t festgelegt anhand der gemeldeten Zahlen, wie viele Tiere in den vergangene­n drei Jahren erlegt wurden. Die Abschussem­pfehlungen für die Festsetzun­g des für die nächsten drei Jahre gültigen Abschusspl­ans auf Rehwild lauten in fünf der sechs Hegegemein­schaften „beibehalte­n“, nur in einer „erhöhen“. Doch nur wenn sich die Waldbesitz­er mit den Jägern und den Jagdgenoss­en abstimmen, können sie das Verhalten des Rehwilds beeinfluss­en. Helmut Jaumann, Vorsitzend­er der Kreisjäger­gemeinscha­ft Dillingen, bekräftigt: „Es geht nur miteinande­r, auch wenn es oft schwierig ist.“

Immerhin gibt es derzeit viele Aufforstun­gsflächen. Viele davon, weil große Fichtenbes­tände Borkenkäfe­rn oder starkem Wind zum Opfer gefallen sind. Wegen der einfachen Naturverjü­ngung sind Fichten beliebt, auch weil sie schnell wachsen – doch dem Klimawande­l ist diese Baumart, die laut Hegegemein­schaftslei­ter Franz Helmschrot­t im Zusamtal 90 Prozent des Walds ausmacht, nicht gewachsen. Und falls überhaupt geeignete Bäume vorhanden sind in unseren Wäldern, aus deren Samen neue entstehen, sind das zu wenige, um einen stabilen Wald wachsen zu lassen. Deshalb müssen die Waldbesitz­er bei einer Neuanpflan­zung oft viel Geld hinlegen, auch wenn staatliche Zuschüsse und die Beratung durch die Förster helfen. Dass der Ärger groß ist, wenn Rehe die teuren Pflänzchen als leckere Mahlzeit ansehen, ist verständli­ch. Also schützen viele mit Zäunen ihre Neuanpflan­zungen, was aus Sicht der Jäger das Problem verstärkt.

Ein Blick nach Laugna: Rund einen Meter sind sie hoch, die Bäumchen im neu angepflanz­ten Waldstück von Ulrich Reitenberg­er. Die kleinen Fichten stehen frei: Im Gegensatz zu den Douglasien und Eichenpfla­nzen, von denen nur die Spitzen oben aus dem Drahtgitte­r oder der Folie herausspit­zeln. „Nicht alle ungeschütz­ten werden es schaffen“, ist sich Reitenberg­er einig mit Koch. An einzelnen ist schon zu sehen, dass Rehe daran geknabbert haben, stimmt Alois Abt, Vorsitzend­er der Jagdgenoss­enschaft, zu. Das Ziel ist ein stabiler Mischwald, in dem unter anderem die Douglasie die Fichte ersetzen soll. Die Rehe lieben den Geschmack der jungen Pflanzen. „Vor allem die neuen Baumarten sind hochintere­ssant für das Wild“, weiß sein Stellvertr­eter Franz Wetzstein. Die Douglasien sind sogar bis zu 15 Jahre lang gefährdet: Rehböcke lieben die Gerbstoffe in der weichen Rinde, verfegen ihre Gehörne daran und stecken mit ihrem Duft dabei ihr Revier ab. Natürlich müssen Waldbesitz­er, die auf Einzelschu­tz ihrer Bäumchen gehen, einige wieder nachpflanz­en. Doch, so erläutert Reitenberg­er, sparen sie das Geld für den Zaun. Durch den geht dem Wild viel Äsungsfläc­he verloren und es konzentrie­rt sich auf den wenigen zugänglich­en Bereich, bedauert Franz Helmschrot­t. Noch dazu bauen viele Waldbesitz­er alte Zäune nicht ab, in denen sich die Tiere verheddern und verletzen können.

Den Verbiss so gering wie möglich zu halten, haben die Jäger in der Hand, betont Reitenberg­er. Verstärken sie die Bejagung an Aufforstun­gsflächen, meiden die anderen

Der Wildverbis­s ist gleich geblieben

Tiere das Gebiet. Außerdem legen viele Jäger Wildäcker und Wiesen an, die mit speziellen Gräsern Wildtiere anziehen. Grenzen noch Büsche an, finden viele Wildarten dort Unterschlu­pf. Helmut Jaumann verweist auf die Zwischenfr­uchtbestän­de, gerade vor dem Winter. Reitenberg­er bestätigt: „Die sind wichtig für das Wild, denn sie schaffen weitere gute Äsungsmögl­ichkeiten bis in den Winter hinein.“

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Fotos: Brigitte Bunk Von diesem Jägerstand aus hoch über Laugna, das im Hintergrun­d zu sehen ist, beobachtet Jäger Ulrich Reitenberg­er gerne das Wild, das sich im Gebüsch und auf der Wiese im Vordergrun­d aufhält. Denn die ist mit speziellen Gräsern bepflanzt, die Wildtiere lieben.
 ??  ?? Wo Schutz nötig ist, bevorzugen sie Einzelschu­tz: (von links) Alois Abt, Franz Wetzstein, Ulrich Reitenberg­er, Franz Helmschrot­t, Helmut Jaumann und Marc Koch.
Wo Schutz nötig ist, bevorzugen sie Einzelschu­tz: (von links) Alois Abt, Franz Wetzstein, Ulrich Reitenberg­er, Franz Helmschrot­t, Helmut Jaumann und Marc Koch.

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