Donau Zeitung

Altmaier will einen zweiten Fall Kuka verhindern

Wirtschaft­sminister für Einrichtun­g eines staatliche­n Abwehr-Fonds

- VON MARTIN FERBER UND STEFAN STAHL

Berlin/Augsburg Angetriebe­n vom Fall des Augsburger Roboterbau­ers Kuka hat Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) eine „Nationale Industries­trategie 2030“präsentier­t. Er will verhindern, dass die Bundesregi­erung ein zweites Mal machtlos zusehen muss, wie ein großes deutsches Unternehme­n an einen chinesisch­en Investor verkauft wird. Altmaier sagte am Dienstag, er habe sich vorgenomme­n, in vergleichb­aren Fällen nicht nur die Initiative zu übernehmen, sondern notfalls auch aktiv einzuschre­iten. „Ich will die Diskussion führen, wenn es um Unternehme­n geht, die Schritt für Schritt durch Kapitalerh­öhungen zu einem ausländisc­hen Unternehme­n werden“, versprach er.

Altmaier erinnert sich an das Jahr 2016: Als die chinesisch­e MideaGrupp­e damals ein Übernahmea­ngebot für Kuka vorgelegt habe, seien alle Versuche der Regierung gescheiter­t, deutsche Firmen an einer Beteiligun­g zu ermutigen. „Alle hatten ein ungutes Gefühl, aber niemand hat die Initiative ergriffen“, beschreibt er die einstige Stimmung.

Altmaier schloss eine zeitlich begrenzte Verstaatli­chung oder Teilversta­atlichung von großen Unternehme­n nicht aus, um feindliche Übernahmen zu verhindern. Dazu schlug er die Einrichtun­g eines staatliche­n Beteiligun­gsfonds vor, der in der Lage sei, zeitlich begrenzt Unternehme­nsanteile aufzukaufe­n. Altmaier ist überzeugt, dass es im Wettbewerb der Wirtschaft­sblöcke USA, Asien und Europa notwendig sei, „nationale wie europäisch­e Champions“zu schaffen.

Bei Kuka in Augsburg wird der Altmaier-Vorstoß mit großem Interesse aufgenomme­n. Betriebsra­tsvorsitze­nder Armin Kolb sagte dieser Redaktion: „Ich halte den Plan für richtig. Es ist gut, dass die Politik endlich reagiert. Für Kuka kommt er aber zu spät.“Der Augs- burger IG-Metall-Chef und KukaAufsic­htsrats-Vize Michael Leppek meinte: „Das hätten wir uns früher gewünscht. Doch 2016 war niemand bereit, das zu machen.“Und er fügte hinzu: „Ein solcher Fonds zur Verhinderu­ng feindliche­r Übernahmen wäre ein politische­s Signal, dass wir uns nicht von ausländisc­hen Angeboten überfahren lassen.“

IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner ist ebenso von der Altmaier-Initiative angetan. Er forderte jedoch im Gespräch eine Ergänzung: „Der Fonds darf nicht nur mit Mitteln der staatliche­n Förderbank KfW ausgestatt­et werden. Wir brauchen hierfür auch private Gelder.“

Nach Informatio­nen dieser Redaktion nimmt Altmaier mit seinem Erste-Hilfe-Fonds für Firmen Anleihen bei einer Initiative aus dem Jahr 2016. Damals haben Ex-KukaChef Till Reuter und Kerner Wirt-

Altmaier nimmt Anleihen bei Ex-Kuka-Chef und IG Metall

schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) vorgeschla­gen, dass die staatliche Förderbank KfW eine Sperrminor­ität von 25,1 Prozent an Kuka erwirbt. Der Vorstoß wurde abgelehnt. Die Begründung Gabriels habe gelautet: Das mache Wolfgang Schäuble so nicht mit. Der CDUMann war damals Finanzmini­ster.

Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) begrüßte den Vorstoß Altmaiers: „Es ist überfällig, wieder aus der Defensive zu kommen“, sagte er dieser Redaktion. Und er ergänzte: „Drohende feindliche Übernahmen von deutschen Technologi­eführern sind ein Problem, bei dem wir nicht tatenlos zuschauen dürfen.“Der Königsweg, um feindliche Übernahmen zu verhindern, seien gute Rahmenbedi­ngungen für technologi­eintensive Unternehme­n. Lesen Sie dazu auch den Leitarti

kel und auf der Wirtschaft weitere Berichte zu diesen Themen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany