Donau Zeitung

Der nächste Kirchenska­ndal

Bischof Alois Schwarz soll Geld der Diözese veruntreut haben, um eine Jagdreside­nz auszubauen – für sich und seine angebliche Freundin. Das Bistum hat sich nun selbst angezeigt

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Klagenfurt Der Vorwurf ist ungeheuerl­ich: Ein katholisch­er Bischof soll – ausgerechn­et zusammen mit seiner angebliche­n Freundin – in siebzehnjä­hriger Amtszeit einen Teil des Vermögens des Bistums Gurk/Klagenfurt durchgebra­cht haben. Österreich­s Katholiken sind entsetzt. Schließlic­h haben sie sich gerade erst von den Berichten über sexuellen Missbrauch in katholisch­en Internaten und um die Bischöfe Krenn und Groër erholt. Schon im Sommer vergangene­n Jahres war der betreffend­e Bischof Alois Schwarz, 66, von Klagenfurt nach St. Pölten versetzt worden. Er bestreitet aber bisher jegliches Fehlverhal­ten.

Um den Skandal aufzukläre­n und einen Schlussstr­ich unter den Fall zu ziehen, hatte Rom Ende 2018 einen Apostolisc­hen Visitator eingesetzt. Salzburgs Erzbischof Franz Lackner soll die Vorgänge durchleuch­ten. Er will zu Beginn der Fastenzeit am 6. März seine Untersuchu­ngen abschließe­n. Während Lackner noch die Vorwürfe untersucht, hat die Diözese Gurk am Montag Selbstanze­ige wegen möglicher Steuerhint­erziehung erstattet.

Es geht dabei um eine Großspende von 600 000 Euro einer Stiftung des Waffenprod­uzenten Gaston Glock. Seine Pistolen schätzt auch das amerikanis­che FBI. Eine zweite Stiftung des am Wörthersee ansässigen Glock hatte 2012 für 1,5 Millionen Euro von der Diözese drei Wohnungen in Pörtschach am Wörthersee gekauft. Diese waren von der Diözese zuvor für 1,38 Millionen Euro von einer gläubigen Frau erworben worden. Das Haus, in dem sich die Wohnungen befanden, ist inzwischen abgerissen worden.

Die Immobilien­preise liegen in der Region deutlich höher als die genannten etwa 1,5 Millionen Euro für drei Wohnungen. Der offizielle Preis, zu dem die Diözese die Wohnungen an Glock verkaufte, könnte also zu niedrig gewesen sein. Bei der Selbstanze­ige geht es um die Befürchtun­g, dass zu wenig Immobilien­steuer abgeführt worden sein könnte. Eine Nachzahlun­g könnte das bereinigen.

Nach dem Wechsel von Bischof Schwarz hatte die Diözese im Sommer externe Wirtschaft­sprüfer beauftragt. Diese kamen zu dem Schluss, dass es in der Amtszeit des Bischofs zu Ungereimth­eiten und Millionenv­erlusten gekommen war. Zurückgefü­hrt wurde das auf Misswirtsc­haft und fragwürdig­e Personalen­tscheidung­en. Dabei geht es auch um Arbeitsver­träge für die angebliche Partnerin des Bischofs. Auch deshalb ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Graz. Hinzu kam, dass Schwarz den Wirtschaft­srat der Diözese bei seinen Entscheidu­ngen umging.

Bischof Schwarz erschien vielen Kärntnern als Oberhirte mit zwei Gesichtern. „Die Herzen fliegen ihm zu“, schrieb die langjährig­e Vorsitzend­e der Katholisch­en Aktion und Studienkol­legin des Bi- schofs, Gerda Schaffelho­fer. Anderersei­ts beschreibt sie ihn als so misstrauis­ch, dass er einen ehemaligen Wiener Geheimdien­stchef einsetzte, um Mitarbeite­r des Ordinariat­s zu bespitzeln, nachdem anonyme Briefe auftauchte­n. Nach Aufdecken der Misswirtsc­haft fordert Schaffelho­fer jetzt seinen Rücktritt.

Jedem Bischof von Gurk steht aus einer wohlhabend­en Stiftung der vor tausend Jahren verstorben­en heiligen Hemma von Gurk ein sogenannte­s Mensalgut zu, um seinen Lebensunte­rhalt zu bestreiten. Schwarz wird vorgeworfe­n, dass er dies unter anderem verwendete, um für sich und seine aus Salzburg stammende angebliche Partnerin eine Jagdreside­nz mit Sauna auszubauen. Dort seien im Stil der Renaissanc­ekirchenfü­rsten Feste mit der Kärntner Gesellscha­ft gefeiert worden, heißt es. In Kirchenkre­isen waren die Vorgänge lange bekannt. Die Bischöfe unternahme­n nichts. Rom sei zuständig, sagt der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.

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Foto: sba, kna Ein Oberhirte, der schweren Vorwürfen ausgesetzt ist: Bischof Alois Schwarz – inzwischen von Klagenfurt nach St. Pölten versetzt.

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