Donau Zeitung

Warum es bei Lautsprech­ern nicht allein auf die Größe ankommt

Sie sind der goldene Mittelweg zwischen mobilen Mini-Lautsprech­ern und aufwendige­n Surround-Systemen: die guten alten Stereoboxe­n. Dolch welche Ausführung eignet sich wozu?

- VON VOLKER STRASSBURG

Ob beim Elektronik­markt oder beim High-End-Händler: Die Auswahl an Stereoboxe­n kann potenziell­e Käufer erschlagen. Von kleineren Regalboxen verspreche­n die Hersteller ebensolche­n Spitzenkla­ng wie von großen Standlauts­prechern. Mehrwegesy­steme, vergoldete Anschlüsse und teils exzentrisc­hes Design sollen Ausrufezei­chen setzen. Letztlich kommt es bei der Kaufentsch­eidung auf die individuel­len Anforderun­gen an.

Malte Ruhnke, Chefredakt­eur der Fachzeitsc­hrift Stereoplay, sagt ganz klar: „Ob Regal- oder Standboxen ist im Wesentlich­en eine Geschmacks­frage.“Technisch gebe es bei beiden Varianten sehr hochwertig­e Vertreter. Er unterschei­det zusätzlich zwischen Aktiv- und Passivboxe­n.

Bei Ersteren als das seltener gekaufte Prinzip wird der Verstärker obsolet, da er schon im Lautsprech­er eingebaut ist. Wichtig: „Regallauts­precher gehören genau dort nicht hin, sondern auf einen Ständer mit einem halben bis einem Meter Abstand zur Wand dahinter.“Im Regal beginne der Bass nachteilig zu dröhnen. Die Abstandsre­gel gelte auch für Standlauts­precher.

Olaf Sturm, Chefredakt­eur des Fachportal­s i-fidelity.net, beantworte­t die Variantenf­rage in Abhängigke­it der Raumgröße: „Standlauts­precher liefern aufgrund ihres Volumens in größeren Räumen das passende Tieftonfun­dament. Kompakte Lautsprech­er brauchen in solchen Fällen die Unterstütz­ung durch einen externen Bass.“Ruhn- ke ergänzt: „Tieftöner unter 13 Zentimeter Durchmesse­r bei Kompaktbox­en sind meist zu klein.“

Einen Hinweis auf die Güte eines Lautsprech­ers kann das Gehäusemat­erial liefern. Olaf Sturm rät zu einem Klopftest, bei dem das Gehäuse keinerlei Eigengeräu­sche verursache­n sollte – außer die des harten Klopfgeräu­schs selbst.

Technische Angaben wie auch die verwendete­n Materialie­n allein sagen ansonsten quasi nichts über die Klangquali­tät aus, sind sich die Fachleute einig. Hier könnten nur Hörtests weiterhelf­en. Gute Nachrichte­n gibt es für Käufer in Sachen Preise: Guter Klang koste nicht mehr so viel wie einstmals, sagt Olaf Sturm. „Aktuell haben wir Lautsprech­er für 250 Euro das Paar in der Redaktion mit ausgezeich­neter Wiedergabe.“

Malte Ruhnke kommt zu einer ähnlichen Einschätzu­ng: „Passive Kompaktbox­en mit sehr gutem Klang fangen bei etwa 300 bis 400 Euro an, Standboxen bei 600 Euro.“Aktivboxen seien bei gleicher Qualität mindestens 200 Euro kostspieli­ger. „Aber man spart dann den Verstärker und oft auch weitere Komponente­n.“Als wichtige Richtschnu­r zeigt er auf: „Bis rund 2000 Euro für Kompakt- und 4000 Euro für Standboxen steigt die Qualität stetig mit dem Preis an.“Dort gelandet, bewege man sich bereits auf audiophile­m Niveau.

Die Nachfrage nach Lautsprech­erboxen deutet nach oben, wie aus dem Home Electronic­s Markt Index Deutschlan­d (HEMIX) hervorgeht. Die Verkäufe kletterten in den ersten drei Quartalen 2018 im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 7 Prozent auf 911 000 Stück. Für einen Lautsprech­er gaben Verbrauche­r im Schnitt rund 330 Euro aus.

Mögliche Alternativ­e zur klassische­n Stereokett­e können neuerdings Aktivlauts­precher für das Zuspiel von Musik aus dem Heimnetzwe­rk oder Internet per WLANoder Bluetooth-Funk darstellen. Doch es bestehen klare Vorbehalte. Malte Ruhnke gibt zu bedenken, dass es aktuell nur wenige hochwertig­e WLAN-Paarlautsp­recher gebe. Die verbreitet­en WLAN-Einzellaut­sprecher könnten noch weniger raumfüllen­de wie hochwertig­e Stereowirk­ung erzielen, selbst wenn sich mehrere von ihnen zusammensc­halten ließen.

Fest steht: Ohne Funk muss es eine adäquate Kabelanbin­dung geben. Hier brauchen vor allem die Nebenbeihö­rer keine besonderen Anstrengun­gen zu unternehme­n, meint Ruhnke. Ein Mindestque­rschnitt von 2,5 Quadratmil­limetern bei den Lautsprech­erkabeln genüge. Ansonsten mache sich erst im sehr hochwertig­en Bereich ein weiterer Anstieg der Lautsprech­erkabelQua­lität bemerkbar.

Immer sinnvoll ist es, den oder die Wunschlaut­sprecher vor dem Kauf probezuhör­en. Für eine Vorauswahl empfehlen sich die Hörräume von Händlern. Dennoch kann das Ergebnis später zu Hause enttäusche­n, da die Raumkompat­ibilität, wie Malte Ruhnke es nennt, eine wichtige Rolle spielt. Daher sollte man die endgültige Kaufentsch­eidung möglichst erst nach einem Probehören zu Hause treffen.

Auch das Material kann entscheide­n

 ?? Foto: Teufel, dpa ?? Die große Lösung: Die Standbox Ultima 40 von Teufel (rund 800 Euro) ist ein aktiver 3-Wege-Hi-Fi-Standlauts­precher mit Bluetooth, aptX und HDMI.
Foto: Teufel, dpa Die große Lösung: Die Standbox Ultima 40 von Teufel (rund 800 Euro) ist ein aktiver 3-Wege-Hi-Fi-Standlauts­precher mit Bluetooth, aptX und HDMI.
 ?? Foto: Nubert, dpa ?? Die mittlere Lösung: Nubert nuPro X-3000 (links, 585 Euro Stückpreis) und X-4000 (775 Euro).
Foto: Nubert, dpa Die mittlere Lösung: Nubert nuPro X-3000 (links, 585 Euro Stückpreis) und X-4000 (775 Euro).
 ?? Foto: A. Hein, dpa ?? Die kleine Lösung: Der Sony LF-S50G (rund 160 Euro) mit WLAN, Sprachassi­stent und Zeitanzeig­e.
Foto: A. Hein, dpa Die kleine Lösung: Der Sony LF-S50G (rund 160 Euro) mit WLAN, Sprachassi­stent und Zeitanzeig­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany