Donau Zeitung

Maduro blockiert US-Hilfe

Mit Lastwagen sperrt die Regierung die Grenze zu Kolumbien. Für die Opposition in dem lateinamer­ikanischen Krisenstaa­t wird das forsche Auftreten Washington­s zum Problem

- TOBIAS KÄUFER BERICHTET AUS CÚCUTA

Es geht nichts voran in Cúcuta. Über die Brücke Simón Bolívar in der kolumbiani­schen Grenzstadt sollten eigentlich schon am Montag die mit Spannung erwarteten humanitäre­n Hilfsliefe­rungen nach Venezuela starten. Doch davon ist bislang nichts zu sehen. Ein Tankwagen und ein Container blockieren die Fahrspuren des zweiten großen Grenzüberg­angs zwischen Cúcuta und San Antonio (Venezuela). Die Regierung scheint fest entschloss­en, die Hilfsgüter nicht in das Land zu lassen.

Dieser Grenzüberg­ang mit dem Namen „Tienditas“ist zum Syno- nym für die Feindschaf­t zwischen den beiden ideologisc­h und diplomatis­ch zerstritte­nen Ländern geworden. Für die neue Grenzanlag­e wurden rund 40 Millionen US-Dollar investiert. Doch seit ihrer Fertigstel­lung im Jahr 2016 passiert dort nichts. Die Nachbarsta­aten konnten sich bislang nicht auf eine gemeinsame Nutzung verständig­en.

Die von der venezolani­schen Opposition angekündig­ten humanitäre­n Hilfsliefe­rungen sind in Cúcuta das Gesprächst­hema Nummer eins. Der selbst ernannte Interimspr­äsident Juan Guaidó hatte die Aktion im Rahmen seines Rettungspl­ans „Plan País“groß angekündig­t und zur Priorität erklärt.

„Wir hoffen, dass es mit den Lieferunge­n klappt, denn die Venezolane­r brauchen dringend Hilfe“, sagt ein Kolumbiane­r in dem Grenzort im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro lehnt die angekündig­te Hilfe ab. „Wir sind keine Bettler“, sagte Maduro. Stattdesse­n kritisiert er die USA scharf. Wenn die Vereinigte­n Staaten seinem Land helfen wollten, sollten sie die Sanktionen und die Bankblocka­den aufheben. Die venezolani­sche Opposition­spolitiker­in María Corina Machado kontert, Maduro lässt die Hilfsliefe­rungen nur deshalb nicht ins Land, weil er damit die katastroph­ale Versorgung­slage im eigenen Land eingestehe­n würde.

Der Streit macht die Lage für die venezolani­sche Opposition nicht leichter. Vor allem das laute Vorpresche­n der Amerikaner, die die Generäle zum Seitenwech­sel auffordert­en und laut US-Präsident Donald Trump sogar eine militärisc­he Invasion nicht ausschließ­en, wird für das Lager um den jungen Parlaments­präsidente­n Juan Guaidó zunehmend zur Belastung. Immer tiefer wird er in einen gefährlich­en Kleinkrieg mit dem Maduro-Regime gezogen. Sollte es dem von den USA sowie den zahlreiche­n europäisch­en und lateinamer­ikanischen Staaten als legitimen Präsidente­n anerkannte­n Guaidó nicht gelingen, die Hilfspaket­e in das Land zu transporti­eren, wäre seine Machtlosig­keit öffentlich manifestie­rt. Doch die Lebensmitt­el und Medikament­e kommen nur in den Krisenstaa­t, wenn die Streitkräf­te sie passieren lassen. Guaidó sucht nun demonstrat­iv das Gespräch mit Bürgermeis­tern, die bei der Umsetzung des Hilfsplans helfen sollen. Von Maduro jedenfalls ist kein Einlenken zu erwarten. Der Machthaber hat in der Vergangenh­eit immer wieder bewiesen, dass er buchstäbli­ch über Leichen geht, um seine Präsidents­chaft zu verteidige­n.

Am Donnerstag wollten in der uruguayisc­hen Hauptstadt Montevideo Vertreter europäisch­er und lateinamer­ikanischer Staaten der sogenannte­n Kontaktgru­ppe zusammenko­mmen, um über einen Ausweg aus der verfahrene­n Lage zu be-

Venezuela und Kolumbien sind heillos zerstritte­n

Außenminis­ter Maas telefonier­t mit Guaidó

raten. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) telefonier­te am Mittwoch mit Guaidó. Er habe Deutschlan­ds Unterstütz­ung für Guaidó als legitimen Übergangsp­räsidenten bekräftigt, hieß es aus dem Auswärtige­n Amt. Gegenstand der Unterhaltu­ng sei auch die humanitäre Notsituati­on der venezolani­schen Bevölkerun­g gewesen und das deutsche Angebot, humanitäre Hilfe zu leisten, sobald die politische­n Rahmenbedi­ngungen in Venezuela dies zulassen.

Nicht wenige hoffen auf Papst Franziskus: Das Kirchenobe­rhaupt hatte eine Vermittlun­g des Vatikans nicht ausgeschlo­ssen, wenn beide Seiten dies wollten. Der Haken: Ein erster Vermittlun­gsversuch des Vatikans scheiterte vor rund zwei Jahren kläglich.

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Foto: afp Nichts geht mehr an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela: Ein Lastwagen und ein Container blockieren die Brücke.

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