Donau Zeitung

„Wir werden den Druck erhöhen“

Studierend­e wollen weiter Streichung des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en erreichen. Theresa Köchl aus Neuburg ist eine von ihnen

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Frau Köchl, Sie arbeiten im Kollektiv „Stimmrecht gegen Unrecht“mit. Wir kennen das Kollektiv noch nicht – stellen Sie es uns doch bitte kurz vor. Theresa Köchl: Wir sind Studierend­e verschiede­nster Fachrichtu­ngen aus Berlin, die ihre Stimme gegen politische und soziale Ungerechti­gkeiten einsetzen. Unsere Generation ist im Begriff, sich bewusst zu politisier­en, wieder zu protestier­en. Wir versuchen über Sachverhal­te, die uns alle betreffen, verständli­ch zu informiere­n. Unser Ziel formuliert sich durch das Schaffen eines Raumes, der offen für Austausch ist und dazu auffordert, eine politische Haltung zu entwickeln. Momentan liegt unsere Konzentrat­ion auf dem Gesetzesen­twurf für den Paragraf 219a, der die „Werbung für Schwangers­chaftsabbr­üche“verbietet.

Wie definiert sich Ihre Art von Protest?

Köchl: In erster Linie versuchen wir durch unseren Protest Aufmerksam­keit zu generieren. Dabei fokussiere­n wir uns weniger auf die Straße als auf Institutio­nen. Wir suchen bewusst den respektvol­len Dialog mit Machtvertr­etern und Einflussne­hmern. Im Oktober 2018 und im Januar dieses Jahres haben wir beispielsw­eise einen bundesweit­en Briefappel­l an die SPD organisier­t. Zusätzlich nutzen wir soziale Medien wie Instagram, um die Medienland­schaft positiv mit beeinfluss­en zu können.

Was hat Sie zur Mitarbeit im Kollektiv bewogen. Der 219a?

Köchl: Wie viele andere haben auch wir über politische Belange nur private „Küchentisc­hgespräche“geführt. Nur zu diskutiere­n hat uns ir- gendwann nicht mehr gereicht, wir wollten tatsächlic­h handeln. Dass im Jahr 2019 immer noch nicht ausreichen­d über Schwangers­chaftsabbr­üche informiert werden darf, kann mit keiner Logik gerechtfer­tigt werden. Unseren Ärger über die Bevormundu­ng von Frauen und die Kriminalis­ierung von Ärzten und Ärztinnen nutzen wir als Motivation. Unser größtes Ziel ist dabei die Streichung des Paragrafen 219a. Um diese Veränderun­g hervorzuru­fen, arbeiten wir gerade an einem öffentlich­en Bewusstsei­n für die Problemati­k dieses Gesetzes. Union und SPD haben sich auf einen Gesetzentw­urf zum 219a geeinigt, die Weitergabe von Informatio­nen über das Thema Schwangers­chaftsabbr­uch wird praktisch untersagt. Der Entwurf geht jetzt in den Bundestag. Haben Sie und das Kollektiv Hoffnung, noch Einfluss nehmen zu können? Und wenn ja, wie?

Köchl: Obwohl die Uhr tickt, bedeutet das nicht, dass wir keine Zeit mehr haben. Wir werden in den nächsten Monaten den Druck auf die SPD-Abgeordnet­en erhöhen. Ursprüngli­ch hat sich die Partei für eine Streichung des Paragrafen ausgesproc­hen. Gerade die SPD, die momentan stark an Wählern einbüßen muss, sollte sich der Wichtigkei­t einzelner Stimmen bewusst werden. Neben unserem Kollektiv gibt es bundesweit noch weitere Gruppen, die sich für eine Streichung des Paragrafen 219a ausspreche­n. Wir werden gemeinsam an einem Strang ziehen und zeigen, dass schon jeder Einzelne etwas bewirken kann.

Interview: Stefan Lange

„Mit anderen gemeinsam an einem Strang ziehen.“

Theresa Köchl

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Theresa Köchl, 22, studiert in Berlin Deutsche Literatur und Gender Studies. Sie stammt aus Neuburg an der Donau.

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