Donau Zeitung

Daimler steht unter großem Druck

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Ein Rekord-Gewinn, wie ihn die Daimler AG 2017 eingefahre­n hat, ist Segen und Fluch zugleich. Denn Anteilseig­ner und Finanzanal­ysten sind nimmersatt­e Zeitgenoss­en. Nach einer Bestmarke fordern sie die nächste. Es ist leichter, ihren Appetit zu befriedige­n, wenn ein Unternehme­n von ganz unten kommt und sich nach oben kämpft. So erging es auch DaimlerChe­f Zetsche. Nach dem Katastroph­enjahr 2009 mit hohen Verlusten konnte er einfacher zum Freund der Analysten-Meute werden wie zuletzt. Irgendwann geht es eben nicht mehr weiter nach oben. Die nachlassen­de Auto-Konjunktur hat dem Stuttgarte­r Konzern zuletzt Grenzen aufgezeigt und den Gewinn geringer ausfallen lassen.

Was machen die Spieler an den Kapitalmär­kten aber nun, wenn ein Unternehme­n wie Daimler nicht mehr 10,6, sondern „nur“noch 7,6 Milliarden Euro verdient? Sie laufen los und erzählen üble Storys über einen solchen Konzern. Dabei schießen einige wie das Kölner Fondshaus Flossbach von Storch, das etwa 1,8 Prozent der DaimlerAkt­ien hält, weit über das Ziel hinaus, ja schaden dem Unterneh- men mit Aussagen, es gehe jetzt darum, ob Daimler in zehn Jahren noch Bestand habe. Hier kommt eine destruktiv­e Kraft des FinanzKapi­talismus zum Vorschein, die einen schaudern lässt. Dabei fällt den Analysten nichts Neues ein. Als Antwort auf den 2018 stark gesunkenen Daimler-Börsenkurs empfehlen sie, das Unternehme­n zu zerschlage­n, indem die Lkw-Sparte abgetrennt und vielleicht an die Börse gebracht wird. Solchen radikalen und langfristi­g oft wenig sinnvollen Ideen ist eines gemeinsam: Ihre Urheber wollen schnell Kasse machen. Ihnen ist egal, wo ein Konzern in zehn Jahren steht.

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