Donau Zeitung

Historie zum Anfassen

Was das neue Museum der Bayerische­n Geschichte bietet

- VON HENRY STERN

Regensburg Seit Jahrzehnte­n diskutiert, vor zehn Jahren beschlosse­n, in vier Jahren gebaut: Ab 5. Juni soll das Museum der Bayerische­n Geschichte erstmals für Besucher seine Pforten öffnen. Und glaubt man Richard Loibl, dem Chef des für Konzept und Betrieb zuständige­n Hauses der Bayerische­n Geschichte, dann wird das neue Museum ein besonderer Ort für alle, die gerne wissen wollen, wie Bayern in den letzten 200 Jahren wurde, was es heute ist. „Wir glauben, dass wir unser Publikum auf ganz neue Weise mitnehmen“, sagt Loibl.

Eigentlich hätte der innovative Neubau nahe der Regensburg­er Altstadt schon im letzten Herbst fertig sein sollen. Doch ein Brand im Juni 2017 warf die Bauarbeite­n massiv zurück. Zeitweise sei das ganze Projekt infrage gestanden. Doch viele hilfreiche Menschen etwa in der Bauverwalt­ung hätten das Museum wieder aufs Gleis gesetzt, lobt der Ausstellun­gsmacher. 80 Millionen Euro soll das Projekt nun kosten – zehn Millionen mehr als ursprüngli­ch geplant. „Ohne den Brand wä-

Das Projekt soll 80 Millionen Euro kosten

ren wir im Kostenrahm­en geblieben“, beteuert Loibl.

Viel Kritik einstecken musste bereits die vom Frankfurte­r Büro Woerner & Partner stammende moderne Architektu­r des Museums: Geschlosse­ne Kiste oder Raumschiff wurde der kubische Bau genannt. Wer aber das fertige Foyer betrete und die an die Decke geworfenen Licht-Rauten sehe, könne nur begeistert sein, hält Loibl dagegen: „Das Museum ist schon jetzt ein Wahrzeiche­n für Regensburg.“

Auch die Dauerausst­ellung auf gut 2000 Quadratmet­ern soll neue Welten eröffnen: „Das Schöne an Bayern ist, dass die Klischees oft stimmen“, findet Loibl. Und so will die Ausstellun­g auch spielen mit Vorstellun­gen und Vorurteile­n – und etwa „bayerische Phänomene“hinterfrag­en: vom Dialekt über die Volksfeste bis zum FC Bayern. Und weil man den Bayern ohnehin „einen besonderen Hang zu Theater und Theatralik“unterstell­t, wie Loibl meint, ist der Rundgang durch die 200 Jahre als ein „Geschichts­theater“inszeniert. So soll man etwa auf den Originalbä­nken des alten Plenarsaal­s an Landtagsde­batten teilnehmen können. Die Nazi-Zeit wird genauso thematisie­rt wie Wiederaufb­au, Wirtschaft­swunder, Wendejahre. Die Exponate setzen dabei auf eine Mischung aus Kunstwerke­n und Alltagsgeg­enständen. „Geschichte­n erzählen, um Geschichte erlebbar zu machen“, nennt Loibl das Konzept.

Ab 27. September ist noch ein weiterer Höhepunkt unter dem Dach des neuen Museums geplant: Die Landesauss­tellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“führt in das Bayern der Zeit zwischen 600 und 1800 zurück: Kostbare Kunstwerke wie die „Lepantomon­stranz“sollen dort zu sehen sein, aber auch ein „Metall-Dietrich“eines Einbrecher­s aus dem 16. Jahrhunder­t.

100 000 Besucher pro Jahr erhofft sich Loibl für das Museum: „Im ersten Jahr können es auch ein paar mehr sein.“Schließlic­h ist zur Eröffnung den ganzen Juni über der Eintritt für alle Besucher kostenlos.

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