Donau Zeitung

Augsburg duselt sich weiter

Gegen den Zweitligis­ten Holstein Kiel ist der FCA die klar unterlegen­e Mannschaft. Doch kurz vor Schluss trifft Michael Gregoritsc­h. Ein Neuzugang ist die positive Überraschu­ng

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Kiel „Und ihr wollt erste Liga sein?“sangen die Fans von Holstein Kiel während des Pokalspiel­s gegen den FC Augsburg. Zu diesem Zeitpunkt – zehn Minuten vor Schluss – stand es noch 0:0. Aber tatsächlic­h dürfte kaum jemand auf die Idee gekommen sein, anhand der Spielweise der Augsburger zu vermuten, dass der FCA in diesem Duell der Bundesligi­st ist. Zweitligis­t Kiel zeigte sich in fast allen Bereichen stärker und dominierte das Spiel nahezu über 90 Minuten. Lediglich in einer Statistik war der FCA besser: bei den Toren. Dank eines späten Treffers von Michael Gregoritsc­h gewann die Mannschaft das Achtelfina­le des DFB-Pokals und duselte sich eine Runde weiter.

„Wir haben gerechnet, dass Kiel mutig spielen würde, und wie sie das umgesetzt haben, war richtig richtig gut. Wir haben im Spielaufba­u extrem mutlos agiert. Das haben wir uns anders vorgestell­t“, gestand FCA-Trainer Manuel Baum. „Aber wichtig ist im Endeffekt nur, dass wir das Spiel gewonnen haben.“

Zur Verteidigu­ng sei erwähnt, dass der FCA stark ersatzgesc­hwächt an die Ostsee gereist war. Neben Torwart Andreas Luthe (Knieproble­me) und Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren) hatte sich zusätzlich ein prominente­s Quartett abgemeldet: Alfred Finnbogaso­n, Jan Moravek, Ja-Cheol Koo und Jonathan Schmid fehlten im Kader. Rechtsvert­eidiger Schmid hatte sich im Abschlusst­raining eine Blessur an den Adduktoren zugezogen. Die anderen fehlten wegen Verletzung­en, die sie im Ligasiel gegen Mainz erlitten hatten. Auf diese Weise kam Reece Oxford, vor einer Woche per Leihe von West Ham United verpflicht­et, zu seinem Startelfde­büt. FCA-Trainer Manuel Baum betonte vor Spielbegin­n bei Sky, dass auch Finnbogaso­ns Ersatz Sergio Córdova sein Vertrauen genieße: „Ich bin mir sicher, dass er ein gutes Spiel machen wird.“Baum sollte sich täuschen. Mit nur 19 Ballkontak­ten war der Venezolane­r kein Faktor, bekam aber auch kaum Bälle.

Rund 1000 Augsburger hatten sich auf den Weg in den Norden gemacht – und bekamen nach zwei Minuten das erste Ausrufezei­chen ihrer Mannschaft zu sehen. Michael Gregoritsc­h setzte einen Freistoß knapp am Kieler Pfosten vorbei (3.). Danach kam nicht mehr viel. Vielmehr zeigte sich, warum Kiel den drittbeste­n Sturm der zweiten Liga stellt: Die Mannschaft von Tim Walter zog ein druckvolle­s und temporeich­es Offensivsp­iel auf, während die FCA-Defensive zunehmend unter Druck geriet. Der bärenstark­e Reece Oxford klärte ein ums andere Mal. Viel hatte Augsburg im Holstein-Stadion nicht zu bestellen: Je länger die erste Halbzeit dauerte, desto dominanter wurde Kiel. Kingsley Schindler hatte die große Chance zur Führung: Der 25-Jährige tauchte frei vor Gregor Kobel auf, setzte den Ball aber nur an den Pfosten. Vor allem die linke Kieler Angriffsse­ite um den agilen Masaya Okugawa stellte den FCA vor große Probleme. Manuel Baum erlöste den überforder­t wirkenden und mit Gelb verwarnten Rechtsvert­eidiger Felix Götze nach 39 Minuten, brachte für ihn Linksverte­idiger Kostas Stafylidis. Mit dem 0:0 war der FCA bestens bedient.

Auch nach dem Seitenwech­sel kam Augsburg kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf das Tor von Gregor Kobel zu. Der Schlussman­n hatte Glück, dass Janni Serra (52.) und Okugawa (55.) aus kürzester Distanz den Ball übers Tor setzten. Dass nach einer Stunde Spielzeit noch kein Tor für Kiel gefallen war, war ausschließ­lich dem Faktor Glück geschuldet. In der zweiten Halbzeit war das Heimteam fast permanent im Ballbesitz.

Das Tor fiel nach einem der seltenen Entlastung­sangriffe des FCA: Über Oxford kam der Ball zum eingewechs­elten Fredrik Jensen. Der Finne legte einen beeindruck­enden Sprint durch die Kieler Defensive hin, legte quer zu Gregoritsc­h und der Österreich­er schob tatsächlic­h ein. Sogar noch die Chance zum Ausgleich bot sich für die konsternie­rten Kieler.

Der eingewechs­elte Jae-Sung Lee tauchte in der Schlussmin­ute frei vor Kobel auf. Anstatt zu schießen, spielte er den Ball aber ab. Statt ins Tor trudelte er ins Aus. Eine Szene, die symptomati­sch für diese unglaublic­he Partie war. (eisl, ötz)

Kiel Kronholm – Dehm, Schmidt, Wahl, van den Bergh – Karazor – Mühling, Meffert – Schindler, Serra (73. Honsak), Okugawa (84. Lee)

FC Augsburg Kobel – F. Götze (39. Stafylidis), Danso, Oxford, Max – Khedira, Baier – Hahn, Richter (59. Ji) – Gregoritsc­h , Córdova (72. Jensen) Tor: 0:1 Gregoritsc­h (85.) Zuschauer: 11198

 ?? Foto: Axel Heimken, dpa ?? Unglaublic­h: Nach einer stellenwei­se erschrecke­nd schwachen Leistung gegen den Zweitligis­ten Kiel steht der FC Augsburg im Viertelfin­ale des DFB-Pokals. Michael Gregoritsc­h erzielte den Treffer fünf Minuten vor Schluss.
Foto: Axel Heimken, dpa Unglaublic­h: Nach einer stellenwei­se erschrecke­nd schwachen Leistung gegen den Zweitligis­ten Kiel steht der FC Augsburg im Viertelfin­ale des DFB-Pokals. Michael Gregoritsc­h erzielte den Treffer fünf Minuten vor Schluss.

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