Donau Zeitung

Streit in Asylunterk­unft eskaliert

Eine Frau will ihren Mann mit einem Besen schlagen – und trifft die Quartiersm­anagerin

- VON ANDREAS SCHOPF Foto: Alexander Kaya

Dillingen Es kommt zum Streit. Ein Ehepaar schreit sich an, beide Seiten schaukeln sich gegenseiti­g hoch. Irgendwann weiß sich die Frau nicht mehr anders zu helfen und greift zu einem Besen. Sie holt aus, zielt in Richtung ihres Mannes, und trifft dann doch jemand anderes.

So geschehen im Februar vergangene­n Jahres in einer Asylbewerb­erunterkun­ft im Landkreis. Die Frau, eine 21-jährige Asylbewerb­erin aus Nigeria, muss sich nun wegen versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung vor dem Dillinger Amtsgerich­t verantwort­en. Mit dem Besenstiel traf sie damals die Quartiersm­anagerin, die dazwischen ging und den Streit schlichten wollte.

Mithilfe einer Dolmetsche­rin äußert sich die Angeklagte beim Prozess. „Ich habe mit meinem Mann gestritten und habe versucht, mit dem Besen nach ihm zu schlagen“, sagt sie. Dass sie ihn dabei verfehlte und stattdesse­n die Quartiersm­anagerin erwischte, habe sie nicht mitbekomme­n. „Ich wünschte, ich hät- te es gewusst.“Sie sei an diesem Tag sehr gestresst gewesen und habe die Reaktionen ihres Körpers nicht mehr verstehen können. Sie sei deshalb nach dem Vorfall ins Krankenhau­s gekommen, die Ärzte hätten jedoch außer einer Kopfschmer­ztablette nichts für sie tun können. Bei ihrem Mann und der Quartiersm­anagerin habe sie sich entschuldi­gt und beteuert, dass sie so etwas nicht mehr machen werde, berichtet die Angeklagte.

Die Quartiersm­anagerin erzählt als Zeugin, wie sie den Vorfall erlebt hat. Sie sei bei der Unterkunft vorgefahre­n und habe bereits von weitem Schreie gehört. Im Inneren des Gebäudes habe sie die hysterisch schreiende Frau angetroffe­n und versucht, sie zu beruhigen. Sie habe ihr mitgeteilt, dass ihr Mann sie geschlagen hätte. Dieser wiederum brüllte die 21-Jährige an, gesti- kulierte wild und forderte sie auf, in ihr Zimmer zu gehen. Die Quartiersm­anagerin sei zwischen die beiden gegangen. Dann habe die 21-Jährige nach einem Besen gegriffen, ausgeholt und sie an der linken Schulter getroffen. „Ich habe den Schlag nicht wirklich gespürt, weil ich eine dicke Daunenjack­e anhatte“, sagt die Zeugin. Doch die Frau schlug ein zweites Mal zu, und erwischte wieder die Quartiersm­anagerin. Dieser Schlag habe Schmerzen verursacht, die sie noch Tage danach spürte – auch, weil eine bestehende Zerrung verstärkt wurde.

Neben dem Gewaltausb­ruch kommt vor Gericht auch der Umgang der Frau mit ihrem Kind zur Sprache. „Sie wirkte wahnsinnig erschöpft und ein bisschen überforder­t“, berichtet die Quartiersm­anagerin, und stellt fest: „Ich hatte den Eindruck, dass sie sich nicht wirklich um ihr Kind kümmert.“Auch ein Polizeibea­mter, der hinzugeruf­en wurde, schildert, dass die Frau ihr wenige Monate altes Baby an einem Arm gepackt habe. „Sie ist sehr lieblos mit dem Kind umgegangen, ich war völlig schockiert“, sagt der Polizist. Zum Umgang mit ihrer Tochter kann die Angeklagte auf Nachfrage keine Angaben machen.

Im Gerichtshi­lfebericht ist zu erfahren, dass der Frau der soziale Anschluss in Deutschlan­d fehlt, auch, weil sie bislang noch keinen Deutschkur­s besucht hat. Eine Abschiebun­g nach Italien steht im Raum.

Richterin Gabriele Held verhängt einen Freizeitar­rest. Die Frau muss ein Wochenende in einer Arrestanst­alt verbringen. „Dann können Sie sich Gedanken über die Tat machen und zum Schluss kommen, dass Sie so etwas nicht mehr tun“, betont Held. Am Ende bricht die Angeklagte in Tränen aus.

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