Streit in Asylunterkunft eskaliert
Eine Frau will ihren Mann mit einem Besen schlagen – und trifft die Quartiersmanagerin
Dillingen Es kommt zum Streit. Ein Ehepaar schreit sich an, beide Seiten schaukeln sich gegenseitig hoch. Irgendwann weiß sich die Frau nicht mehr anders zu helfen und greift zu einem Besen. Sie holt aus, zielt in Richtung ihres Mannes, und trifft dann doch jemand anderes.
So geschehen im Februar vergangenen Jahres in einer Asylbewerberunterkunft im Landkreis. Die Frau, eine 21-jährige Asylbewerberin aus Nigeria, muss sich nun wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung vor dem Dillinger Amtsgericht verantworten. Mit dem Besenstiel traf sie damals die Quartiersmanagerin, die dazwischen ging und den Streit schlichten wollte.
Mithilfe einer Dolmetscherin äußert sich die Angeklagte beim Prozess. „Ich habe mit meinem Mann gestritten und habe versucht, mit dem Besen nach ihm zu schlagen“, sagt sie. Dass sie ihn dabei verfehlte und stattdessen die Quartiersmanagerin erwischte, habe sie nicht mitbekommen. „Ich wünschte, ich hät- te es gewusst.“Sie sei an diesem Tag sehr gestresst gewesen und habe die Reaktionen ihres Körpers nicht mehr verstehen können. Sie sei deshalb nach dem Vorfall ins Krankenhaus gekommen, die Ärzte hätten jedoch außer einer Kopfschmerztablette nichts für sie tun können. Bei ihrem Mann und der Quartiersmanagerin habe sie sich entschuldigt und beteuert, dass sie so etwas nicht mehr machen werde, berichtet die Angeklagte.
Die Quartiersmanagerin erzählt als Zeugin, wie sie den Vorfall erlebt hat. Sie sei bei der Unterkunft vorgefahren und habe bereits von weitem Schreie gehört. Im Inneren des Gebäudes habe sie die hysterisch schreiende Frau angetroffen und versucht, sie zu beruhigen. Sie habe ihr mitgeteilt, dass ihr Mann sie geschlagen hätte. Dieser wiederum brüllte die 21-Jährige an, gesti- kulierte wild und forderte sie auf, in ihr Zimmer zu gehen. Die Quartiersmanagerin sei zwischen die beiden gegangen. Dann habe die 21-Jährige nach einem Besen gegriffen, ausgeholt und sie an der linken Schulter getroffen. „Ich habe den Schlag nicht wirklich gespürt, weil ich eine dicke Daunenjacke anhatte“, sagt die Zeugin. Doch die Frau schlug ein zweites Mal zu, und erwischte wieder die Quartiersmanagerin. Dieser Schlag habe Schmerzen verursacht, die sie noch Tage danach spürte – auch, weil eine bestehende Zerrung verstärkt wurde.
Neben dem Gewaltausbruch kommt vor Gericht auch der Umgang der Frau mit ihrem Kind zur Sprache. „Sie wirkte wahnsinnig erschöpft und ein bisschen überfordert“, berichtet die Quartiersmanagerin, und stellt fest: „Ich hatte den Eindruck, dass sie sich nicht wirklich um ihr Kind kümmert.“Auch ein Polizeibeamter, der hinzugerufen wurde, schildert, dass die Frau ihr wenige Monate altes Baby an einem Arm gepackt habe. „Sie ist sehr lieblos mit dem Kind umgegangen, ich war völlig schockiert“, sagt der Polizist. Zum Umgang mit ihrer Tochter kann die Angeklagte auf Nachfrage keine Angaben machen.
Im Gerichtshilfebericht ist zu erfahren, dass der Frau der soziale Anschluss in Deutschland fehlt, auch, weil sie bislang noch keinen Deutschkurs besucht hat. Eine Abschiebung nach Italien steht im Raum.
Richterin Gabriele Held verhängt einen Freizeitarrest. Die Frau muss ein Wochenende in einer Arrestanstalt verbringen. „Dann können Sie sich Gedanken über die Tat machen und zum Schluss kommen, dass Sie so etwas nicht mehr tun“, betont Held. Am Ende bricht die Angeklagte in Tränen aus.