Ein besonderes Geschäft feiert
Einzelhandel Den Cap-Markt in Lauingen gibt es seit zehn Jahren. Dahinter steckt ein etwas anderes Konzept. Leicht hat es die Einrichtung mitten in der Stadt nicht
Lauingen Es ist ein besonderes Projekt, das war es schon bei seiner Gründung: Am 30. Oktober vor elf Jahren wurde der Cap-Markt in Lauingen eröffnet. Die Festrede hielt die damalige Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm. Denn in diesem Supermarkt mitten in der Stadt arbeiten seit Anfang an auch Menschen mit Handicap, auch das ist etwas Besonderes. Da überrascht es nicht, dass das zehnjährige Bestehen erst jetzt, ein halbes Jahr später, gefeiert wird.
Marktleiterin Jutta Schuster und Geschäftsführer Stefan Heilbronner freuen sich auf die Festwoche. Denn selbstverständlich ist das nicht. Der Markt ist nicht besonders groß, und die Parkplätze, erreichbar durch einen Torbogen, sind beengt. „Und wir leiden natürlich unter der Konkurrenz auf der grünen Wiese“, sagt Stefan Heilbronner. Er ist Geschäftsführer der Firma Roko in Nördlingen, die den Supermarkt betreibt. Heilbronner und Jutta Schuster bedauern, dass in dem kleinen Supermarkt kaum jemand seinen Wocheneinkauf tätigt. Deswegen sei das zehnjährige Bestehen, das eine Woche lang gefeiert wird, mal wieder ein guter Anlass, auf sich aufmerksam zu machen.
Neun von derzeit 26 Mitarbeitern haben ein Handicap. Fluktuation gibt es kaum unter ihrem Personal, sagt Marktleiterin Jutta Schuster. Ein Teil der Mannschaft sei auch sehr selbstständig. Bei manch anderen müsste die Arbeit dagegen mehr kontrolliert und des Öfteren wiederholt werden.
Besonders stolz ist die Marktleiterin auf Theresia Veh. Die 27-Jährige besuchte die Theresia-Haselmayr-Schule und arbeitet seit acht Jahren inzwischen im Cap-Markt. Sie hätte gerne eine Lehre gemacht, doch die Theorie war zu schwer. Die junge Frau kennt ihre Kunden gut und trägt eine große Verantwortung. Sie ist unter anderem für die Tiefkühlwaren und Molkereiprodukte zuständig. „Da muss man sehr gewissenhaft arbeiten“, weiß die Chefin, denn wenn es um Mindesthaltbarkeitsdaten geht, sei Vorsicht geboten. Die Kunden dürfen nichts angeboten bekommen, was bereits abgelaufen ist. Parallel dazu muss bei der Warenbestellung so genau kalkuliert werden, dass nicht zu viel verdirbt, sonst wird es teuer. „Mir macht die Arbeit viel Spaß“, sagt Theresia Veh und lacht: „Aber an Tiefkühlpizza habe ich mich inzwischen satt gegessen.“
Ihr Kollege Bernhard Maier ist von Anfang an dabei. Im Cap-Markt gibt es eine Filiale der Bäckerei Lindenthal aus Gundelfingen. Zuerst hat Maier dort um 3 Uhr morgens mit dem Backen angefangen und die Waren dann zum Lauinger CapMarkt gebracht. Inzwischen kann der 51-Jährige länger schlafen – ist dafür aber mehr unterwegs. Er bringt das Essen, das die Werkstatt der Lebenshilfe in Dillingen kocht, zum Albertus-Gymnasium, zum Sailer-Gymnasium und zur Lauinger Mittelschule, erledigt Hauslieferungen, fährt Wohnheime an. Unter Druck wird Maier schnell nervös, doch das Autofahren stresst ihn kaum. „Ich muss halt zu einer bestimmten Zeit vor Ort sein, sonst klappt mein Plan nicht“, erklärt er. Ab 25 Euro Warenwert erledigt er Besorgungen für Kunden und bringt sie ihnen heim. „Wir haben einen festen Stamm von Leuten, die wir beliefern, aber auch Firmen bestellen bei uns“, fügt Marktleiterin Jutta Schuster hinzu. Neben der Bäckerei Lindenthal verkauft die Metzgerei Steinle ihre Waren im Cap-Markt. „Ohne diese beiden wäre es für uns schwieriger“, meint Jutta Schuster. Das Angebot wird laufend erweitert. Die „Schnippelküche“, die für frische Salate und Obst sorgt, würden vor allem die Schüler schätzen. Seit zwei Wochen gibt es frische Eier von freilaufenden Hühnern, und auch die geräucherten Forellen aus Lauingen, die seit ein paar Monaten verkauft werden, kommen gut an. „Da steht bei den Kunden nicht der Preis im Vordergrund, sondern die Qualität“, weiß die Marktleiterin. Geschäftsführer Heilbronner hat noch mehr vor: Ab September soll in dem Supermarkt zum ersten Mal ausgebildet werden.
Zum zehnjährigen Bestehen gibt es eine Woche lang, von Montag, 11. Februar, bis Samstag, 16. Februar, verschiedene Angebote, Aktionen wie Kinderschminken und das Glücksrad, die Werkstätten der Lebenshilfe präsentieren ihre Waren, die Geschäftspartner machen Verkostungen und am Valentinstag erhält jede Frau eine Rose aus der Gärtnerei der Lebenshilfe.