In 100 Tagen hat sich viel getan
Bilanz Katja Müller ist seit 1. November Bürgermeisterin von Lauingen. Was sich im Rathaus und privat verändert hat, wie sie in die neue Aufgabe hineinwächst und womit sie sich neben großen Themen eigentlich noch beschäftigt
Lauingen Im Wahlkampf hat Katja Müller, damals Hauptamtsleiterin in Ichenhausen, einmal über den Bürgermeisterjob gesagt: „Eigentlich ist es das, was ich jetzt auch mache, aber in der ersten Reihe.“
Katja Müller hat den Wahlkampf gewonnen und ist seit 1. November Lauingens Bürgermeisterin. Das ist nun 100 Tage her, Zeit für einen Zwischenbericht. Wie ähnlich sind die Jobs den nun? „Die Aufgabenfelder sind die gleichen“, sagt Müller. „Die Arbeit ist eine andere.“Früher sei sie ins Büro gekommen, habe ihre Mails gecheckt und dann aktiv gearbeitet. Dieser geregelte Ablauf sei nicht mehr möglich. Die aktive Arbeit werde weniger, sie delegiere mehr, und ihre Mails müsse sie checken, wenn gerade Zeit ist.
Denn zu tun gibt es immer etwas. Während die Umgestaltung der Herzog-Georg-Straße ein Thema ist, das auch in unserer Zeitung oft erwähnt wird, geschehen andere Fortschritte von vielen unbemerkt. So kümmert sich Müller etwa um die Erneuerung der Piktogramme auf den Straßen, sammelt Stellen, die bei der Verkehrsschau mit der Polizei begutachtet werden sollen, und plant am Sicherheitskonzept für Hexentanz und Faschingsumzug mit. Sie sei oft im Rathaus unterwegs, um eine Richtung vorzugeben. Auch der B-16-Ausbau beschäftige sie sehr. Wie es mit den großen und kleinen Projekten der Stadt weitergeht, „steht und fällt alles mit dem Haushalt“. Für den haben gerade die Vorberatungen begonnen.
Nun gibt es auch Veränderungen, die ohne großen Geldeinsatz gelingen können. Die Bürgermeisterin kommt aus der Verwaltung – und hat in der Lauinger Stadtverwaltung einiges verändert. Alle vier Wochen findet nun ein Mitarbeitergespräch mit der gesamten Belegschaft statt. „Das war das Erste, was ich eingeführt habe“, erklärt Müller. Dabei werden aktuelle Themen besprochen und Fragen geklärt. Die Abteilungsleitergespräche hat Müller ausgeweitet – daran nehmen nun auch die Fachbereichsleiter teil. Es könnte weitere Änderungen geben. Müller plant eine Organisationsuntersuchung, bei der geprüft wird, welche Strukturen verbessert werden können. Es geht etwa darum, welche Abteilung für was zuständig ist. „Ich habe das nicht allein gemacht, sondern in Rücksprache mit der Verwaltung“, betont sie.
Die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat lobt die Bürgermeisterin. „Man merkt, dass jeder für seine Stadt arbeitet und das Beste für Lauingen will.“Sie selbst sehe ihre Position in der Sitzungsleitung, wichtig sei ihr, nicht fraktionsgebunden zu sein. Dass mit Claudia Stocker ihre Kontrahentin aus der Wahl im Gremium sitzt, sei kein Problem. Man einen guten Wahlkampf geführt und ein gutes Verhältnis. „Ich schätze ihre Beiträge“, sagt Müller.
In manchen Punkten sei ihre neue Rolle als Bürgermeisterin ungewohnt gewesen. Bei Besprechungen am Konferenztisch im Bürgermeisterbüro etwa. „Ich wollte am Anfang nicht auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen“, sagt Müller und verweist auf den Platz an der Stirnseite. Sie wollte lieber „mittendrin“sein. „Das hat dann alle verwirrt.“Deshalb sitzt sie nun doch an der Stirnseite. Müller kennt einige der Mitarbeiter von ihrer Ausbildung und aus ihrer Zeit in Wittislingen. Manche waren unsicher, ob das „Du“noch gilt. „Alle, die vorher mit mir per Du waren, sind auch weiterhin per Du“, sagt Müller. „Man kann auch mit einem Du respektvoll zusammenarbeiten.“
In der Kommunikation der Stadt nach außen hat Müller Akzente gesetzt. Etwa kurz vor Weihnachten. Einige Lauinger waren wohl ver- blüfft, als unter ihrem Scheibenwischer ein Schreiben klemmte. „Wir wollten mal, statt Strafzettel zu verteilen, die belohnen, die richtig geparkt haben“, sagt Müller. In der Innenstadt verteilte die Stadt deshalb die Zettel mit einem Lob, dazu ein kleines Päckchen Gummibärchen.
Von Müllers ersten 100 Tagen waren einige wenige komplett frei, ganz ohne Termin. Vor Weihnachten sei die Menge der Termine „extrem“ gewesen. „Das habe ich auch nicht geschafft, da habe ich den Zweiten und Dritten Bürgermeister eingespannt.“Müller versucht, sich den Freitagnachmittag so gut es geht frei zu halten. Da kommt ihre Tochter direkt nach der Schule nach Hause, die Achtjährige geht in die dritte Klasse. Solange sie keine weiterfühhabe rende Schule besucht, will Müller in Bachhagel wohnen bleiben. „Freie Zeit mit meiner Familie heißt für mich, viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen“, erklärt Katja Müller, und sagt zur Veränderung bei ihr zu Hause: „Trotz der Trennung mit meinem Mann unterstützt er mich vollkommen und hält mir dennoch den Rücken frei.“
Die Bürgermeisterin hat in diesem Jahr ein paar Kurzurlaube geplant. In den Faschingsferien geht es zum Skifahren, im Sommer eine Woche an den Gardasee. Außerdem stehen vier Tage Wellness mit der besten Freundin an. „Im Juli, dieses Mal nicht am Weihnachtsmarkt“, erklärt sie. „Damit ich nicht in ein Fettnäpfchen trete.“Dass sie die Eröffnung des Weihnachtsmarktes verpasst hat, sei ihr unangenehm.
Ihrem Büro hat Müller eine persönliche Note verpasst, auch wenn sie nicht ganz zufrieden ist. „Ich und dieser Schreibtisch sind noch nicht die besten Freunde“, erklärt sie – er ist zu groß und an der falschen Stelle. Das Büro wird sie noch weiter umgestalten, sie hätte ihren Tisch gerne direkt gegenüber der Bürotür. Das sei nicht das Wichtigste, zuerst müsse der Haushalt stehen.
Sitzt Müller auf ihrem Schreibtischstuhl, blickt sie auf das Geschenk eines Lauingers, über das sie sich besonders gefreut hat. Auf einem Blatt Papier prangt die Unterschrift des ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß – Katja Müllers rhetorisches Vorbild. „Da bin ich sehr stolz drauf“, sagt sie über das Geschenk. Auch ein Foto von Müllers Tochter ist zu finden, sie blickt auf einen See in Kanada. Ein Kalender aus Ichenhausen und Fotos der ehemaligen Kollegen erinnern Müller an die frühere Stelle. Einen Plan der Lauinger Innenstadt hat die Bürgermeisterin immer im Blick, genau wie eine kleine Figur des Lauinger Mohrs auf dem Schreibtisch.
Eine Veränderung gibt es zu Hause