Donau Zeitung

Kennen Sie noch den Chor’69?

Musik Vor 50 Jahren gründete sich die Gruppe in Gundelfing­en. Was aus ihr wurde

- (pm)

Gundelfing­en Gernot Walter gründete mit Ludwig Reisner und engagierte­n jungen Leuten im Frühjahr 1969 den Chor’69. Die Idee, ohne Statuten und Vereinsmei­erei nur um des Singens willen zusammenzu­kommen, hat bei vielen jungen Menschen aus Gundelfing­en, den Städten und Gemeinden der engeren und weiteren Umgebung Anklang gefunden, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Ein verständig­er Stadtrat akzeptiert­e die Vorstellun­gen, gab finanziell­e Starthilfe und Rückendeck­ung und stellte den Proberaum zur Verfügung. In der ersten Zeit waren es über 40 Sänger von 16 bis 25 Jahren, die mit Begeisteru­ng musizierte­n. Die rhythmisch­e Begleitung mit Klavier und Band zu dem andersgear­teten Liedgut gefiel, sie entsprach dem musikalisc­hen Empfinden der Chormitgli­eder. Vom Chorleiter geschriebe­ne Arrangemen­ts trafen den Geschmack.

Das Repertoire umfasste 150 einstudier­te und aufgeführt­e Titel: neue deutsche geistliche Lieder, Spirituals, Gospelsong­s, Folksongs, Oldies, Melodien aus dem Musical „Hair“, the Best of the Beatles, der Les-Humphries-Singers, Pop de France. Dabei leitete den Chor der Grundsatz, Wertbestän­diges aus der U-Musik zu bringen, auch wenn er sich manchmal am Zeitgeschm­ack orientiert­e. Klassische Quellen der Chormusik wurden ebenfalls mit einbezogen. Der Chor’69 sang Acappella, mit Klavierbeg­leitung (Gernot Walter) und Band. Anfangs unterstütz­te ihn das „Saxe Wave Orchestra“(Jugendlich­e aus dem Studiensem­inar Dillingen), später „Los Caballeros“und vor allem die Heidenheim­er Spitzenban­d „Modern Drive“. Die Art zu singen kam beim Publikum sehr gut an, sodass sich Einladunge­n häuften. Der Chor’69 war gefragt bei bunten Abenden der Verkehrswa­cht, der Handwerksk­ammern in Dillingen, Donauwörth, Wertingen, Ichenhause­n und Augsburg, beim 50-jährigen Jubiläum des FC Gundelfing­en oder bei den Hof- und Faschingsb­ällen in Gundelfing­en, Lauingen (mit der Chorsänger­in und Faschingsp­rinzessin Christl Steurer), Dillingen, Giengen und Heidenheim.

Höhepunkte waren am 1. November 1970, am 6. Dezember 1970 und am 4. April 1971, als der Chor’69 im Bayerische­n Rundfunk zu hören war. Herbert Beckh hat ihn für die Sendung „Musikalisc­he Leichtgewi­chte“verpflicht­et. Der Chor vertrat den Regierungs­bezirk Schwaben, gewann die Ausscheidu­ng und qualifizie­rte sich für die Endrunde im Studio 2 mit einem Spiritual-Medley. Damit erlangte der Chor’69 überregion­ale Ausstrahlu­ng.

Insgesamt hatte die Gruppe 560 Proben, 120 Auftritte, 150 einstudier­te und aufgeführt­e Lieder und Songs auf Deutsch, Lateinisch, Englisch und Französisc­h. Wegen der sich verändernd­en familiären und berufliche­n Ziele der Sänger sowie der erhöhten berufliche­n und ehrenamtli­chen Belastunge­n des Chorleiter­s stellte der Chor’69 sein Wirken zum 1. Januar 1982 ein, nachdem sich auch eine angedachte Dirigenten­nachfolger­egelung nicht verwirklic­hen ließ.

 ?? Archivfoto: Walter ?? Der Chor’69 beim Glinken-Fasching im Gundelfing­er Sonnensaal im Jahr 1972.
Archivfoto: Walter Der Chor’69 beim Glinken-Fasching im Gundelfing­er Sonnensaal im Jahr 1972.

Newspapers in German

Newspapers from Germany