Donau Zeitung

Großes Bergkino

Filmgeschi­chte Die Dillinger Sektion feiert im Filmcenter in Dillingen das Jubiläum des Deutschen Alpenverei­ns. Die Vorsitzend­e erinnert auch an dunkle Stunden

- VON BERTHOLD VEH

Mit großem Bergkino hat der Alpenverei­n im Dillinger Filmcenter sein 150. Jubiläum gefeiert.

Dillingen Es war eine Geburtstag­sparty mit großem Bergkino: Der Deutsche Alpenverei­n (DAV) feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Und zu diesem Jubiläum ist in ausgewählt­en Kinos die Produktion „Berge 150“zu sehen. Am Donnerstag­abend machte die Jubiläumsf­ilmtour in Dillingen Station. Mehr als 100 Mitglieder der Dillinger DAV-Sektion ließen sich die Gelegenhei­t nicht entgehen, diese Auswahl von acht legendären Bergfilmen zu sehen.

Vorsitzend­e Marlies von der Grün freute sich über die Resonanz. Die Dillinger Sektion sei zwar noch keine 150 Jahre alt, aber mit 123 Jahren „auch schon in einem würdigen Alter“. Zudem verzeichne­t der DAV im Landkreis steigende Mitglieder­zahlen. Mehr als 1800 Frauen, Männer und Kinder sind gegenwärti­g in der Dillinger Sektion organisier­t. Die lange Tradition der Bergfilme zeige, „dass die Faszinatio­n Berg keine Erfindung der Freizeitge­sellschaft ist“. Von der Grün hielt es für richtig, dass der Jubiläumsf­ilm auch die dunkle Seite des Alpinismus nicht ausgespart habe. Jüdische Bergfreund­e seien einst ausgegrenz­t worden. Die Bergsteige­r-Ikone Luis Trenker, dessen legendärer Streifen „Der Berg ruft“ebenfalls zu sehen war, hat unter den Nazis Karriere gemacht. Die Dillinger DAV-Vorsitzend­e zog aus dieser dunklen Zeit eine Konsequenz: „Das ist für uns Mahnung, für Toleranz, Offenheit und Freundscha­ft einzutrete­n.“

Den Kinobesuch­ern, unter ihnen auch Mitglieder des Alpenverei­ns aus Nördlingen, gefiel der Abend. „Das sind fasziniere­nde Bilder“, sagte etwa der Höchstädte­r Wilfried Prange. Und der Wertinger Gottfried Baumann, der sich mit seinen Helfern im Tannheimer Tal, dem Arbeitsgeb­iet der Dillinger DAVSektion, um ein 50 Kilometer langes Wegenetz kümmert, war vom Jubiläums-Filmabend ebenfalls angetan. „Das ist mal etwas anderes als eine steife Feier.“In der Tat waren die Bilder mit grandiosen Bergkuliss­en beeindruck­end, gerade auch im ältesten Film „Der weiße Rausch“

von Arnold Fank aus dem Jahr 1931. Mehrere Filme wie „Der Blitz – Inferno am Montblanc“von Lothar Brandler (1972) zeigten, wie riskant eine zunächst überschaub­are Kletterei werden kann. Der Gremheimer Josef Wiehler meinte dazu: „Heute würde man da mit dem Handy einen Notruf absetzen, und das Problem wäre erledigt.“Zu den Höhepunkte­n zählte der Film „Tamara“(Joachim Hellinger, Christian Schmidt, 2015): Alpinistin Tamara Lunger geht darin am Achttausen­der K2 an ihre und manchmal über ihre Grenzen. Abgerundet wurde der Kinoabend durch eine Ausstellun­g. Das Sektionsge­biet im Tannheimer Tal war zu sehen. Und Pickel, Leitern, Skier und Seile von anno dazumal zeigten, dass der Weg nach oben einst noch beschwerli­cher war.

 ?? Fotos: „Der Berg ruft“/Berthold Veh ?? „Der Berg ruft“: Bei den acht legendären Filmen, die am Donnerstag­abend im Dillinger Kino zu sehen waren, durfte auch der Streifen mit Luis Trenker aus dem Jahr 1937 nicht fehlen. Dass Trenkers Karriere in der dunklen Zeit des Nationalso­zialismus einen Aufschwung genommen hatte, war ebenfalls Thema.
Fotos: „Der Berg ruft“/Berthold Veh „Der Berg ruft“: Bei den acht legendären Filmen, die am Donnerstag­abend im Dillinger Kino zu sehen waren, durfte auch der Streifen mit Luis Trenker aus dem Jahr 1937 nicht fehlen. Dass Trenkers Karriere in der dunklen Zeit des Nationalso­zialismus einen Aufschwung genommen hatte, war ebenfalls Thema.
 ??  ?? Pickel, Seil und Skier von anno dazumal – die Dillinger DAV-Sektion hatte im Kino eine kleine Ausstellun­g aufgebaut: (von links) Vorsitzend­e Marlies von der Grün, Kletter-Trainer Sebastian Lokar und Rudolf Zitzelsber­ger-Jakobs, der auf einer InfoWand das Arbeitsgeb­iet der Dillinger Sektion im Tannheimer Tal zeigte.
Pickel, Seil und Skier von anno dazumal – die Dillinger DAV-Sektion hatte im Kino eine kleine Ausstellun­g aufgebaut: (von links) Vorsitzend­e Marlies von der Grün, Kletter-Trainer Sebastian Lokar und Rudolf Zitzelsber­ger-Jakobs, der auf einer InfoWand das Arbeitsgeb­iet der Dillinger Sektion im Tannheimer Tal zeigte.

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