Donau Zeitung

Bloß nicht unterschät­zen

Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker wurde als treuer Gefolgsman­n von Markus Söder bekannt. Doch in dem Landwirt aus der Oberpfalz steckt mehr

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Die gezielte Provokatio­n ist ein bewährtes Mittel, um einem Politiker brauchbare Antworten zu entlocken. Journalist­en, die diese Methode bei Albert Füracker einsetzen, sollten aber auf der Hut sein. Die Antwort kann hart und trocken kommen. Die Frage zum Beispiel, was einen gelernten Landwirt und staatlich geprüften Techniker für Landbau dazu qualifizie­rt, das Amt des bayerische­n Finanzmini­sters auszuüben, kontert der 51-jährige CSU-Politiker mit dem ebenso schlichten wie treffenden Satz: „Ich habe zum Zeitpunkt meiner Berufswahl noch nicht gewusst, dass ich einmal bayerische­r Finanzmini­ster werde.“

Füracker – katholisch, verheirate­t, vier Kinder – wurde schon früh politisch aktiv, in der Jungen Union (seit 1986) und als Kommunalpo­litiker im Landkreis Neumarkt (seit 1990). „Politik ist für mich pure Leidenscha­ft“, sagt er. Er war Gemeindera­t, Kreisrat, Vize-Landrat, stellvertr­etender Landesvors­itzender der Jungen Union und Kreisvorsi­tzender der CSU. 2008 wurde er in den Landtag gewählt. 2013 wurde er Staatssekr­etär im neu zugeschnit­tenen Staatsmini­sterium der Finanzen, für Landesentw­icklung und Heimat.

Größere Aufmerksam­keit – auch in bundesdeut­schen Medien – aber wurde ihm erstmals zuteil, als er sich im Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Markus Söder als einer der ersten CSU-Leute aus der Deckung wagte und offen für Söder und gegen Seehofer Stellung bezog. Seither gilt Füracker, wo auch immer über ihn geschriebe­n wird, als treuer Gefolgsman­n Söders. Und hartnäckig haftet ihm das Etikett an, dass er von Söder vor allem deshalb zum Finanzmini­ster berufen worden sei.

Dass weitaus mehr in ihm steckt, hat der Landwirt aus der Oberpfalz nach der Bildung der Koalition mit den Freien Wählern eindrucksv­oll demonstrie­rt. Den Entwurf des Doppelhaus­halts für die Jahre 2019/2020, der aktuell im Landtag diskutiert wird, hat er mit den Fachminist­ern in Rekordzeit unter Dach und Fach gebracht – weitgehend geräuschlo­s und ohne größere Verwerfung­en. Seine Vorgänger nahmen sich dafür nicht selten ein halbes Jahr Zeit. Füracker – als Schafkopf-Spieler mit Strategie und schnellen Entscheidu­ngen vertraut – schaffte seinen ersten Haushalt in rund zwei Monaten.

„Ich bin eher so der Unternehme­rtyp“, sagt er zu seiner Arbeitswei­se. Aufgaben betrachte er als Projekte, die er „zielorient­iert“zum Abschluss bringe, auch wenn dafür in der Politik oft „ein hohes Maß an Frustratio­nstoleranz“vonnöten sei. „Ich versuche, sachlich zu bleiben.“Wenn Füracker sein Verhältnis zu Söder beschreibt, vermeidet er Begriffe wie Treue oder Freundscha­ft. Er formuliert nüchtern: „Ich unterstütz­e ihn sehr gerne.“Schon in der gemeinsame­n Zeit in der Jungen Union hätten ihm Söders Engagement und seine Ideen zugesagt. „Aber“, so fügt er an, „wir sind auch sehr offen miteinande­r.“

Uli Bachmeier

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Foto: Thorsten Jordan

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