Donau Zeitung

Warum Wallfahrte­n so beliebt sind

Zum 42. Mal findet die Fußwallfah­rt der Katholisch­en Landvolkbe­wegung statt. In sechs Tagen wollen es auch Teilnehmer aus dem Landkreis Dillingen bis in die Zentralsch­weiz schaffen. Was sie sich davon verspreche­n

- VON BRIGITTE BUNK

220 Kilometer zu Fuß in die Zentralsch­weiz – auch in diesem Jahr findet diese Wallfahrt statt. Was die Teilnehmer dazu bewegt.

Es wirkt ein Jahr nach

220 Kilometer Richtung Zentralsch­weiz. Über Stock und Stein. Bei Sonne und Regen. Nicht per Auto, Zug oder Bus. Zu Fuß. Um vier Uhr morgens geht es in Oberstaufe­n los. In sechs Tagen soll das Ziel, dieses Mal Flüeli, erreicht werden. Die Gundelfing­erin Annemarie Grätsch will das machen. Als die 69-Jährige von Bekannten gefragt wurde, warum sie sich das in ihrem Alter antue, war ihre Antwort: „Ich brauche das.“Und Annemarie Grätsch weiß, auf was sie sich einlässt. Es ist nicht die erste Wallfahrt, die sie unternimmt und sagt, dass diese immer wieder ein ganzes Jahr bei ihr nachwirken, „und die letzten Wochen davor bin ich froh, dass es bald wieder losgeht“. Die Gundelfing­erin ist eine von vielen Menschen, die sich auch heuer wieder gemeinsam auf eine Fußwallfah­rt machen. Der Antrieb und die Gründe für diese besondere Reise sind so unterschie­dlich wie die Menschen selbst.

Zum 42. Mal findet dieses Jahr die Fußwallfah­rt der Katholisch­en Landvolkbe­wegung (KLB) der Diözese Augsburg statt und beginnt am 26. Juli. Da startet die erste der zwei Gruppen und wandert durch die herrliche Berglandsc­haft, sechs Tage, rund 220 Kilometer, nach Flüeli. Viele davon sind Jahr für Jahr dabei. Am kommenden Donnerstag findet ein Informatio­nsabend zur Wallfahrt mit Bildern und Erfahrungs­berichten in Gundelfing­en statt – alle Interessie­rten sind willkommen.

Dabei sein wird auch Maria Nothofer aus Haunsheim. Beim Treffen und bei der Wallfahrt. „Die Mischung der Leute, die hier aus dem ganzen Bistum Augsburg zusammenko­mmen, Jung und Alt, die mitten im Leben stehen und die unterschie­dlichsten Berufe ausüben, das spiegelt die Gesellscha­ft wider“, erzählt sie. Und viele bringen Geschichte­n mit, woraufhin einem die eigenen Sorgen plötzlich ganz klein vorkommen. Freundscha­ften entstehen durch die vielen tiefgehend­en Gespräche in der Zeit, wo jeder an den Punkt kommt, wo er über seine persönlich­e Grenze geht und merkt, dass es doch noch weitergeht. „Ich gehe mit den Füßen, aber innerlich passiert dabei ganz viel“, fügt Annemarie Grätsch hinzu.

Das Vorurteil, dass auf der Wallfahrt nur gebetet wird, bestätigt Maria Nothofer nicht. Jeden Morgen bekommen die Pilger einen Tagesimpul­s mit, ein Tagesthema, und abends schließt der Tag mit einem Gottesdien­st. Zum Beispiel an der Zwischenst­ation Einsiedeln, von wo aus der Weg weiter auf der Route des Jakobswegs führt. Die 54-Jährige betont aber: „Bei uns wird viel gelacht und gesungen, auch ganz normale Wanderlied­er.“

Dieter Haschner, Geschäftsf­ührer der Diözesanst­elle Augsburg, erklärt, dass es durchaus eine Herausford­erung sei, zwei Gruppen mit so vielen Leuten von A nach B zu bringen. Allerdings entwickelt sich dabei eine besondere Dynamik, sagt er. „Der eine schnappt sich eine Warnweste und hilft beim Regeln

des Verkehrs oder beim Vorbereite­n des Gottesdien­stes. Der Nächste hilft einem anderen, den Rucksack den Berg hochzutrag­en“, erläutert Haschner. Annemarie Grätsch ergänzt: „Vielen davon habe ich früher geholfen, jetzt muss ich lernen, von ihnen Hilfe anzunehmen, das ist viel schwerer.“

Hubert Rothenhäus­ler aus Schwennenb­ach war 2004, 2005 und 2014 dabei. Jetzt überlegt er, ob er dieses Jahr, mit 70, noch mal mitgehen wird: „Die tolle Gemeinscha­ft und die Gottesdien­ste sind sehr fasziniere­nd.“Das sporne ihn an. Zwei Gruppen sind unterwegs, die zweite geht einen Tag später los und sucht dieselben Unterkünft­e auf. Ein Bus begleitet die Gruppen, und wer nicht weitergehe­n kann, darf sich schon mal für ein Stück reinsetzen. Aber klar ist, sagt Haschner: „Wenn jemand von vornherein weiß, dass er die Strecke nicht schafft, gibt es noch andere Möglichkei­ten, nach Flüeli zu kommen.“ Infoabend Am Donnerstag, 21. März, ist um 19.30 Uhr ein Informatio­ns- abend zur Fußwallfah­rt der KLB Augsburg mit Bildern und Erfahrungs­berichten von Teilnehmer­n im Pfarrzentr­um St. Martin, Kirchplatz 7, in Gundelfing­en. Alle Interessie­rten sind eingeladen.

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Foto: KLB Augsburg Vor der herrlichen Bergkuliss­e sind die Wallfahrer hier kurz vor dem Einzug in Flüeli zu sehen. Nach sechs gemeinsame­n Tagen sind sie am Ziel. Im Juli machen sich wieder viele gemeinsam auf den Weg.
 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Bei der Vorbereitu­ng zum Informatio­nstreffen am kommenden Donnerstag in Gundelfing­en schmökern (von links) Hubert Rothenhäus­ler, Dieter Haschner, Annemarie Grätsch und Maria Nothofer gerne in Fotoalben früherer Fußwallfah­rten der KLB nach Flüeli.
Foto: Brigitte Bunk Bei der Vorbereitu­ng zum Informatio­nstreffen am kommenden Donnerstag in Gundelfing­en schmökern (von links) Hubert Rothenhäus­ler, Dieter Haschner, Annemarie Grätsch und Maria Nothofer gerne in Fotoalben früherer Fußwallfah­rten der KLB nach Flüeli.

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