Ein sittsames, ehrenwertes Haus verkommt zur Lasterhöhle Bühne Ein sittsames Haus voller Ruhe und Beschaulichkeit
Die Vhs-Theatergruppe „Lampenfieber“überzeugt im Stadtsaal von Dillingen mit großartigem temporeichen Bühnenspiel das Premierenpublikum
Nach Jahren nur mäßigen Besuchs ihrer Vorstellungen scheint es sich in Dillingen nun endlich herumgesprochen zu haben, dass vom Ensemble „Lampenfieber“der Vhs Dillingen tolles Theater auf der Bühne des Stadtsaals geboten wird. Dies lässt jedenfalls die außerordentlich gut besuchte Premierenvorstellung am Samstagabend vermuten. Natürlich sollte schon die Auswahl des Stücks als Besuchermagnet dienen, wie es scheinbar in diesem Jahr mit der Komödie in drei Akten „Nicht in meinem Haus“von Regina Harlander gelungen ist.
Und wenn dann auch noch die schauspielerischen Leistungen der Darsteller samt Gestaltung des Bühnenbilds überzeugen, sollten die nächsten Aufführungen mindestens ebenso gut besucht sein wie die Premierenvorstellung. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Lampenfieber-Truppe sich aus Laienschauspielern zusammensetzt, denen die Freude am Bühnenspiel sichtbar ins Gesicht geschrieben steht.
So ist es bereits nach dem Öffnen des nicht vorhandenen Vorhangs eine Freude, Elli Albert und Margit Schmidt-Stark als die zwei älteren Damen Jutta und Hilde kennenzulernen, die zusammen ein beschauliches leben in Juttas großen Haus führen. Leider reicht jedoch Beschaulichkeit nicht aus, um die Un- terhaltskosten des großen Hauses bezahlen zu können. Zur Aufbesserung der Haushaltskasse entscheiden sich die beiden, wohl oder übel Untermieter auf zu nehmen zu müssen. Natürlich nur ältere, sittsame Damen. Hier kommt nun ihr Nachbar Fritz Köhler ins Spiel, dargestellt mit gewohnt präzisem und charmanten Spielwitz und großartiger Bühnenpräsenz von Helmut Weiß. Ihn rufen die Damen, sobald es im Haus Reparaturarbeiten zu er- ledigen gilt, was jedoch in letzter Zeit immer häufiger vorkommt. Hausherrin Jutta vermutet, dass die kleinen vermeintlichen Schäden von ihrer Freundin Hilde verursacht werden. Denn die hat ebenso wie sie ein Auge auf ihren charmanten Nachbarn geworfen.
Da bewerben sich die zwei jungen Studentinnen Jenny Klein und Susi Richter als Untermieter, die jedoch Jutta und Hilde verschweigen, mit welch zweifelhaftem Nebenjob sie ihren Lebensunterhalt und Studium verdienen und auf Drängen von Hilde die skeptische Jutta überzeugen. Nachbar Fritz ist über den neuen Damenzuwachs, temperamentvoll und humorig interpretiert von Manuela Mayer und Monika Dürk, außerordentlich erfreut.
Die Avancen von Jutta und Hilde prallen nun an Fritz ab. Zur Wahrung der Haussitten nehmen Jutta und Hilde zwei weitere Untermieterinnen auf, die beiden Ordensschwestern Alberta und Bilhildis, alias Günther Kläger und Stefan Winzig. Leicht ist es für die beiden Schauspieler Christoph Reile und Reinhold Kahn sicher nicht, die meiste Zeit ihrer Bühnenauftritte, besonders im stimmlichen Bereich, als Nonnen zu bestreiten.
Doch wie meist liebt es das Publikum, wenn Männer in Frauenkleider schlüpfen, noch dazu in Nonnentracht, was von den beiden mit Bravour abgeliefert wird. Bald stellt sich heraus, dass die Ordensschwestern nicht diejenigen sind, als welche sie sich ausgegeben haben.
Darüber hinaus machen Hauseinbrüche in der Nachbarschaft alle nervös. Besonders, nachdem plötzlich die vermeintliche Beute im Haus auftaucht und seltsame Anrufe eingehen. Das Verwechslungschaos ist perfekt, als Mechthild, eine weitere Nonne, zurückhaltend und fromm dargestellt von Regisseurin Judith Schere in Juttas „ehrenwertem Haus“auftaucht. Um Ruhe und Beschaulichkeit ist es nun endgültig geschehen.
Verdienter Schlussapplaus für ein starkes, temporeiches und kurzweiliges Laientheater.