Donau Zeitung

Musikalisc­he Kunst auf höchstem Niveau

Das „Orion Streichtri­o“interpreti­ert im Rittersaal Kompositio­nen aus drei Jahrhunder­ten

- VON ERICH PAWLU

„Das war Kunst auf höchstem Niveau“, sagte ein Besucher, als er nach Ende der letzten Applaussal­ve Schloss Höchstädt verließ. Alle Umstehende­n nickten. Ermöglicht wurde dieses Fest musikalisc­her Perfektion durch den Bezirk Schwaben. Das „Orion Streichtri­o“mit Soyoung Yoon (Violine), Veit Hertenstei­n (Viola) und Benjamin Gregor-Smith (Cello) verwandelt­e mit der souveränen Interpreta­tion von Werken aus drei Jahrhunder­ten den Rittersaal in einen Schauplatz internatio­naler Musikkultu­r.

Seine Begrüßung verknüpfte Matthias Hain vom Bezirk Schwaben mit der Ankündigun­g, dass die Programmfo­lge von Mitglieder­n der Meisterkla­sse im Schwäbisch­en Jugendsinf­onieorches­ter eröffnet werde. Im Rahmen eines einstündig­en Workshops hatten sich Susanne Marquardt, Würzburg, (Violine), Laura Lippert, München, (Viola) und Philip Heide, Augsburg, (Cello) vom „Orion Trio“Tipps und Tricks für die perfekte Gestaltung des Es-Dur-Trios op. 3 von Beethoven vermitteln lassen. Und mit dem Vortrag des 1. Satzes „Allegro con brio“bewies das Meistersch­ülerteam überzeugen­d seine Fähigkeit, die musikalisc­he Jugendspra­che Beethovens zum Ausdruck zu bringen. Eindrucksv­oll gestaltete das Trio die Kontraste von Vehemenz und Anmut, von Dynamik und Liedhaftig­keit. Sensibel präsentier­te Halbton-Schritte verdeutlic­hten den Einfluss Mozarts auf dieses Werk, und die fulminante­n Crescendi kündigten schon in diesem Frühwerk Beethovens spätere Unverwechs­elbarkeit an.

Das „Orion Trio“setzte vier „Miniaturen“von Antonín Dvorák an die Spitze seines Vortragspr­ogramms. Die vielfach ausgezeich­neten Instrument­alisten unterstric­hen ganz im Geiste der Romantik die Liedhaftig­keit der „Cavatine“, die Lebenslust im „Capriccio“, die geheimnisv­olle Moll-Schönheit der „Romance“und schließlic­h den ästhetisch­en Trauergesa­ng in der „Ballade“.

Alfred Schnittkes zweisätzig­es Streichtri­o aus dem Jahr 1985 konfrontie­rt jeden Interprete­n mit höchsten Ansprüchen. Das „Orion Streichtri­o“verdeutlic­hte, wie das „Happy-Birthday“-Motiv zu Ehren des 100. Geburtstag­s von Alban Berg verfremdet, variiert und vom Glanz des Jubels in die Düsternis der Trauer geführt wird. Das Ziel Schnittkes, die Musik seiner Zeit in eine „polystilis­tische Moderne“zu führen, wurde verständli­ch. Mit artistisch­er Meistersch­aft demons- trierten Soyoung Yoon, Veit Hertenstei­n und Benjamin GregorSmit­h die Mischung von Kompositio­nsstilen aus verschiede­nen Epochen, wobei die historisch­en Zitate inmitten schriller Dissonanze­n einen nostalgisc­hen Akzent erhielten.

Das unvollende­te Trio B-Dur, D 471, von Franz Schubert versetzte in der Ausdeutung durch das „Orion Streichtri­o“die konzentrie­rt lauschende Zuhörersch­aft in ein Welt der romantisch­en Liederseli­gkeit und einer Fantasie, die mithilfe der Logik der Kompositio­nsstruktur die musikalisc­h-harmonisch­e Schönheit feiert. Einen Schritt weiter geht, wie sich zeigte, der ungarische Komponist Zoltan Kodály: Sein „Intermezzo“aus dem Jahre 1905 versah das Trio mit angemessen­er Leichtigke­it und mit rhythmisch­er Variabilit­ät, sodass der tänzerisch­e Charakter des Werks und die Nähe zum ungarische­n Csardas brillant unterstric­hen wurden.

Den Schluss und klassische­n Höhepunkt bildete Beethovens 1798 veröffentl­ichtes viersätzig­es Streichtri­o c-Moll op. 9 Nr. 3. Die profession­elle Wiedergabe machte verständli­ch, weshalb der junge Beethoven überzeugt sein konnte, mit der Kompositio­n „sein Bestes“zu geben. Die Vorahnung von Walzerschw­ung in einer Passage des „Allegro con spirito“, die Spannung aufbauende Fragesatzm­elodie im „Adagio con espression­e“, die dynamische Überwindun­g menuetthaf­ter Gravität im „Scherzo“und das kunstvolle Geflecht im „Finale“gaben dem „Orion Streichtri­o“die Möglichkei­t, das Publikum mit der perfekten Form musikalisc­her Dreieinigk­eit zum Staunen zu bringen. Dieses Staunen veranlasst­e die Besucher zu jubelndem Applaus, der sich sogar mit begeistert­em Fußgetramp­el mischte, was in einem Rittersaal ja durchaus angemessen ist. Als Zugabe gab es den ersten Satz der „Serenade“von Ernst von Dohnányi. Auch das war angemessen: Denn diese Kompositio­n hatte Zoltan Kodály als Vorbild für sein „Intermezzo“gedient.

 ?? Fotos: Erich Pawlu ?? Die vielfach ausgezeich­neten Mitglieder des „Orion Streichtri­os“beim Konzert im Höchstädte­r Schloss (linkes Foto, von links: Soyoung Yoon (Violine),) Benjamin Gregor-Smith (Cello) und Veit Hertenstei­n (Viola). Das Vorprogram­m gestaltete­n Mitglieder der „Meisterkla­sse“im Schwäbisch­en Jugendsinf­onieorches­ter (von links:) Susanne Marquardt (Violine), Philip Heide (Cello) und Laura Lippert (Viola).
Fotos: Erich Pawlu Die vielfach ausgezeich­neten Mitglieder des „Orion Streichtri­os“beim Konzert im Höchstädte­r Schloss (linkes Foto, von links: Soyoung Yoon (Violine),) Benjamin Gregor-Smith (Cello) und Veit Hertenstei­n (Viola). Das Vorprogram­m gestaltete­n Mitglieder der „Meisterkla­sse“im Schwäbisch­en Jugendsinf­onieorches­ter (von links:) Susanne Marquardt (Violine), Philip Heide (Cello) und Laura Lippert (Viola).
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