Zum Abschied wird Sauler beschenkt
Der Kaufmännische Direktor verlässt nach 16 Jahren das Haus. Das fällt dem Lauinger sichtlich schwer, wie bei einer Feierstunde deutlich wird
Die „Schlaue Stunde“beginnt im Schulungsraum des Günzburger Kreiskrankenhauses mittwochs um 8 Uhr. Dieses Mal ging es um „Neues in der WACTherapie und der Wundbehandlung“. Einige Stunden zuvor war in dem großen Raum im Untergeschoss ausnahmsweise kein Platz für Wissensvermittlung. Es war die Stunde des Abschieds und der Emotionen. Helmut Sauler nahm ein Papiertaschentuch zur Hand – nicht etwa, weil er Schnupfen hatte. Er musste ab und an die feucht gewordenen Augen abtrocknen. Die Nase lief ebenfalls vor Rührung. So „angefasst“haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreiskliniken Günzburg und Krumbach den Kaufmännischen Direktor und stellvertretenden Vorstand wohl noch nicht erlebt. Nach 16 Jahren verlässt der gebürtige Lauinger, der mit an der Spitze der Verwaltung stand, das Krankenhaus und geht mit 64 in den Ruhestand.
Sauler war bekannt für Transparenz und Offenheit. Manchen war er ein guter Ratgeber und sogar ein väterlicher Freund. Stets hatte er die Finanzen im Blick. Als Herr der Zahlen hieß er nicht alles, was vielleicht wünschenswert gewesen wäre, für gut. Stets untermauerte er seine Position mit Argumenten, die nicht aus dem Bauch heraus kamen. Vielleicht war sein Kurs auch deshalb so erfolgreich. Über viele Jahre schrieben die Kreiskliniken im Nachbarkreis Günzburg schwarze Zahlen, als andernorts längst Millionendefizite aufgelaufen sind.
Das gelang, obwohl an den Standorten Günzburg und Krumbach kräftig investiert worden ist. In Günzburg wurde beispielsweise die Intensivstation saniert, der Brandschutz auf den Stationen erneuert, es wurden die Operationssäle umgebaut und erweitert – und verschiedene andere Funktionsbereiche. In Krumbach standen eine neue Endoskopie und eine neue Intensivstation auf dem Bauprogramm. Derzeit entstehen drei OP-Säle und die Zentralsterilisation. Auch in Günzburg hört das Bauen nicht auf: Es laufen vorbereitende Planungen für die Er- weiterung und Sanierung der Entbindungsabteilung. Das ist bereits ziemlich konkret. Auch die Krankenzimmer sollen saniert und dem aktuellen Stand angepasst werden. Das geschieht alles, um diese Krankenhäuser der Regel- und Grundversorgung attraktiv zu machen – unverzichtbar im Schatten der Großkliniken. Dabei bieten die Kreiskliniken aus Saulers Sicht beispielsweise durch ein Kooperationsmodell mit der Möglichkeit der Herzkatheteruntersuchung rund um die Uhr mehr, als es für Krankenhäuser dieser Größe üblich ist.
Den scheidenden Finanzchef schmerzt es, dass es 2017 erstmals nicht mehr gelungen ist, am Ende des Jahres mit positiven Zahlen aufzuwarten. Auch für 2018 werden die Kreiskliniken (1200 Mitarbeiter in Günzburg und Krumbach, ein Jahresbudget von rund 70 Millionen Euro) um eine Etatlücke im einstelligen Millionenbereich nicht herum- kommen. „Dafür gibt es vielfältige Ursachen, die meisten sind politischer Natur“, sagt Sauler, der 1976 mit 22 Jahren Verwaltungsleiter des damals noch existierenden Kreiskrankenhauses in Höchstädt wurde – und damit damals der jüngste Verwaltungschef einer solchen Einrichtung in Bayern. Danach hat er die Finanzbuchhaltung der Krankenhäuser Lauingen und Wertingen verantwortet, war ab 1986 und bis Ende 2002 Verwaltungschef des Lauinger Krankenhauses, das dann ebenso wie zuvor Höchstädt „aus politischen Gründen“geschlossen worden war. „So etwas prägt“, sagte Sauler während seiner Abschiedsrede. Danach kam Günzburg.
Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender Hubert Hafner hob das Engagement Saulers hervor, dem es durch seine moderierende Art gelungen sei, stets die vielfältigen Fäden in den Krankenhäusern zusammenzuführen. Vorstand Dr. Volker Rehbein dankte Sauler in einer persönlich gehaltenen Ansprache für seine kompetente Art, seine Offenheit und Loyalität.
„Wenn wir auch nicht immer einer Meinung waren, so haben wir uns nie auseinanderdividieren lassen.“Saulers Nachfolgerin Gudrun Egner lobte ihren bisherigen Chef mit folgenden Worten: „Einen Vorgesetzten wie Sie zu haben, ist ein sehr, sehr großes Glück.“Am 22. März wird Saulers letzter Tag in der Klinik sein. Wenig später geht’s auf Donauflusskreuzfahrt von Passau nach Wien. Und dann baut er auf seine Frau und die beiden erwachsenen Töchter, „dass ich in meiner Familie integriert werde. Bislang habe ich ein Hobby gehabt, das war mein Beruf.“
Attraktiv im Schatten der Großkliniken Verwaltungsleiter in Höchstädt