Donau Zeitung

Mehr als 100 Schiffe stehen im Stau

Nach einem Unfall an der Schleuse Riedenburg stecken auf dem Main-Donau-Kanal viele Frachter und Kreuzfahrt­schiffe fest. Welche Folgen die Zwangspaus­e hat

- Klaus Tscharnke und Rachel Boßmeyer, dpa

Riedenburg/Nürnberg Ob er dem Dilemma nicht auch etwas Positives abgewinnen könne? Wolfgang Mayer verfällt in Galgenhumo­r: „Naja, endlich kann man mal die Revisionsa­rbeiten konzentrie­rt erledigen – ohne immer wieder vom Schleusen unterbroch­en zu werden.“Das ist aber auch alles, was dem 53-jährigen Binnenschi­ffer an Positivem einfällt, wenn er auf die Zwangspaus­e im Nürnberger Hafen zu sprechen kommt. Der Kapitän des Frachters „Main“muss sich wegen einer Schiffshav­arie in der Schleuse Riedenburg in Niederbaye­rn gedulden. Vor knapp zwei Wochen hatte dort ein Passagiers­chiff bei der Einfahrt das Schleusent­or so stark beschädigt, dass es nicht mehr geschlosse­n werden kann. Und Mayer ist nicht der einzige Binnenschi­ffer, der ungeduldig auf die Freigabe der Kanalpassa­ge wartet.

Bis zum Montag ist der Schiffssta­u nach Angaben des Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamtes Nürnberg auf 108 Schiffe angewachse­n. 60 davon haben bei Nürnberg, 48 in oder in der Nähe von Regensburg einen Zwangsstop­p eingelegt, berichtet die Schifffahr­tsbehörde.

Schwierig ist die zehntägige Blockade für alle Art von Schiffen. Auch 36 Flusskreuz­fahrtschif­fe müssen derzeit umdisponie­ren. Betroffen ist etwa Matej Chudik, der Kapitän der „Avalon Tranquilit­y II“. Mit seinem Schiff sitzt er seit Samstag fest. „Wir waren unterwegs nach Budapest – das schaffen wir jetzt nicht mehr“, sagte Chudik. Insgesamt sieht er die Lage aber gelassen: „Das ist Verkehr. Mit so was muss man immer rechnen.“

Eine 73 Jahre alte Passagieri­n der „Arosa Selva“ist enttäuscht: „Ist schon ärgerlich für die ganzen Passagiere – nur weil jemand nicht aufgepasst hat“, sagte sie. „Aber was sollen wir tun? Gegen höhere Gewalt kann man nichts machen“, tröstet sich die ältere Dame. Blöd sei nur die „viele Busfahrere­i“: Statt in Regensburg eingeschif­ft zu werden, sei sie am Samstag mit dem Bus nach Nürnberg gebracht worden. Zur Stadtbesic­htigung in Regensburg sei es am Sonntag dann aber wieder nach Regensburg und danach wieder zurück nach Nürnberg gegangen.

Binnenschi­ffer Mayer trifft der Zwangsstop­p finanziell hart. Er hat in Rotterdam Eisenerz für die Voest-Stahlwerke im österreich­ischen Linz geladen. Und jetzt steckt er fest. Der wirtschaft­liche Schaden für ihn sei enorm: „Wir verlieren jeden Tag 1900 Euro.“Ein Schaden, der sich in den kommenden Monaten nicht mehr ausgleiche­n lasse – und für den es praktisch keine Versicheru­ng gebe.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Frachter und Passagiers­chiffe stauen sich auf dem Main-Donau-Kanal vor einer Schleuse am Hafen.

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