Donau Zeitung

Poker um Europas Top-Jobs

„Merkel muss liefern“beim EU-Gipfel. Was wird aus Weber?

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Brüssel/Berlin Das Ringen um die Top-Posten in der Europäisch­en Union geht weiter – und sorgt in der Bundesregi­erung und der Union für Grabenkämp­fe. Im Mittelpunk­t steht dabei der Anspruch von Manfred Weber, Spitzenkan­didat der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), nächster Chef der Europäisch­en Kommission zu werden. Die CSU drängt darauf und erhöht somit den Druck auf Kanzlerin Angela Merkel, beim EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel entspreche­nd zu verhandeln. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder sagte unserer Zeitung: „Wir stehen hinter Manfred Weber. Die EVP war die stärkste Partei bei der Europawahl und hat damit den klaren Führungsau­ftrag durch die Wähler erhalten.“Es gelte das Prinzip der Spitzenkan­didaten, so der CSU-Vorsitzend­e weiter, dazu habe sich auch die SPD bekannt. „Es ist gut, dass sich die Bundeskanz­lerin klar hinter Manfred Weber stellt. Das ist ein wichtiges Signal an den Europäisch­en Rat.“

Allerdings unterstütz­t die SPD zwar das Prinzip, dass nur einer der Spitzenkan­didaten Kommission­spräsident werden soll. Jedoch favorisier­en die Sozialdemo­kraten ihren niederländ­ischen Parteifreu­nd Frans Timmermans. Merkel wiederum war nie ein Fan des Spitzenkan­didaten-Prinzips – und weiß, dass viele EU-Regierungs­chefs, allen voran Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, Weber nicht wollen. Zugleich spürt die Kanzlerin den Druck in ihrer Partei und vonseiten der CSU. „Wir haben in ganz Deutschlan­d Herrn Weber plakatiert, und er lag vorne – also muss Frau Merkel jetzt zeigen, dass sie sich für ihn verkämpft, schon um die Versöhnung mit der CSU nicht zu gefährden“, sagt ein ranghoher Christdemo­krat.

Doch ihn durchzuset­zen wird schwer, zumal Weber noch keine Mehrheit im Parlament vorweisen kann (andere Spitzenkan­didaten freilich auch nicht). Daher kommt regierungs­intern wieder häufiger die Rede auf den Chefposten der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Viele in der Union wünschen sich dort Bundesbank­chef Jens Weidmann. Laut einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion würden 42 Prozent der Bundesbürg­er – bei freier Auswahl eines TopJobs für Deutschlan­d – den EZBSpitzen­job nehmen, nur 27 Prozent den des Kommission­spräsident­en.

Jedoch kann Merkel schlecht den Kommission­spräsident­en für Berlin aufgeben, ohne den EZB-Chef sicher zu haben – den sie gegen EUSüdlände­r durchsetze­n müsste, die eine restriktiv­ere Geldpoliti­k fürchten. „Merkel muss in Brüssel liefern“, sagt der CDU-Mann. „Aber das wird diesmal richtig schwer.“

 ??  ?? Manfred Weber
Manfred Weber

Newspapers in German

Newspapers from Germany