Wie im Landkreis Blumenteppiche entstehen
Drei Frauen aus Wittislingen und Eppisburg verraten uns, woher sie ihre Inspiration nehmen und welche Motive sich am besten für Fronleichnam eignen
Drei Frauen aus Wittislingen und Eppisburg erzählen von ihren Ideen zu Fronleichnam und welche Probleme es gibt.
Für die Blumenteppiche eignen sich vor allem Rosen
Spätestens um sechs Uhr wird Hannelore Wengert am Donnerstagmorgen auf den Beinen sein. Das würde sie genau dreimal im Jahr machen, sagt die Wittislingerin. Nur für die Osternacht, für den Urlaub und natürlich an Fronleichnam. Dann schmückt sie das Dorf mit Blumen. Dafür steht sie gerne auf, denn: „Die Stimmung ist jedes Jahr großartig.“Was ihr besonders an der Arbeit in den frühen Morgenstunden gefalle, sei die Aufbruchsstimmung, kurz bevor alle Blumen arrangiert seien. Vier Altäre würden in diesem Jahr in Wittislingen geschmückt werden. Dabei sei für jedes Blumenarrangement eine andere Gruppe verantwortlich. Gemeinsam mit ihrer Schwester und weiteren Mitgliedern aus dem Pfarrgemeinderat übernimmt Wengert seit 1997 die Gestaltung eines solchen Altars. Richtig auf den Tag vorbereiten könne man sich vorab allerdings nicht, erklärt die Pfarrsekretärin. „Wir suchen uns Inspiration im Internet und übertragen dann das Motiv mithilfe eines Tageslichtprojektors auf eine Papiertischdecke, damit wir eine Vorlage haben.“
Bei den Blumenarrangements seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Brot, Heiliger Geist oder Fisch. Handelt es sich um ein eucharistisches Motiv, kann es umgesetzt werden. Von kleinteiligen Gestaltungsideen ist man in Wittislingen allerdings inzwischen abgekommen. „Trauben und Ähren machen zu viel Arbeit und wirken wegen ihrer Größe nicht genug“, betont sie. Entscheidend für die Entstehung der Blumenteppiche ist auch, auf welches Datum Pfingsten fällt. Je nach Jahreszeit geben die Gärten andere Blumen her. Wengert arbeitet am liebsten mit Pfingstrosen, Schneebällen, Rosen oder Flieder. Sie sagt: „Je größer die Blüten, desto einfacher wird das Ganze.“Dass man von der Natur abhängig sei, mache jedes Jahr spannend. Inzwischen hat die Pfarrsekretärin auch schon ihre sicheren Anlaufstellen, um an Blüten zu kommen. „Am Vortag fahren wir immer durch das Dorf und sammeln fleißig ein.“Gibt es einmal nicht genug Blumen für den drei mal vier Meter großen Teppich, wird mit Rasenschnitt ausgeholfen. „Sind alle Blüten an ihrem Platz, wird gegossen, um alles zu festigen, erklärt Wengert. Wenn sich nicht gerade Nachbarskatzen in den Blumen verirren würden, überstehe der Teppich so locker die Zeit bis zur Prozession.
Knapp 20 Kilometer weiter in Eppisburg, sind
Brigitte Steiner und Mesnerin Roswitha Ertl an Fronleichnam noch nicht aus dem Haus, wenn in Wittislingen schon fleißiges Treiben herrscht und die ersten Blüten gezupft werden. Heuer findt die Prozession in der Aschberggemeinde erst um 18.30 Uhr statt. Deshalb seien die Aufbauarbeiten auf den Nachmittag verschoben worden, erzählt Steiner. Knapp drei Stunden plane man in der Regel ein, um den Blumenteppich vor der Kirche fertigzustellen. In Eppisburg arbeitet man mit Sägemehl als Untergrund, damit das Kunstwerk auch schön dick wirkt. Auf die Oberfläche werde abschließend immer Blumenerde verteilt, um einen schöneren Kontrast zu erhalten, ergänzt Ertl. Was sich für den Teppich eigenen könnte und zum Einsatz kommt, wird über das Jahr hinweg entschieden. „Wir sammeln unsere Ideen und überlegen immer, was sich mit welcher Pflanze umsetzen lässt“, sagt Steiner. Ein paar Tage vorher würde man schon durch den Ort fahren und in die Gärten spitzeln, um abzuschätzen, ob sich etwas eigne. Zwei auf drei Meter müssten schließlich gefüllt werden, erklärt sie und lacht. Auch hier arbeite man gerne mit Rosen, doch auch Margeriten seien wichtig – mit ihnen könne man am besten schreiben, betont Steiner.
Die Idee für einen Teppich sei allerdings nicht in Stein gemeißelt. Würde man beim Legen der Blüten merken, dass etwas nicht gehe, kürze man Sprüche oder schreibe etwas ganz anderes, fügt Ertl hinzu. „Damit der Teppich symmetrisch wirkt, messen wir vieles aus“, verrät sie. Nicht nur der Optik wegen sei der Untergrund aus Sägemehl und Erde toll, die Blumen würden dadurch auch besser liegen und nicht so einfach verschwinden. Nur wenn Wind gehe, sei das schwierig. „Wir mussten den Teppich auch schon mit Folie abdecken, damit nicht alle Blüten wegfliegen“, erinnert sich Ertl und muss lachen.