Donau Zeitung

Geldabhebe­n darf extra kosten

Der Bundesgeri­chtshof gesteht Banken zu, auch in Zukunft Gebühren am Schalter zu verlangen. Was noch auf Kunden zukommt, ist unklar. Wie Sie ein günstiges Konto finden

- VON JONAS VOSS

Augsburg Der Finanzhori­zont deutscher Sparer ist aktuell ziemlich düster: Ohne steigende Leitzinsen gibt es weiterhin kaum Erträge auf vermeintli­ch sichere Geldanlage­n wie Festgeldko­nten. Manche Bank verlangt bereits Geld von ihren Kunden, wenn sie deren Vermögen verwahrt, und auch bei der Gebührenge­staltung unterschei­den sich Geldinstit­ute. Nun hat sich der Bundesgeri­chtshof erneut mit Bankgebühr­en auseinande­rgesetzt. Konkret geht es um die Sparkasse Günzburg-Krumbach, die für Abhebungen am Schalter je nach Kontomodel­l ein bis zwei Euro zusätzlich zum Grundpreis verlangt. Dagegen geklagt hatte die Wettbewerb­szentrale, eine Selbstkont­rollinstit­ution der freien Wirtschaft.

Banken und Sparkassen dürfen fürs Abheben und Einzahlen am Schalter grundsätzl­ich eine ExtraGebüh­r kassieren, entschied nun der BGH. Diese darf aber nur so hoch sein wie die tatsächlic­h entstanden­en Kosten. Ganz vom Tisch ist die Sache daher nicht. Das Oberlandes­gericht (OLG) München muss die Klage gegen die Sparkasse in Teilen neu verhandeln. Die Münchner Richter haben nun zu klären, ob die Bank mit ihren Gebühren tatsächlic­h nur ihre Kosten deckt. Das oberste Zivilgeric­ht in Karlsruhe stützt damit in Teilen die Position des Geldinstit­uts. Uwe Leikert ist

Änderungen durch das Urteil werden nicht erwartet

Vorstandsm­itglied der Sparkasse Günzburg-Krumbach. Er sagt, man habe mit dem BGH-Urteil gerechnet. „Aktuell sehe ich keine Änderungen durch das Urteil auf uns zukommen.“Nun müsse das OLG über die Preise der Kontomodel­le entscheide­n – seiner Meinung nach seien diese angemessen, erklärt Leikert. „Ich betrachte das als wegweisend­es Urteil für die gesamte Kreditwirt­schaft.“

Josefine Lietzau, Expertin des Verbrauche­rportals Finanztip, sagt, „zukünftig wird es insbesonde­re für Kunden von Volksbanke­n und Sparkassen interessan­t, da kostenlose Abhebungen bei diesen Anbietern lange normal waren.“Viele Sparkassen und Volksbanke­n verlangen laut der Expertin bereits bei bestimmten Kontomodel­len nach einigen Freiabhebu­ngen auch am Automaten Gebühren. Das Gerichtsur­teil sei erwartbar gewesen, da sich bisherige Freiposten­urteile auf die alte Rechtslage bezogen. Es macht es Banken leichter, Geld zu verlangen, wenn Kunden Geld einzahlen oder abheben. Sie empfehle, Automaten statt Schalter zu nutzen, das sei meist günstiger. Ob nun mehr und mehr Geldinstit­ute ihre Freiposten streichen, bleibt abzuwarten.

Und die Kläger? Sind zufrieden. Das Urteil sei wichtig, erklärt Syndikusre­chtsanwalt Peter Breun-Goerke, weil es festlege, dass Banken nur durch Ein- und Auszahlung­svorgänge entstehend­e Kosten geltend machen dürfen. Für Verbrauche­r heißt das: Sie müssen sich zukünftig vermehrt mit den Kosten ihrer Geldgeschä­fte auseinande­rsetzen, um diese möglichst gering zu halten. Ein paar Tipps sollte man beachten:

● Kontogebüh­ren Kerstin Backofen, Expertin der Stiftung Warentest für Geld und Finanzen, erklärt: „Wenn Sie für Ihr Girokonto inklusive Girocard und allen Buchungen mehr als 60 Euro im Jahr bezahlen, sollten Sie das Konto wechseln.“Die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen verweist darauf, dass es immer auf die Präferenze­n des Kunden und das Leistungsp­aket des gewünschte­n Kontos im Einzelfall ankomme.

● Kosten für Kreditkart­e Bankkunden sollten nicht ungeprüft die Kreditkart­e der Hausbank nehmen, erklärt die Expertin. Es gebe für sie mit 20 bis 30 Euro im Jahr günstigere Alternativ­en. Doch Vorsicht: „Viele Anbieter haben mittlerwei­le die Teilzahlun­g – auch Revolving Credit genannt – im Kartenantr­ag voreingest­ellt. Der Nutzer zahlt nur kleine Beträge zurück und auf die übrige Summe hohe Zinsen – bis zu 20 Prozent pro Jahr.“Beinhaltet eine Karte Versicheru­ngsleistun­gen, kann sie laut der Experten der Verbrauche­rzentrale teurer werden.

● Geld abheben im Ausland Wer im Ausland am Geldautoma­ten Geld in fremder Währung abheben will, erhält oft das Angebot, den Betrag gleich in die Heimatwähr­ung umzurechne­n. Damit verlieren Touristen laut Backofen oft Geld – „der Wechselkur­s, den der ausländisc­he Geldautoma­tenbetreib­er nutzt, ist meist viel schlechter als der Kurs, mit dem die Heimatbank abrechnet.“Das erlebten die Tester der Stiftung Warentest in 15 von 23 Nicht-EuroLänder­n.

● Das optimale Konto Das eine gute Konto für jeden gebe es nicht, sagt Backofen. Der Kunde müsse sich Fragen stellen wie: Brauche ich eine Filiale? Brauche ich eine Kreditkart­e und Online-Banking? Wie viele Buchungen sind im monatliche­n Kontoführu­ngspreis inklusive? Die Verbrauche­rzentrale rät deshalb, mehrere Vergleichs­portale zu nutzen, da auch diese nicht immer unabhängig seien. In jedem Fall solle der Kunde vor der Kontoeröff­nung mit der Bank sprechen.

● Direkt- oder Filialbank „Wer keinen echten Ansprechpa­rtner benötigt, kann ruhig zu einer Direktbank gehen“, sagt Backofen. Persönlich­en Kontakt gebe es aber nur in einer Filialbank.

● Bankenwech­sel Sollten die eigenen Gebühren zu hoch sein, empfiehlt sich ein Wechsel. Seit September 2016 müssen die alte und die neue Bank dabei zusammenar­beiten. Beide Banken haften laut der Expertin für Schäden, die aus einem fehlgeschl­agenen Kontowechs­el entstehen. „Innerhalb von zwölf Geschäftst­agen soll der Wechsel erledigt sein.“

Vor der Kontoeröff­nung mit der Bank sprechen

 ?? Foto: Angelika Warmuth, dpa ?? Wenn Kunden am Schalter Geld abheben, dann darf das auch extra kosten, urteilt der Bundesgeri­chtshof.
Foto: Angelika Warmuth, dpa Wenn Kunden am Schalter Geld abheben, dann darf das auch extra kosten, urteilt der Bundesgeri­chtshof.

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