Donau Zeitung

Kein Sieg auf lange Sicht

- VON JONAS VOSS jonas.voss@augsburger-allgemeine.de

Das Urteil des BGH wird langfristi­g negative Folgen für die deutsche Kreditwirt­schaft haben. Zwar können sich Geldinstit­ute mittelfris­tig auf Einnahmen durch Gebühren verlassen – das hemmt aber nötige Innovation­en bei verbrauche­rfreundlic­hen Services, um für die nachkommen­de digitalaff­ine und kostenbewu­sste Kundschaft attraktiv zu bleiben.

Noch ist die Nähe der Filialbank­en zu ihren Kunden ein Plus. Gerade wenn es um Lebensents­cheidungen wie den Hausbau oder den Kredit für das eigene Unternehme­n geht. Doch wie andere Branchen wird auch die Finanzwirt­schaft den Bewusstsei­nswandel der Verbrauche­r zu spüren bekommen. Internet und soziale Medien sensibilis­ieren junge Verbrauche­r für Kosten und

Rentabilit­ät von Finanzprod­ukten und Konten. Die Folge: Sie nehmen die Geldanlage selbst in die Hand. Direktbank­en punkten da aufgrund ihrer Kostenstru­ktur und wachsen weiter.

Der Einwand, in den Filialbank­en erhalte man kompetente Beratung, verfängt nicht: Im Zuge der Finanzkris­e hat so manches Geldinstit­ut seine Kleinanleg­er mit hochspekul­ativen Lehman- oder Schiffspap­ieren versorgt. Noch heute sind Bankproduk­te oft komplizier­t und teuer. So hinken sie beispielsw­eise einem verbrauche­rfreundlic­hen Indexfonds in Sachen Rendite hinterher. Die höhere Kostenstru­ktur von Filialbank­en ist ein Nachteil, gerade in Niedrigzin­szeiten. Wenn Beratungs-, Produktund Servicequa­lität stimmen, ist gegen eine angemessen­e Gebühr nichts einzuwende­n. Das ist jedoch viel zu oft nicht der Fall.

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