Kein Sieg auf lange Sicht
Das Urteil des BGH wird langfristig negative Folgen für die deutsche Kreditwirtschaft haben. Zwar können sich Geldinstitute mittelfristig auf Einnahmen durch Gebühren verlassen – das hemmt aber nötige Innovationen bei verbraucherfreundlichen Services, um für die nachkommende digitalaffine und kostenbewusste Kundschaft attraktiv zu bleiben.
Noch ist die Nähe der Filialbanken zu ihren Kunden ein Plus. Gerade wenn es um Lebensentscheidungen wie den Hausbau oder den Kredit für das eigene Unternehmen geht. Doch wie andere Branchen wird auch die Finanzwirtschaft den Bewusstseinswandel der Verbraucher zu spüren bekommen. Internet und soziale Medien sensibilisieren junge Verbraucher für Kosten und
Rentabilität von Finanzprodukten und Konten. Die Folge: Sie nehmen die Geldanlage selbst in die Hand. Direktbanken punkten da aufgrund ihrer Kostenstruktur und wachsen weiter.
Der Einwand, in den Filialbanken erhalte man kompetente Beratung, verfängt nicht: Im Zuge der Finanzkrise hat so manches Geldinstitut seine Kleinanleger mit hochspekulativen Lehman- oder Schiffspapieren versorgt. Noch heute sind Bankprodukte oft kompliziert und teuer. So hinken sie beispielsweise einem verbraucherfreundlichen Indexfonds in Sachen Rendite hinterher. Die höhere Kostenstruktur von Filialbanken ist ein Nachteil, gerade in Niedrigzinszeiten. Wenn Beratungs-, Produktund Servicequalität stimmen, ist gegen eine angemessene Gebühr nichts einzuwenden. Das ist jedoch viel zu oft nicht der Fall.